Weniger Straftaten in Oberfranken

Foto: Martin Schutt/dpa Foto: red

In Oberfranken sind im Jahr 2017 weniger Straftaten registriert worden als im Jahr zuvor. Die oberfränkische Aufklärungsquote ist nach wie vor die höchste in Bayern. Dies sagte Oberfrankens Polizeipräsident Alfons Schieder bei der Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2017 am Dienstag in Bayreuth.

 
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In Oberfranken wurden im vergangenen Jahr insgesamt 49.028 Straftaten registriert. Nach dem Anstieg der Fallzahlen der Straftaten insgesamt in 2016 (+ 3,8 Prozent) sei damit 2017 ein starker Rückgang um - 8,4 Prozent zu verzeichnen. Die aktuellen Fallzahlen lägen auch unter dem Durchschnittswert der letzten zehn Jahre, der sich mit 51.499 errechnet.

Viele Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz

Die Entwicklung der Gesamtstraftaten werde nach wie vor durch Straftaten nach dem Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz, insbesondere in den Grenzregionen, aber auch in Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkünften beeinflusst. Werden bei der Registrierung von Flüchtlingen ausländerrechtliche Verstöße festgestellt (z.B. Aufenthalt ohne Pass oder Aufenthaltsgenehmigung), würden diese zur Anzeige gebracht und im PKS-Gruppenschlüssel 725000 (dies sind Straftaten gegen Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz) aufaddiert. Bedingt durch die erhöhten Flüchtlingszahlen befänden sich in Oberfranken die Fallzahlen in diesem PKS-Schlüssel auf einem seit Jahren erhöhten Niveau.

Dieser überproportionale Anstieg beeinflusse die Anzahl der Straftaten insgesamt, die Aufklärungsquote (AQ) und die Häufigkeitszahl (HZ) sowohl im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberfranken, als auch insbesondere in den Gemeinden und Dienstbereichen, in denen sich Notunterkünfte und Aufnahmeeinrichtungen befinden.

Kein direkter Vergleich

Insofern lasse der Vergleich der Anzahl der Straftaten insgesamt mit den Vorjahren, insbesondere bei der Langzeitbetrachtung, keine direkt vergleichende Aussage zur Entwicklung der allgemeinen Kriminalität zu. Ein zutreffenderes Bild liefere hier die Betrachtung des PKS-Schlüssels 890000, d. h. Straftaten insgesamt – ohne Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz. Diese werden als ‚bereinigte Straftaten‘ bezeichnet. Ohne die ausländerrechtlichen Fälle verringerte sich die Straftaten im Jahr 2017 auf 47.796 (- 1,5 Prozent).

Die Aufklärungsquote (AQ) bei den Straftaten insgesamt sei im Vergleich zum Jahr 2017 um - 3,5 Prozentpunkte auf 70,3 Prozent gesunken. Oberfranken liege mit dieser Aufklärungsquote wiederum deutlich über dem landesweiten Durchschnitt von 66,8 Prozent. Bei den Straftaten ohne Verstöße nach dem Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz verringerte sich die oberfränkische Aufklärungsquote von 71,1 auf 69,6 Prozent. Bei den ‚bereinigten‘ Zahlen sei dies der höchste Wert in Bayern.

Die Häufigkeitszahl (HZ) beschreibe als Sicherheitsfaktor das Verhältnis der bekannt gewordenen Straftaten pro hunderttausend Einwohner. Bei den Straftaten insgesamt betrage die Häufigkeitszahl 4615, bayernweit 4866. Die "bereinigten" Fallzahlen lägen oberfrankenweit bei 4499 pro hunderttausend Einwohner. Der Durchschnitt in Bayern betrage 4533 Straftaten.

Zu den in Oberfranken 34.487 aufgeklärten Fällen insgesamt habe die Polizei 24.775 Tatverdächtige ermitteln können. Bei den "bereinigten" Zahlen, ohne Zusammenhang mit dem Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz, seien zu den 33.258 aufgeklärten Fällen 23.669 Tatverdächtige ermittelt worden. Dies stelle eine Abnahme der Tatverdächtigen um - 2,9 Prozent dar.

