Der Mensch: Doch auch die Menschen müssen aufmerksam gemacht werden, sagt Böhmer. Ein Schild am Wegrand weist darauf hin, dass hier Schutzhunde arbeiten. Gefahr für Spaziergänger, Reiter und andere Hunde gehe von den Tieren nicht aus. Gambietz rät dazu, Hunde immer anzuleinen. Nur wenn Hunde in die Weide eindringen, könne es gefährlich werden, denn der Schutzinstinkt der Pyrenäenberghunde ist ausgeprägt. In der Ausbildung lernen sie auch eine gewisse Coolness. „Sie sollen nicht den 500. Wanderer am Zaun entlang bellend begleiten,“ sagt Gambietz. Idealerweise ruhen Herdenschutzhunde tagsüber, damit sie nachts wach und aufmerksam sind.
Der Bürgermeister: Harald Wich freut sich über die Weidehaltung der Rinder am Schrenkersberg. „Das ist eine Bereicherung. Die Flächen bleiben frei und verbuschen nicht.“ Zwiegespalten ist seine Haltung, was die Rückkehr des Wolfes anbelangt. „Man muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen,“ fordert er, damit es kein Risiko für die Menschen gibt. Finanziell unterstützen kann die Gemeinde nicht, nur moralisch. Und bei der Hundesteuer. Da gebe es Vergünstigungen für Hütehunde.
Das Pilotprojekt: Joswig spricht von einem Pilotprojekt, das man hier begleite. In ganz Bayern gebe es bisher zehn Betriebe, die mit Hunden arbeiten, um sich gegen die „großen Beutegreifer“, zu denen auch Luchse und Bären zählen, zur Wehr zu setzen. Wenn gerissene Nutztiere gefunden werden, gebe es einen Entschädigungsfonds. Allerdings müsse bewiesen werden, dass nicht wildernde Hunde das Kalb getötet haben. Ein umfangreiches Instrumentarium stellt der Staat dafür bereit. Vor Ort werden nicht nur die Bissverletzungen und Kampfspuren untersucht, es folge auch eine genetische Untersuchung. „Die ist auch wichtig fürs Monitoring“, sagt Joswig. Eine teure Untersuchung, die allein rund 100 Euro kostet. Nicht zuletzt geschehe das um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. „Die Aussage, dass es sich um einen Wolfsriss handelt, zieht Kreise. Die Wirkung in der Öffentlichkeit ist dann sehr groß,“ sagt Joswig.
Die Kosten: Manche Rinderzüchter sehen das anders. Sie sind verärgert, weil ihrer Meinung nach viel abgewiegelt werde. „Und dann heißt es halt einfach, es waren wildernde Hunde und gezahlt wird nichts,“ sagt ein Rinderzüchter, der nicht genannt werden möchte. Böhmer bemüht sich um Neutralität. „Wir bräuchten den Wolf hier nicht,“ sagt er. „aber wir sind ein offenes Land, und wir müssen unsere Nutztiere schützen. Ich will, dass es meinen Tieren gut geht.“ Die fünf Kälber, die er in den letzten Jahren verloren hat, hat ihm niemand ersetzt. Wolfsspuren konnten keine sichergestellt werden. Dafür nimmt er jetzt Geld in die Hand um für Sicherheit zu sorgen. Allein 22 000 Euro kostet die Umstellung auf neue Zäune, und etwa 3000 Euro kostet die Anschaffung eines Schutzhundes. Dessen Unterhaltung (Futter, Tierarztkosten und so weiter) sind weitere tausend Euro pro Jahr und Hund. Böhmer: „Da ist an andere Investitionen nicht mehr zu denken.“