Der Abend gleicht einem Spießrutenlauf. So gut wie jeder Anwesende wird aufgerufen, zu kandidieren. Als Vorsitzender. Als Stellvertreter. Zumindest als Schriftführer. Nein. Nein. Nein. Dann schlägt jemand Brigitte Hadlich aus Weidenberg vor. Die Künstlerin schluckt. Ihr Mann schüttelt den Kopf. Doch sie sagt ja und wird zur neuen ersten Vorsitzenden gewählt. Nur ihr Mann enthält sich.
Hadlich auf verlorenem Posten
Hadlich steht alleine da. Stellvertreter, Kassenwart und Schriftführer finden sich nicht. Markus Schimek, der Sohn des Verstorbenen, erklärt sich bereit, als dritter Vorsitzender mitzuarbeiten. Aber nur, wenn sich ein stabiler Vorstand fände. Nicht aber, wenn nach stundenlanger Debatten nur irgendjemand in die Verantwortung gedrängt werde. In vier bis sechs Wochen wird der Verein sich wieder treffen. Wählt er dann wieder keinen neuen Vorstand, löst sich der Verein auf. Die Zukunft des Museums ist völlig ungewiss.
Die Mitglieder des Vereines Werksiedlung haben keine Lust auf Verantwortung. Sie alle sagen, es wäre eine Schande, wenn das Museum unterginge. Sie sagen: Unsere sudetendeutsche Geschichte, die Geschichte des Marktes Weidenberg darf nicht sterben. Sie sagen: Unser Museum ist einzigartig, morgen könnte die Glas und Knopfproduktion dort wieder anlaufen. Sie rufen laut nach Nachwuchs, doch ihre Kinder und Enkel haben sie an diesem Abend nicht mitgebracht. Außer Brigitte Hadlich steht keiner auf, um das alles zu retten.
Am Ende des anstrengenden Abends sagt die Witwe von Heinz Schimek: "Vielleicht versteht ihr ja jetzt, warum er immer alles alleine gemacht hat."