Kriminalitätsentwicklung in den Mittelzentren, Landkreisen und der Grenzregion

In den oberfränkischen MMittelzentren Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof registrierte die Polizei im Jahr 2017 insgesamt 19.200 Straftaten. Ein Rückgang der Straftaten konnte in folgenden Mittelzentren verzeichnet werden: Im Bereich Bayreuth sank die Anzahl der Straftaten um 2363 (- 30,0 Prozent) auf 5501 Delikte. In Coburg betrug die Anzahl der Straftaten 2990, das ist ein Rückgang um 581 Fälle (- 19,4 Prozent). Auch im Bereich Hof ist eine leichte Verringerung der Fallzahlen um 66 (- 1,8 Prozent) auf 3645 festzustellen.

Bei den "bereinigten" Zahlen (ohne die Verstöße nach dem Aufenthalts-, Asyl-Freizügigkeitsgesetz), ist in den Bereichen Bayreuth und Coburg ein Rückgang der Straftaten zu vermerken. In Bayreuth sank die Anzahl um 530 auf 5258 Fälle, das sind - 10,1 Prozent, im Bereich Coburg um 352 Fälle (- 10,7 Prozent) auf 2944.

Steigerung in Bamberg

Eine Steigerung der Straftaten bei den Mittelzentren ist ausschließlich in Bamberg zu konstatieren. Hier betrug die Anzahl der Straftaten 7599, ein Zuwachs um 808 Fälle oder 10,6 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich jedoch auch die Aufklärungsquote um 4,5 Prozentpunkte.

Bei den "bereinigten" Zahlen wurde in den Mittelzentren Bamberg und Hof eine Zunahme festgestellt. Im Bereich Bamberg stieg die Anzahl der Straftaten um 748 (+ 10,1 Prozent) auf 7428. Auch hier erhöhte sich die Aufklärungsquote um + 4,3 Prozentpunkte. Im Hofer Bereich ist ein leichter Anstieg der Fallzahlen um + 1,1 Prozent oder 40 Fälle, auf 3570 zu verzeichnen.

Bei den Landkreisen in Oberfranken zeichnet sich eine unterschiedliche Entwicklung ab. In den Landkreisen Bayreuth, Coburg, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach und Lichtenfels ist teils ein deutlicher Rückgang der Straftaten zu registrieren.

Im Bayreuther Landkreis sank die Anzahl der Straftaten um - 8,4 Prozent oder 242 Fälle auf 2865, im Landkreis Coburg um - 16,2 Prozent, ein Rückgang von 460 Fällen, auf 2.835. Im Forchheimer Landkreis ist ein Rückgang um 264 Straftaten (- 8,1 Prozent) auf 3251 zu verzeichnen. Im Landkreis Hof waren es mit 4277 Fällen 320 Straftaten oder - 7,5 Prozent weniger als im Jahr 2016. Im Landkreis Kronach verringerte sich die Anzahl der Fälle leicht um 15 (- 0,6 Prozent) auf 2.545. Deutlicher fällt der Rückgang der Straftaten dagegen im Landkreis Kulmbach mit 1188 Fällen weniger auf, das sind - 31,1 Prozent, auf insgesamt 2631 Straftaten. Im Lichtenfelser Landkreis verringerten sich die Straftaten um 323 (- 11,6 Prozent) auf insgesamt 2.780 Fälle.

Deutlicher Rückgang in Kulmbach

In den Landkreisen Bayreuth, Coburg, Forchheim, Kulmbach und Lichtenfels sank die Anzahl der "bereinigten" Straftaten, im Bayreuther Landkreis um 84 Fälle (- 3,0 Prozent) auf 2829. Der Landkreis Coburg weist einen Rückgang von 209 Fällen (- 7,4 Prozent) auf insgesamt 2822 auf. Im Landkreis Forchheim waren es vergangenes Jahr mit 3230 Straftaten 270 Fälle beziehungsweise - 8,4 Prozent weniger. Der Kulmbacher Landkreis hat einen deutlichen Rückgang von 529 Fallzahlen (- 20,3 Prozent) auf 2610 zu verzeichnen. Ebenso rückläufig sind die Straftaten im Landkreis Lichtenfels mit 340 oder - 12,4 Prozent auf 2741 Fälle.

