Weidenbergerin erhält hohen Chemie-Preis

Von Moritz Kircher
Zu Besuch bei ihren Eltern im Wohnzimmer in Weidenberg: Cordula Weiß zeigt ihren Förderpreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist eine der höchsten deutschen Auszeichnungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Chemie. Cordula Weiß aus Weidenberg hat den Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Chemie verliehen bekommen. Das war für ihre Masterarbeit, die sie bei Wacker Chemie in Burghausen gemacht hat. Mittlerweile hat die Naturwissenschaftlerin Ort und Metier gewechselt. Für ihre Doktorarbeit forscht sie in Irland im pharmazeutischen Bereich.

 
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Die Frage, welche Note Cordula Weiß für ihre Masterarbeit bekommen hat, erübrigt sich eigentlich. Fragt man sie danach, ist sie dennoch kurz verlegen. „Ja...“, sagt die 28-Jährige. „... schon eine 1,0.“ Dass die Arbeit so gut war, dass sie selbst aus allen Einsen in Deutschland noch heraussticht und mit einem Preis der Deutschen Gesellschaft für Chemie bedacht wird, „kam ganz überraschend“, sagt sie.

In der Schule nicht sonderlich für Chemie interessiert

„Wenn man so in einem Thema drin steckt, dann merkt man das gar nicht.“ An was sie geforscht hat, ist für einen Laien nicht einfach zu verstehen. Es geht – ganz grob gesagt – um Zement. Und darum, welche chemischen Prozesse im Zement ablaufen, wenn dieser fest wird.

Abitur hat Cordula Weiß 2006 am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth gemacht. In er Schule hat sie sich für Chemie nie sonderlich interessiert. Das Interesse wuchs beim Studium der Wirtschafts-Chemie an der Uni in Ulm. Bei Praktika bei Wacker Chemie war Cordula Weiß zuerst in der Personalabteilung.

Wacker-Chemie fördert ihren Forscherdrang

Es war ihr Glück, dass sie im Unternehmen die Möglichkeit bekam, überall reinzuschnuppern und sich dann doch stärker auf die Forschung zu konzentrieren. Denn das führte schließlich zu dem alle zwei Jahre vergebenen Nachwuchspreis, der ihr kürzlich auf einem großen Chemiker-Kongress an der TU München feierlich verliehen wurde.

Für ihre Masterarbeit ist die Wissenschaftlerin in der Welt rumgekommen. In Melbourne (Australien) war sie ein halbes Jahr an der Monash-University. Dann ein halbes Jahr in Schweden an der Chalmers Technical University in Göteborg. „Es ist so einfach, als Student ins Ausland zu gehen“, sagt sie und findet: „Dann muss man das auch nutzen.“

Wechsel in den pharmazeutischen Bereich

Nach ihrer ausgezeichneten Masterarbeit wollte Cordula Weiß ins englischsprachige Ausland. In Irland forscht sie nun in der pharmazeutischen Biotechnologie am Waterford Institute of Technology. Waterford mit seinen 40 000 Einwohnern liegt zwischen Dublin und Cork. „Für irische Verhältnisse ist das eine große Stadt“, sagt Cordula Weiß.

Mit Bauchemie hat ihre Forschung jetzt nichts mehr zu tun. Sie befasst sich in ihrer Doktorarbeit mit Inhalatoren, wie sie Menschen mit Lungenkrankheiten benutzen. Genauer gesagt mit dem, was in die Inhalatoren hinein kommt. Die 28-Jährige optimiert die Eigenschaften des Pulvers, das zerstäubt wird und in die Lunge gelangt. Denn das zerstäubte Pulver soll nicht einfach irgendwie in die Lunge gelangen, sondern genau so, dass die Medikamente optimal wirken.

Kollegen aus aller Welt

Erst Bauchemie, jetzt Pharmazie – was kommt als nächstes? „Ich würde am liebsten in der Pharmazie bleiben“, sagt Weiß. Und auch am liebsten im Ausland, obwohl die pharmazeutischen Arbeitsplätze in Deutschland angeblich zu den besten der Welt zählen. Aber in Irland sei das Leben und die Arbeit „irgendwie entspannter“.

Und das, obwohl auch in Waterford internationale Spitzenforschung betrieben werde. Die Hälfte der Leute in ihrer Forschungsgruppe seien Iren, erzählt Cordula Weiß. Die anderen kommen aus Indien, Nepal, China, Malaysia, USA, Pakistan, aus der Türkei und aus Brasilien – und eben aus Weidenberg.

„Das Arbeitsklima ist sehr angenehm“, sagt Cordula Weiß. „In Irland ist alles etwas lockerer als in Deutschland.“ Sie fühlt sich wohl in Irland. Abgesehen von der Sonne, die man dort nur Mai bis Juli ab und zu zu sehen bekomme. Die fehlt ihr aber nicht so sehr wie das deutsche Brot und die Cocktails, die man hier in den Bars bekommt. „Das vermisse ich schon“, sagt sie und lacht. Es scheint, als könne sie das verschmerzen.

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