Gemeinden können nicht frei entscheiden Wasserpreis: Warum er in jeder Kommune anders ist

Von Sarah Bernhard
Der Hochbehälter in Emtmannsberg. Weil er schon lange abgeschrieben ist, gehört Emtmannsberg zu den Kommunen mit mittelhohem Wasserpreis. Weil er marode ist, wird dieser Preis aber wohl bald steigen. Foto: Wittek Foto: red

Der Weidenberger Gemeinderat hat Anfang der Woche beschlossen, den Wasserpreis zu erhöhen. Bad Berneck ist diesen Schritt schon im Februar gegangen. In Eckersdorf wird sich der Preis heuer hingegen nicht ändern. Wir erklären, warum die Wassergebühren sich von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden – und warum Wasser in Bad Berneck so teuer und in Speichersdorf so billig ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Bad Bernecker ärgern sich: 3,65 Euro müssen sie für einen Kubikmeter Wasser bezahlen, die Gemeinde ist damit Spitzenreiter im Landkreis. Dem jetzigen Bürgermeister oder Stadtrat deshalb einen Vorwurf zu machen, sei aber falsch, sagt Gernot Geyer von der Kommunalaufsicht im Landratsamt. Die Gründe dafür, dass sich der Wasserpreis von Kommune zu Kommune unterscheidet, lägen nur selten in aktuellen Entwicklungen, sondern meist in der Vergangenheit: im Alter und Zustand der Versorgungsanlagen, im Zeitpunkt der Investitionen. Oder in unklugen Entscheidungen. Drei Beispiele aus der Region.

Bad Berneck: 3,65 Euro

In einem gewissen Sinn sind die hohen Wasserkosten in Bad Berneck nur die Randerscheinung zweier grundlegender Probleme: dem des zurückgehenden Tourismus und dem des demografischen Wandels in der Region. Denn beides führt dazu, dass die Zahl der Wasserverbraucher – und damit der Gebührenzahler – abnimmt. Die Infrastruktur, die die Gemeinde vorhalten muss, aber nicht, sagt Bürgermeister Jürgen Zinnert: „Unsere Wasserwarte müssen trotzdem jeden Tag bis zu 50 Kilometer fahren, um alle Quellen zu kontrollieren.“ Denn die liegen in der Nähe des Schneebergs. Dazu kommt die Instandhaltung der Wasserleitungen, der Hochbehälter, der Brunnen und der Pumpanlagen. All das kostet einen ziemlichen Batzen Geld.

Ein Batzen, für den das Prinzip der Kostendeckung gilt. Das heißt, die Gemeinde darf mit den Gebühren keinen Gewinn machen. Aber eben auch keinen Verlust. Deshalb muss die Gemeinde die gleichbleibenden Kosten auf die sinkende Zahl der Einwohner umlegen. Jeder Einwohner muss also mehr bezahlen, obwohl er gar nicht mehr Wasser verbraucht.

Doch das ist nicht alles. „Es ist ja so, dass Gemeinden nicht immer die wirtschaftlichsten Entscheidungen treffen“, sagt Gernot Geyer von der Kommunalaufsicht. Manchmal treffen sie auch Entscheidungen, die zwar teuer sind, aber dafür vermeintlich den Menschen zugute kommen. Also denen, die sich jetzt beschweren.

Das Problem Bad Bernecks ist ein Entschluss, der schon lange zurückliegt. Damals hatte sich der Stadtrat entschieden, einen neuen Hochbehälter samt UV-Anlage zu bauen und seine Quellen neu einzufassen. Obwohl es wirtschaftlicher gewesen wäre, sich der Benker Gruppe anzuschließen, die die Haushalte südlich der B 303 versorgt. Der Grund: Das Wasser der Benker Gruppe ist deutlich kalkhaltiger als das der Bad Bernecker Quellen. Und damit deutlich unattraktiver. Diese Entscheidung hatte ihren Preis: Die Menschen, die aus stadteigenen Quellen versorgt werden, zahlen 3,65 Euro pro Kubikmeter Wasser. Die Menschen, die ihr Wasser von der Benker Gruppe bekommen, 1,67 Euro.

Emtmannsberg: 2,30 Euro

Ganz billig ist das Wasser in der Gemeinde nicht, sie gehört aber auch nicht zu den teuersten. Grund für diese Mittelstellung ist, dass in Emtmannsberg zwar Investitionen im Wasserbereich nötig waren, diese aber schon einige Zeit her sind: In den 90er-Jahren wurde Hauendorf angeschlossen, um die Jahrtausendwende Oberölschnitz, 2002 dann Reuthaus. Dazu kam 1998 eine Druckerhöhungsanlage am Hochbehälter. Diese Investitionen werden nun nach und nach abgeschrieben.

Heuer kommt allerdings ein dicker Brocken auf die Gemeinde zu: Der Hochbehälter muss neu gebaut werden. 570 000 Euro sind eingeplant, ob sie über Gebühren oder über Beiträge umgelegt werden, ist noch nicht klar. „Das können wir erst entscheiden, wenn wir die konkreten Berechnungen vorliegen haben“, sagt Bürgermeister Thomas Kreil.

Speichersdorf: 0,91 Euro

Spitzenreiter unter den befragten Kommunen ist Speichersdorf. Weil die Gemeinde im Vergleich zu anderen Kommunen einen immensen Vorteil hat: Rosenthal. „Rosenthal verbraucht alleine 30 Prozent des Wassers“, sagt Bürgermeister Manfred Porsch. „Davon profitieren auch die Kleinabnehmer, weil sich Fix- und Lohnkosten für sie deutlich verringern.“ Es ist das Gegenmodell zu Bad Berneck, wo der sinkende Wasserverbrauch die Gebühren für den Einzelnen verteuert.

Zudem habe die Gemeinde, wenn Kanalisationsmaßnahmen durchgeführt wurden, immer gleich das Rohrnetz mit ausgebaut. „Heuer stehen aber wieder größere Investitionen ins Netz an“, sagt Porsch. Es könne also sein, dass der Preis sich noch in diesem Jahr erhöhe. „Beim Wasserpreis ist es immer ein auf und ab, je nachdem, ob Investitionen nötig sind oder nicht.“

Hintergrund: Am heutigen Sonntag ist der Weltwassertag. Aus diesem Anlass betrachten das Thema den ganzen Tag lang.

Bereits online zum Thema:

Interaktive Grafiken über den regionalen Wasserverbrauch - und wofür wie viel Wasser genutzt wird

Bayreuths Trinkwasser: Wasserspeicher so groß wie Turnhallen

Später lesen Sie noch:

Damit Sie zukünftig weniger Wasser verbrauchen, haben wir die wichtigsten Spartipps für Sie zusammengestellt.

Zum Schluss erzählt Stephan Pröschold, Leiter der Kulmbacher Stadtwerke, von seiner Arbeit.

Bilder