Eine Steigerung der Straftatenzahlen ist in den Landkreisen Bamberg und Wunsiedel festzustellen. Im Bamberger Landkreis ist mit 4045 Fällen ein Anstieg von 323 Fällen (+ 8,0 Prozent) zu verzeichnen. Der Landkreis Wunsiedel weist eine Steigerung der Straftaten um + 4,3 Prozent, 174 Fälle mehr, auf 4052 Straftaten auf.

In den Landkreisen Bamberg, Hof, Kronach und Wunsiedel ist bei den "bereinigten Zahlen" jeweils ein Anstieg festzustellen. Im Landkreis Bamberg beträgt dieser 345 Straftaten mehr (+ 8,7 Prozent) bei insgesamt 3988 Delikten. Der Landkreis Hof verzeichnet eine Erhöhung um + 1,5 Prozent oder 59 Straftaten auf 4008. 231 Fälle mehr (+ 9,2 Prozent) waren es im Kronacher Landkreis mit insgesamt 2519. Im Landkreis Wunsiedel schließlich stiegen die Straftaten um + 4,8 Prozent (183 Fälle) auf 3837.

Die Entwicklung in der Grenzregion, bestehend aus den Landkreisen Wunsiedel und Hof sowie der Stadt Hof zeigt ein differenziertes Bild. Die Anzahl der Straftaten im vergangenen Jahr verringerte sich um 212 Fälle auf 11.974 (- 1,7 Prozent). Bei den "bereinigten" Straftaten in der Grenzregion ist ein leichter Anstieg auf 11.415 Fälle (+ 2,5 Prozent) oder 282 Fälle mehr zum Vorjahr festzustellen. Eine Steigerung der Fallzahlen ist insbesondere im Bereich der Straßenkriminalität um + 10,3 Prozent, der Rauschgiftdelikte um + 11,1 Prozent sowie bei den Diebstahlsdelikten um + 3,7 Prozent zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote in der Grenzregion bleibt mit 70,1 Prozent weiterhin hoch. (2016: 74,3 Prozent).

Seit dem 11. Oktober 2016 sorgen die Polizeiinspektion Fahndung und die personell verstärkte Inspektion Marktredwitz mit der neuen Polizeiwache Selb für die Sicherheit in der Grenzregion zu Tschechien. Die Fahndungsspezialisten bekämpfen rund um die Uhr die grenzüberschreitende Kriminalität, insbesondere die Deliktsfelder des Wohnungseinbruchdiebstahls, der Kfz-Verschiebung, des Rauschgift- und Waffenschmuggels sowie der illegalen Migration.

Veränderung einzelner Deliktbereiche

Im Jahr 2017 konnten bei folgenden Deliktsbereichen ein Rückgang der Fallzahlen verzeichnet werden:

Gewaltkriminalität: - 4,6 Prozent, Gefährliche u. schwere Körperverletzung: - 8,0 Prozent, davon im öffentl. Raum: - 3,2 Prozent

Unter Gewaltkriminalität werden Straftaten aus verschiedenen Deliktsbereichen zusammengefasst, die eine besondere Gewaltbereitschaft der Täter erkennen lassen. Darunter zählen z. B. Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raubdelikte und gefährliche und schwere Körperverletzung. 2017 wurden mit 1665 Fällen - 4,6 Prozent weniger Gewaltdelikte als im Vorjahr registriert. Die Anzahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen, die den Hauptanteil in diesem Deliktsbereich einnehmen, ist um - 8,0 Prozent oder 116 Fälle zurückgegangen; davon im öffentlichen Raum um - 3,2 Prozent auf 461 Straftaten.

