Seit gestern wird der neue Hochbehälter ans Netz angeschlossen – Bürger bleiben skeptisch Weniger Keime im neuen Hochbehälter?

Von Sarah Bernhard

Sechseinhalb Jahre lang immer wieder Keime im Trinkwasser, dreieinhalb Jahre durchgängige Chlorung: Viele Emtmannsberger machte das sauer. Jetzt könnte sich das Problem erledigt haben. Seit Dienstag wird der neue Hochbehälter ans Netz angeschlossen. Ob das die Keime wirklich reduziert, muss sich aber noch zeigen.

 
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Rund um den neuen Hochbehälter türmen sich die Matschberge, verschieden große Schuhabdrücke führen durch eine Panzertür ins Innere. Dorthin, wo hinter einer dicken Glasscheibe seit Kurzem das Emtmannsberger Trinkwasser gespeichert wird. 160.000 Kubikmeter, spiegelglatt und türkisgrün. Ab Ende der Woche soll dieses Wasser überall aus der Leitung kommen: Der obere Dorfbereich ist bereits angeschlossen, am Mittwoch soll Schamelsberg folgen, am Tag darauf der untere Teil des Kernorts.

Mit dem neuen Wasser soll ein altes Problem verschwinden: die Keime, die seit 2009 immer wieder im Emtmannsberger Trinkwasser auftauchen. „Wir sind nicht hundertprozentig sicher“, sagt Bürgermeister Thomas Kreil. „Aber da es durch den Deckel des alten Behälters getropft hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Keime von dort kamen.“ 60 Jahre ist der Behälter alt. Er hat nur einen einzigen Raum, nichts trennt den Besucher vom frischen Trinkwasser. „Damals waren die Standards noch deutlich niedriger“, sagt Kreil.

"Das Ergebnis bleibt abzuwarten"

„Der Hochbehälter war eine mögliche Ursache“, sagt auch Klaus von Stetten, Leiter des Gesundheitsamts. Er sagt aber auch: „Das Ergebnis der Maßnahme bleibt abzuwarten.“ In Kürze werde er zusammen mit der Gemeinde „den Zeitraum und den Umfang der weiteren Beprobung“ festlegen. Verlaufe sie positiv, könne man die Chlorung dann aufheben.

Die Emtmannsberger können das noch nicht so richtig glauben. „Sehr zuversichtlich bin ich ja nicht“, sagt etwa Bettina Kutzer. „Aber wir hoffen natürlich, dass die Chlorung bald aufgehoben wird.“ Die 750 000 Euro, die Neu- und Rückbau insgesamt kosten, werden auch auf ihren Haushalt umgelegt werden: die Hälfte als einmaliger Beitrag, die andere Hälfte als Gebührenerhöhung. „Erst die eine Kläranlage, dann die andere, jetzt noch der Hochbehälter, das ist schon ein Haufen Geld, mit dem man nicht gerechnet hatte“, sagt Kutzer. „Aber wenn die Chlorung wegfällt, war es das wert.“

"Aufregen nützt da nichts mehr"

Auch Rosamaria Vogg kann nur hoffen, dass es jetzt mit dem Chlorgeruch vorbei ist. „Bestimmt weiß man’s ja nicht.“ Sie sieht die Sache aber relativ entspannt: „Das geht schon so lange, aufregen nützt da nichts mehr. Und es ist ja schön, dass überhaupt was getan wird.“

Bereits vor dem Behälterneubau hatte die Gemeinde einiges versucht, um des Problems Herr zu werden: „Wir haben alte Hydranten ausgetauscht, alle paar Wochen Leitungsenden gespült, das Netz abgedichtet und den Tierbrunnen überprüft, aber nichts hat geholfen“, sagt Bürgermeister Kreil. Was die Gemeinde machen wird, wenn nun auch der Neubau die Keimbelastung nicht senkt, weiß er deshalb nicht. „Wir müssten natürlich weiter versuchen, die schadhafte Stelle zu finden. Aber das ist sehr schwierig. Und ich gehe wirklich davon aus, dass wir sie jetzt erwischt haben.“

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