Neuer Hochbehälter Wasser: Bürger müssen 1,2 Millionen zahlen

Von Andreas Gewinner
So ähnlich wie auf diesem Symbolbild hat die Technik im mehr als 50 Jahre alten Wasserhaus in Fleckl ausgesehen. Deswegen musste die Gemeinde für 1,2 Millionen Euro neu bauen. Bezahlen müssen es die Haus- und Grundeigentümer von Warmensteinach. Foto: obs/Rohrleitungsbauverband e.V. Foto: red

1,2 Millionen Euro. So viel hat der neue Trinkwasserhochbehälter in Fleckl gekostet. Den müssen die Haus- und Grundeigentümer im kommenden Jahr in zwei Beitragsraten bezahlen. Im Schnitt sind das knapp 1300 Euro für die rund 1000 Betroffenen. Das gefiel nicht jedem.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

In einer Infoveranstaltung informierten Bürgermeister Axel Herrmann und Vertreter der Planungsbüros im vollen Haus des Gastes in Oberwarmensteinach über alle relevante Details.

Und Bürgermeister Herrmann wartete mit einer beunruhigenden Nachricht auf. Im vergangenen, extrem trockenen Sommer sei die Gemeinde knapp an einem Wassernotstand vorbeigekommen, offenbarte er. Grund dafür waren neben der Trockenheit zwar auch Rohrbrüche, die den alten Hochbehälter leerlaufen ließen. Trotzdem sei zu überlegen, ob man von der alten Planung abrücke, die anderen Hochbehälter aufzulösen und die ganze Warmensteinacher Wasserversorgung aus Fleckl versorge.

Verbesserungsbeiträge Wasser: Der Gemeinderat hatte beschlossen, die Kosten für den Hochbehälter komplett über Beiträge zu finanzieren und die Wassergebühren unangetastet zu lassen. Mehrere Bürger wünschten sich, zumindest einen Teil der Investitionen langfristig über die Gebühren abzufinanzieren. Sogar ein Bürgerbegehren wurde ins Spiel gebracht. Verwaltungsleiter Matthias Dorner erinnerte an den Bürgerentscheid von 2001, Abwasserinvestitionen ausschließlich über Gebühren zu finanzieren: „Das war im Rückblick vielleicht nicht so glücklich. Das hat uns die höchsten Abwassergebühren in ganz Bayern beschert. Andererseits sind die Bürger die letzten 20 Jahre von Beitragszahlungen verschont geblieben.“

Der neue Hochbehälter: Stefan Wolf vom gleichnamigen Planungsbüro aus Kemnath erläuterte die Gründe für den Neubau. Der alte Behälter war über 50 Jahre alt, das Gesundheitsamt hatte schon seit Jahren Mängel an Gebäude und Technik kritisiert und die Gemeinde zum Handeln gedrängt. Rudi Voit kritisierte, dass der neue Behälter zehn Meter tiefer liege. Falle die Druckerhöhung aus, „hat künftig ganz Hintergeiersberg kein Wasser mehr.“ Wolf fragte: „Wie oft ist die Druckerhöhung schon ausgefallen?“ „Ganz noch nie“, räumte Voit ein.

Zuschüsse: Gibt es staatliche Zuwendungen, wollte ein Bürger wissen. Axel Herrmann: „Ist noch offen, wir hoffen, in eine Härtefallregelung für klamme Kommunen zu kommen. Aber nur, wenn die Gemeinde die 20 Jahre zuvor genug in ihre Anlage investiert hat, sonst fallen wir hinten runter.“

Getrennte Abwassergebühr: Die Gemeinde ist, wie andere auch, gezwungen, zum 1. Januar aus einer Abwassergebühr zwei zu machen: eine für Schmutzwasser (auf Basis der Wasserverbrauchsmenge) und eine für Regenwasser, das über Dächer, Dachrinnen und asphaltierte Höfe in Kanal und Kläranlage fließt. Statt bisher 5,53 Euro je Kubikmeter Abwasser zahlen die Bürger künftig 3,69 Euro für Schmutzwasser und 1,58 Euro für Niederschlagswasser. Unterm Strich zahlen die Bürger so viel wie bisher. Wer große Dächer und Höfe hat, zahlt eher mehr als bisher, wer wenig versiegelte Flächen hat, weniger. Wer sein Niederschlagswasser in einen Kanal leitet, der in einen Bach und nicht in die Kläranlage führt, oder wer es in eine Wiese ableitet und dies nachweisen kann, ist von der Niederschlagswassergebühr befreit.

Aufmessung: Die Grund- und Geschossflächen sind die Grundlage für die Beitragsberechnung. Statt viel Geld für eine neue Aufmessung auszugeben, hat dies die Gemeindeverwaltung auf der Basis einer älteren Aufmessung aus dem Jahr 1999 selbst gemacht. Deswegen sei die Bürgerinformation ein halbes Jahr verspätet erfolgt, „aber das hat uns mindestens 80 000 Euro gespart“, so Herrmann. Die Größe von Geschoss- und Grundfläche sind Grundlage für die individuelle Höhe des Verbesserungsbeitrages. Mit dem Beitragsbescheid, der im Januar in die Post geht, erhalten die Haus- und Grundeigentümer auch ein Aufmaßblatt für ihr Anwesen zur Überprüfung der Daten.

Wie geht es weiter: Es stehen auf jeden Fall weitere Investitionen im Millionenbereich in Wasser und Abwasser an. In welchem Umfang die Kläranlage erneuert werden muss, ist noch offen. Der Gemeinderat wird in jedem Einzelfall neu entscheiden, wie das Geld für künftige Investitionen vom Bürger wiedergeholt wird: über Beiträge mit hohen Einmalgebühren. Langfristig über Gebühren wie bisher beim Abwasser. Oder durch eine Kombination aus Beiträgen und Gebühren.

Bilder