Die Raubdelikte insgesamt blieben mit einer Anzahl von 158 nahezu unverändert. In diesem Deliktsbereich liegt die Aufklärungsquote 2017 bei 87,5 Prozent. Bei der Tatausführung wurde in 10 Fällen mit der Schusswaffe gedroht (2016: acht Fälle) und in 15 Fällen geschossen (2016: 18 Fälle). Von den 1728 Tatverdächtigen waren 1499 Personen männlich. Nichtdeutsche wurden zu 33,7 Prozent als tatverdächtig registriert.

Straftaten gegen das Leben: - 5,9 Prozent

Mit 95 erfassten Straftaten gegen das Leben ist die Anzahl in diesem Deliktsbereich um sechs Fälle (- 5,9 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2016 gesunken. Von diesen 95 Fällen blieben 70 im Versuchsstadium (2016: 62 Fälle). Die Aufklärungsquote ging mit 90,5 Prozent um 5,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zurück. Von den 112 Tatverdächtigen waren 101 männlich (90,2 Prozent). Die Anzahl Nichtdeutscher lag bei 44 (39,3 Prozent) und hat sich nahezu verdreifacht. In einem Fall wurde mit einer Schusswaffe geschossen.

Sonstige Straftaten gem. StGB: - 2,7 Prozent: Sachbeschädigung: + 0,3 Prozent, Brandstiftung: + 18,7 Prozent

Die Deliktsgruppe der Sonstigen Straftaten gem. dem Strafgesetzbuch (StGB) umfasst in erster Linie die Straftatbestände der Sachbeschädigung, Beleidigung, des Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Straftaten gegen die öffentliche Ordnung.

Mit einer Quote von 25,4 Prozent haben die Sonstigen Straftaten gem. StGB neben den Diebstahlsdelikten einen wesentlichen Anteil an der Gesamtkriminalität. Nach dem Zuwachs von 473 Fällen, + 3,8 Prozent im vergangenen Jahr, konnte nun wieder ein Rückgang um 341 Fälle auf 12.465 Straftaten verzeichnet werden. Die Aufklärungsquote betrug 60,8 Prozent.

Der verursachte Sachschaden bei der Sachbeschädigung beläuft sich auf 4.158.247 Euro (2016: 3.757.533.141 Euro), bei Brandstiftung auf 5.892.565 Euro (2016: 34.353.474 Euro).

Von den 6275 ermittelten Tatverdächtigen waren 4715 (75,1 Prozent) männlich. Bei 940 Tatverdächtigen handelte es sich um Nichtdeutsche (15,0 Prozent).

Im Jahr 2017 konnte bei folgenden Delikten eine Steigerung der Fallzahlen verzeichnet werden:

Straßenkriminalität: + 5,0 Prozent: Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen: + 1,0 Prozent; SB auf Straßen, Wegen, Plätzen: + 14,4 Prozent; Diebstahl von Kraftfahrzeugen: + 35,5 Prozent; Diebstahl aus/an Kraftfahrzeugen: + 4,1 Prozent

Straßenkriminalität beschreibt Straftaten verschiedener Deliktsbereiche im öffentlichen Raum. Darunter werden z. B. Raubdelikte, Sachbeschädigungen oder Kfz-Diebstähle gezählt. Im Jahr 2017 ereigneten sich in Oberfranken 7847 Straftaten im öffentlichen Raum, im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 373 Fälle, + 5,0 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg um + 2,6 Prozentpunkte auf 28,2 Prozent.

Sachbeschädigungsdelikte an Kraftfahrzeugen stiegen um + 1,0 Prozent auf 2121 Fälle, Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen um + 14,4 Prozent. Bei den Diebstählen von Fahrrädern musste eine Erhöhung der Straftaten auf 1697 (+ 50 Fälle) festgestellt werden.

Die Anzahl der Diebstähle von Kraftfahrzeugen stieg um + 35,5 Prozent und die Diebstähle aus/an Kraftfahrzeugen um + 4,1 Prozent. Die Mehrzahl der 1792 Tatverdächtigen war männlich (89,6 Prozent). Mit 470 Tatverdächtigen liegt der Anteil Nichtdeutscher in diesem Bereich bei 26,2 Prozent. Der in diesem Deliktsbereich verursachte Gesamtschaden (Beute- und Sachschaden) beträgt 6.947.993 Euro (2016: 5.348.849 Euro).

