Wie Oberfrankens Landwirtschaft gegen Trockenheit kämpft Wasserspeicher gegen Dürre?

Von Elmar Schatz
Symbolbild. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Heiß und trocken war es in Oberfranken vergangenes Jahr. Wertvolle Früchte sind verdorben. Hermann Greif, der oberfränkische Bauernpräsident, hat beim Neujahrs-Pressegespräch am Montag in Bamberg erklärt, was die Bauern tun, um sich gegen Dürre zu wappnen.

 
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Greif schildert das Drama im vergangenen Jahr: „Bei Zwetschgen hätten wir eine Spitzenqualität gehabt, aber der Baum hat die Früchte nicht halten können, weil er selbst ums Überleben kämpfte.“

Wasserspeicher könnten gebaut werden, um hochwertige Kirschen- oder Weintrauben-, aber auch Kartoffelkulturen, zu retten.

Überall Speicher zu errichten, wäre viel zu teuer; für große Getreideflächen kämen sie nicht in Frage. Inzwischen werden trockenresistente Pflanzen gezüchtet. Greif: „Da muss weiter geforscht werden.“ Selbst spärliche Wasservorräte müssten bewahrt und die Böden wasserschonend bewirtschaftet werden.

Regenwasser im Winter sammeln und im Sommer verbrauchen

Speicher könnten dazu dienen, den Winter-Niederschlag zu sammeln und im trockenen Sommer aufzubrauchen, erklärte Greif dem Kurier. Keinesfalls denke er an „riesige Dinger“, sondern an Behälter mit maximal dreitausend Kubikmetern.

Um ein Konzept gegen Trockenheit zu erarbeiten, sei er seit Herbst im Gespräch mit dem bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Auch die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (beide CSU) werde eingebunden.

Alle einschlägigen Fachleute sollen einbezogen werden – wie Wasserwirtschaftsämter und Umweltverbände. Speicher sollten nur dort entstehen, „wo es sich rentiert“.

Das Thema Speicher sei von „den Obstleuten“ angestoßen worden. Nun sollen „Leuchtturmbetriebe“ entstehen, die wissenschaftlich begleitet werden, so Greif.

Greif beklagte zudem Tiefstpreise für Milch oder Schweinefleisch. Ein Drittel der Bauern habe Liquiditätshilfe in Anspruch nehmen müssen.

Die deutschen Landwirte seien weltmarkt- und exportorientiert, betonte Greif: „Uns Bauern ist es schon lange nicht mehr egal, ob irgendwo ein Sack Reis umfällt.“

Chinas wirtschaftliches Schwächeln treffe die deutschen Milchbauern - und auch nach Russland seien in der Vergangenheit große Mengen an Joghurt und Käse exportiert worden. Greif appellierte an die Kanzlerin, zu helfen, endlich wieder offene Märkte zu schaffen.

Der Ausbau regenerativer Energien stagniert derzeit wegen der Förderkürzungen, klagte Bauernverbandsdirektor Wilhelm Böhmer in Bamberg. „Es wird kaum noch Neues gebaut.“ Der Hackschnitzel-Absatz leide unter dem sehr niedrigen Ölpreis.

„Überlegt euch, was ihr an der Natur kaputt macht“ 

Den Stromtrassen-Planern hält Böhmer entgegen: „Überlegt euch, was ihr an der Natur kaputt macht.“ Böhmer klagt: „Wir sind etwas enttäuscht darüber, wie die Landwirte bisher behandelt werden.“

Die Erdverkabelung sei ein massiver Eingriff in das Bodengefüge, dessen Auswirkungen noch nicht vollkommen erforscht seien. Die Landwirte forderten ein Bodenschutzkonzept, begleitet von Fachleuten. Böhmer: „Ich glaube nicht, dass wir über einer 380-KV-Leitung im Boden noch normale Landwirtschaft machen können.“

Es dürfe nicht dabei bleiben, dass Bauern für den beim Trassenbau abgegebenen Boden nur in Höhe von 20 Prozent des Verkehrswertes einmalig entschädigt würden. „Wir fordern so was wie eine Pacht.“

Eine Doppelstunde Landwirtschaft

Landfrauen gehen in die Schulen, um den Kindern zu zeigen, woher die Lebensmittel kommen, erklärte die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller in Bamberg. Eine Doppelstunde Unterricht werde ergänzt durch den Besuch auf einem Bauernhof.

35 Ernährungsfachfrauen holen Männer an den Herd. Da geht’ s um Alltagskompetenzen, zum Beispiel: „Wie krieg’ ich einen Schweinsbraten in den Ofen“, so der oberfränkische Bauernpräsident Hermann Greif.

Manche Bauern verlieren die Lust

"Junge Bauern wissen, was sie tun", so Greif. Schließlich hätten sie eine sechsjährige Ausbildung bis zum Landwirtschaftsmeister hinter sich. Manche drohten allerdings die Lust zu verlieren bei der öffentlichen Diskussion, etwa über das "Schlag-mich-tot-Wort Massentierhaltung."

Der Bauer kenne jedes seiner Tiere genauso gut wie der Haustierhalter seine Katze. Oberfranken Viehdichte sei "Lichtjahre entfernt von der oben in Vechta" (Niedersachsen). Die normalen Bauernhöfe arbeiteten innerhalb aller rechtlichen Vorgaben. Dabei seien die Auflagen so umfangreich geworden, dass kleinere Bauern resigniert sagten: "Ich hör' auf."

Wer pflegt das Land, wenn der Bauer nicht mehr da ist? "Umweltschutz geht nur mit uns Bauern und nicht ohne uns", betonte Greif. "Also, redet mit uns, ob Auflagen praktikabel und umsetzbar sind."

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