Diebstahlsdelikte gesamt: + 1,1 Prozent: - Schwerer Diebstahl: + 6,5 Prozent - Ladendiebstahl: + 6,5 Prozent

Den größten Anteil an der Diebstahlskriminalität nehmen weiterhin die Ladendiebstähle mit 22,66 Prozent und die Diebstähle um das Fahrzeug (von, aus, an Kraftfahrzeugen, Fahrraddiebstahl) mit insgesamt 23,65 Prozent ein. Von den insgesamt 4389 ermittelten Tatverdächtigen im Zusammenhang mit Diebstahlsdelikten waren 3218 männlich, 73,3 Prozent. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg auf 38,8 Prozent, 1701 Tatverdächtige.

Bei allen Diebstahlsdelikten entstand im Jahr 2017 ein Beuteschaden von 12.496.067 Euro (2016: 10.583.593 Euro). Davon entfallen 4.382.819 Euro auf den einfachen Diebstahl und 8.113.248 Euro auf den schweren Diebstahl.

Wohnungseinbruchdiebstähle: + 7,8 Prozent

Ein Wohnungseinbruch bedeutet für die Opfer nicht nur einen materiellen Schaden. Die Tatsache, dass sich Fremde in den eigenen vier Wänden aufgehalten haben, ist für viele Opfer ein schwer zu verkraftender Eingriff in die Privatsphäre. Das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger wird dadurch erheblich negativ belastet. In den Herbst- und Wintermonaten kommt es erfahrungsgemäß zu einer Steigerung der Fallzahlen im Bereich der Wohnungseinbrüche, die früh einsetzende Dunkelheit und unbeleuchtete Anwesen erleichtern den Tätern die Auswahl „lohnender“ Objekte.

Im Vergleich zum Vorjahr war in Oberfranken im Jahr 2017 ein Zuwachs um 30 Fälle auf 417 Straftaten (+ 7,8 Prozent) zu verzeichnen. Bayernweit sank die Anzahl der Fälle um 19,1 Prozent. Die Häufigkeitszahl (HZ) lag oberfrankenweit bei 39, in Bayern betrug sie 47. Die Aufklärungsquote (AQ) ist in diesem Bereich um 5,0 Prozentpunkte auf 20,6 Prozent gesunken, damit liegt Oberfranken knapp unter der bayernweiten Aufklärungsquote von 21,2 Prozent.

Etwa 48 Prozent der Einbrüche bleiben im Versuchsstadium stecken, auch weil die Täter oft von wirkungsvoller Sicherungstechnik abgehalten werden. Aber auch aufmerksame Nachbarn können einen wertvollen Beitrag zur Verhinderung von Einbrüchen und zur Aufklärung leisten.

Callcenter-Betrug

Zwar gingen die Betrugsdelikte im vergangenen Jahre um - 12,1 Prozent auf 5.410 Fälle zurück, jedoch nehmen die „Maschen“ der Betrüger fortwährend neue und professionellere Formen an. Insbesondere der Betrug mit dem „falschen Polizeibeamten“ aber auch der „Enkeltrick“ sowie betrügerische Gewinnversprechen werden häufig angewandt. Trotz aller präventiven Maßnahmen gelingt es den organisierten Tätern von Zeit zu Zeit immer wieder, ihre oftmals älteren Opfer geschickt um ihr Erspartes zu bringen.

Sexualdelikte: + 26,0 Prozent

Die Sexualdelikte machen mit 0,4 Prozent Anteil an allen Straftaten einen kleinen Teil der Gesamtkriminalität aus. Die Gesamtzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist im Jahr 2017 relativ stark angestiegen. Der Zuwachs um 141 Fälle ist jedoch hauptsächlich der seit Ende 2016 erfolgten Gesetzesverschärfung zuzuschreiben, in die Tathandlungen mit einfließen, die bisher den Tatbestand einer Beleidigung erfüllten.

Weiterhin wurden Tatbestände geschaffen, um bisher straflose Handlungen zu sanktionieren. Die Aufklärungsquote bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung liegt bei 91,7 Prozent. Der Anteil der Zuwanderer an den Sexualdelikten beträgt 9,4 Prozent.

Rauschgiftdelikte: + 11,6 Prozent

In Oberfranken mussten im vergangenen Jahr 33 Rauschgifttote festgestellt werden. (2016: 31 Personen).

Unter den Begriff Rauschgifttoter fallen:

- Todesfälle, die in einem kausalen Zusammenhang mit dem missbräuchlichen Konsum von Betäubungs- oder Ausweichmitteln/ Ersatzstoffen stehen, insbesondere - infolge von Überdosierung - infolge langzeitigen Missbrauchs

- Selbsttötung aus Verzweiflung über die Lebensumstände oder unter Einwirkung von Entzugserscheinungen + tödliche Unfälle von unter Drogeneinfluss stehenden Personen

Hohe Aufklärungsquote bei Rauschgiftdelikten

Die Anzahl der Rauschgiftdelikte in Oberfranken stieg im Jahr 2017 um 502 Fälle (+11,6 Prozent) auf 4832 Straftaten. Bei Rauschgiftdelikten handelt es sich fast ausschließlich um Kontrolldelikte, was die hohe Aufklärungsquote von 96,7 Prozent (-0,9 Prozent) widerspiegelt.

Aufgrund der aktuellen Situation lassen sich folgende Aussagen treffen: Der Hauptanteil der registrierten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) liegt bei den allgemeinen Verstößen gem. §29 BtMG (z.B. Besitz v. BtM). Mit 3739 allg. Verstößen wurde im Jahr 2017 immerhin ein Zuwachs von 16,8 Prozent registriert.

Illegaler Handel (nicht geringe Menge): -5,9 Prozent (-10 Fälle), Illegale Einfuhr (nicht geringe Menge): -23,3 Prozent (-20 Fälle) Illegaler Handel und Schmuggel (geringe Menge): - 0,8 Prozent (-6 Fälle).

Wurde die Stoffart „Crystal“ in der PKS bis 31.12.2013 im Bereich Amfetamin/Metamfetamin und Derivate in Pulver- oder flüssiger Form aufsummiert, werden ab 01.01.2014 alle darin enthaltenen Stoffarten separat erfasst (außer bei Illegalem Handel ‚nicht geringe Menge‘).

Ungeachtet dessen ist seither eine stetige Abnahme der Crystal-Problematik nachweisbar. Das neben den Cannabisprodukten am häufigsten konsumierte Betäubungsmittel wurden im Jahr 2017 in 696 Fällen, 43 weniger als im Vorjahr, registriert (-5,8 Prozent). Im Gegensatz dazu wird bei der Stoffart Cannabis erneut ein Zuwachs verzeichnet, im 2017 von 28,4 Prozent (3052 Fälle; +675) verzeichnet.

Die oberfränkischen Polizeibehörden stellten im Jahr 2017 circa 2,1 Kilogramm Crystal sicher. Dies sind 9,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den anderen Betäubungsmittelarten stiegen die Sicherstellungsmengen zum Teil erheblich. 54.076,06 Gramm Marihuana, 218 Prozent mehr als im Vorjahr, konnten 2017 sichergestellt werden. Auch bei den Cannabis-Pflanzen ist ein Anstieg um 453 Pflanzen mehr (+ 206,8 Prozent) zu verzeichnen. Bei Haschisch erhöhte sich die Sicherstellungsmenge um 34,8 Prozent auf 18.540,04 Gramm.

Psilocybin-Pilze sowie Kräutermischungen wurden 87,2 Prozent, bzw. 40,3 Prozent mehr sichergestellt. Ein deutlicher Rückgang ist bei Heroin um 79,6 Prozent, LSD-Trips um 88,8 Prozent sowie Ecstasy um 71,0 Prozent festzustellen. Fentanylpflaster konnten 24 Stück sichergestellt werden, das sind 72,1 Prozent weniger als im Jahr 2016.

Politisch motivierte Kriminalität: - 6,0 Prozent

Bei der Entwicklung der Zahlen im Bereich der politisch motivierten Kriminalität zeigt sich in den letzten Jahren ein sehr differenziertes Bild. Nach einem Tiefstand im Jahr 2013 mit insgesamt 285 Delikten, wurden in den Vergleichszeiträumen der Jahre 2014 bis 2016 zwischen 292 und 310 Straftaten festgestellt. 2017 beliefen sich die Fallzahlen auf 288, ein Rückgang um -6,0 Prozent.

Rechtsextremismus: Hier war bereits im Jahr 2016 ein deutlicher Rückgang in Oberfranken mit 210 Fällen erkennbar. Dies entspricht in etwa dem Niveau der Jahre 2012 und 2014. Vergangenes Jahr sank die Zahl der Straftaten weiter auf 161. Der Phänomenbereich „Rechts“ weist, wie in den Jahren zuvor, den höchsten Anteil der politisch motivierten Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken auf. In den Bereichen der Kriminalpolizeidienststelle Bamberg sind die Fallzahlen deutlich rückläufig und betrugen im Jahr 2017 39 (2016: 69), auch in Bayreuth sanken die Straftaten auf 53 (2016: 59), ebenso wie in Hof, von 54 Fällen 2016 auf 33 Fälle im vergangenen Jahr. Lediglich im Bereich Coburg ist ein Anstieg der Fallzahlen von 28 auf 36 festzustellen.

Linksextremismus: Nach 58 Fallzahlen im Phänomenbereich „Links“ im Jahr 2016 in Oberfranken ist mit 69 Straftaten im vergangenen Jahr weiter eine Steigerung zu verzeichnen. Abgesehen vom Zuständigkeitsbereich der KPI Bamberg, in dem ein Rückgang von 48 auf 22 Fälle festzustellen ist, stiegen in den übrigen Bereichen die Anzahl der Straftaten an. In Bayreuth sind für das Jahr 2017 22 Fälle zu verzeichnen, in Coburg ein leichter Anstieg auf neun Fälle und in Hof eine Erhöhung auf 16 Straftaten.

Sonstige: In diesem Bereich liegen die Fallzahlen mit 52 nach Rückgängen in den Jahren 2015 und 2016 (elf Straftaten) auf dem höchsten Niveau seit 2009.

Religiöse und ausländische Ideologie: In diesem Phänomenbereich wurden sechs Straftaten registriert.

Politisch motivierte Gewaltdelikte: Im vergangenen Jahr wurde in Oberfranken ein Rückgang der politisch motivierten Gewaltkriminalität auf 8 Fälle verzeichnet.

Davon entfallen drei Straftaten auf den Phänomenbereich „Rechts“: 1 x Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte im Bereich der KPI Bayreuth 2 x Körperverletzungen in den Bereichen der KPI Coburg und KPI Hof

Davon entfällt ein Fall auf den Phänomenbereich „Links“: 1 x Körperverletzung im Bereich der KPI Coburg

Davon entfallen vier Straftaten auf den Phänomenbereich „Sonstige“: 4 x Erpressungen im Zusammenhang mit Reichsbürgern im Bereich der KPI Bayreuth und KPI Hof.

"Reichsbürger"

Nach dem schrecklichen Ereignis von Georgensgmünd rückten Ende des Jahres 2016 die Anhänger der sog. „Reichsbürgerbewegung“ verstärkt in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen. Durch das Bayer. Staatsministerium des Inneren und für Integration wurde bei den jeweiligen Polizeipräsidien zentrale Kontaktstellen für alle Informationen aus dem Bereich der sog. „Reichsbürgerbewegung“ eingerichtet. Hier erfolgt die Bündelung und Strukturierung der ein- und ausgehenden Informationen sowie die Verständigung von internen und externen Behörden und Stellen.

Die weitere Bearbeitung, Verdichtung, Bereinigung und Speicherung der Informationen erfolgt anschließend durch die nachgeordneten kriminalpolizeilichen Dienststellen. Die Einrichtung der zentralen Kontaktstellen hat sich nach Ansicht des Polizeipräsidiums Oberfranken bewährt und gewährleistet einen geordneten und effizienten Ablauf der Prüfverfahren.

Mit Ablauf des Monats Dezember 2017 wurden insgesamt 557 Personen aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken zur Überprüfung gemeldet. Im Vergleich zum Jahresbeginn (31.12.2016: 379 Personen) stellt dies eine deutliche Steigerung der Personenanzahl dar. Von diesen Verdachtsfällen konnten zirka 440 Personen als szenezugehörig identifiziert werden.

Nach wie vor richtet sich ein besonderes Augenmerk auf die Überprüfung von Personen, die im Besitz von waffenrechtlichen, sprengstoffrechtlichen oder sicherheitsrelevanten Erlaubnissen sind. Insgesamt konnten hierbei bis zum 31.12.2017 bereits 56 Personen als Reichsbürger identifiziert und an die zuständigen Erlaubnisbehörden rückgemeldet werden.

Straftaten im Kontext mit Zuwanderung

Unter dem Begriff „Zuwanderer“ werden bei der PKS-Auswertung Tatverdächtige mit folgenden Aufenthaltsanlässen zusammengefasst:

* Asylbewerber * Duldung * Kontingentflüchtling/Bürgerkriegsflüchtling * unerlaubter Aufenthalt

Die Auswertung der zur PKS gemeldeten Straftaten mit dem Filter „Tatverdächtiger ist Zuwanderer“ zeigt im Vergleich zum Jahr 2016 im vergangenen Jahr einen Rückgang der Straftaten um -38,7 Prozent auf 4575. (2016: 7462 Fälle). Bereinigt man die Verstöße "Zuwanderer" um ausländerrechtliche Bestimmungen, verbleibt erneut ein Anstieg der Straftaten auf 3455 Fälle (+36,2 Prozent). Im Jahr 2016 betrug die Anzahl der Taten 2537. Diese 3455 Straftaten sind zudem ein Teilbereich, der durch "nichtdeutsche Tatverdächtige" begangen wurden. Folglich ist auch hier eine Erhöhung bei den Straftaten durch nichtdeutsche Tatverdächtige von 7174 auf 8305 zu verzeichnen.

Nicht zu vernachlässigen sind wiederum die Auswirkungen der Aufnahmeeinrichtungen Oberfranken in Bamberg (AEO). Die Konzentration von jungen Menschen ohne Bleibeperspektive hat zu punktuellen Anstiegen in der Kriminalität geführt.

Besonders deutlich fällt der Anstieg bei folgenden Delikten/Deliktgruppen aus: Die Rohheitsdelikte erhöhten sich im vergangenen Jahr um +13 Prozent auf 976. Im Bereich des Diebstahls insgesamt ist ein Anstieg um +31,2 Prozent auf 1123 Fälle zu verzeichnen, insbesondere beim einfachen Diebstahl ist eine Erhöhung von + 27,7 Prozent auf 909 Fälle und beim schweren Diebstahl eine Steigerung um +48,6 Prozent auf 214 Straftaten festzustellen.

Die Anzahl der Sachbeschädigungen stieg um +7,5 Prozent auf 142 Taten, die Beleidigungsdelikte um +9,4 Prozent auf 139, bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist eine Erhöhung auf 244 (+171,1 Prozent) festzustellen und im Bereich der Betrugsdelikte stiegen die Fallzahlen um +62,5 Prozent auf 260 Fälle sowie bei den Vermögens- und Fälschungsdelikte um +84,4 Prozent auf 533. Oftmals ist die Asylunterkunft als Tatort verzeichnet: bei Straftaten gegen das Leben in 66,6 Prozent und bei Rohheitsdelikten in 46,7 Prozent der Fälle.

red

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