Die Wasserwacht des Roten Kreuzes gibt Tipps Was tun bei einem Badeunfall?

Von Elmar Schatz
Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Tod der beiden Badenden in Pressath erschüttert die Menschen. Leider kommt es im Sommer immer wieder zu Badeunfällen mit tödlichem Ausgang, in scheinbar harmlosen Weihern und Seen. Wie kann das passieren? Und wie lassen sich solche Unglücke verhindern? Der Kurier hat mit  Frank Zeißler, Sprecher des Bayreuther BRK, gesprochen.

 
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Was können Eltern falsch machen, die mit kleinen Kindern schwimmen gehen?
Zeißler: Die größte Gefahr ist gegeben, wenn Eltern ihre Kinder völlig allein und ohne Aufsicht ins Wasser lassen. Je jünger das Kind, desto gefährlicher ist das Wasser, weil die Schwimmerfahrung fehlt oder noch nicht gegeben ist. Eltern sollten sich immer im Klaren darüber sein was ihr Kind kann und was nicht. Ist es Nichtschwimmer, dann sollte es ohne Aufsicht nie ins oder ans Wasser gehen.

Wie wichtig sind Schwimmflügel?
Zeißler: Es kommt in Einzelfällen vor, dass an Kleinigkeiten gespart wird. Schwimmflügel oder Schwimmbretter bzw. -nudeln sind nicht sehr teuer und können helfen über Wasser zu bleiben. Wird ein solches Fehlverhalten erkannt, werden die Leute auch schon mal von den Helfern der Wasserwacht angesprochen. Vorausgesetzt natürlich es handelt sich um ein Gewässer mit Aufsicht.

Welche Vorsichtsmaßnahmen können Erwachsene ergreifen, wenn sie vielleicht fürchten, die kleinen Kinder nicht ständig im Blick zu haben?
Zeißler: Grundsätzlich wird empfohlen immer einen Platz zu wählen, an dem man eine gute Übersicht hat. Wenn es nicht anders geht, dann muss man eben mit dem Kind mitgehen oder mitschwimmen. Eltern sollten darauf achten, dass die Kinder immer mit Schwimmhilfen ausgestattet werden. Um Problemen im Wasser vorzubeugen sollte das Kind frühestmöglich das Schwimmen erlernen. Dies gehört auch zu den Aufgaben der Wasserwacht. Schwimmkurse werden zu jeder Jahreszeit angeboten.

Wie können andere Badegäste helfen – etwa auch Fremde beobachten?
Zeißler: Ist man in einer Gruppe unterwegs, kann man selbstverständlich darum bitten, zeitweise die Aufsicht zu übernehmen. Allerdings sollte diese auch zuverlässig den Überblick behalten. Es kommt im Einzelfall darauf an, ob man der Person die Aufsicht zutraut. Im Zweifel sollte aber beim Gang beispielsweise zum Kiosk das Kind aus dem Wasser genommen werden.

Wie weit ist die „Geht-mich-nichts-an-Haltung" nach Einschätzung der Wasserwacht verbreitet?
Zeißler: Die Wasserwacht im Kreisverband Bayreuth betreut den Fichtelsee als größtes Gewässer im Zuständigkeitsbereich. Der See ist recht überschaubar und es wird glücklicherweise immer wieder beobachtet, dass die Badegäste aufeinander acht geben. In Zeiten von Mobiltelefonen ist die Hilfe greifbarer geworden. Ich denke nicht, dass die Gleichgültigkeit überhand nimmt.

Was muss ein Ersthelfer beachten, wenn er jemanden aus einem Gewässer holen will?
Zeißler: Wichtig ist in jedem Fall vor Beginn irgendwelcher Maßnahmen per 112 einen Notruf abzusetzen oder absetzen zu lassen. Es nützt nicht, wenn  der Rettungsdienst nicht verständigt wird, wenn man jemand retten will. Es sollte möglichst darauf geachtet werden, dass andere Menschen von dem Rettungsversuch erfahren, so dass im Notfall weitere Retter zur Verfügung stehen. Sollte ein Sprung ins Wasser zur Rettung nötig sein, wird empfohlen, die Kleidung soweit wie möglich zu entfernen. Mit der Zeit saugt diese sich voll, was zusätzlich an den Kräften zehrt. Der Retter sollte sich vergewissern, ob es nicht am Ufer Rettungsgeräte gibt und diese auch benutzen.

Welche Sofortmaßnahmen sind erforderlich?
Zeißler: Das kommt darauf an, in welchem Zustand sich die gerettete Person befindet. Ist der Gerettete bei Bewusstsein sollte immer nach Notwendigkeit gehandelt werden, zum Beispiel zuerst die Wunden versorgt werden. In jedem Fall soll, auch bei sommerlichen Temperaturen, die Körpertemperatur erhalten werden. Patienten zudecken, betreuen und in den Schatten bringen. Ist der Gerettete nicht mehr bei Bewusstsein: Vitalzeichen prüfen. Bei vorhandener Atmung unter ständiger Kontrolle des Pulses in die stabile Seitenlage bringen. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand mit der Reanimation beginnen. Bei Erwachsenen 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen. Bei Kindern (bis 14 Jahren) 15 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen.

Wie wichtig ist Zusammenwirken mehrerer Helfer gerade bei Wasserrettung?
Zeißler: Dieses Zusammenwirken hat oberste Priorität. Wie bereits erwähnt, können weitere Helfer Rettungsgeräte herbeischaffen oder bei einem gescheiterten Rettungsversuch eingreifen. Bei mehreren Rettern kann auch das Absetzen des Notrufes delegiert werden. Wenn möglich: Rettungsversuche stets mit mehreren Personen durchführen.

Wie viele Einsätze hat die Wasserwacht des BRK-Kreisverbandes Bayreuth im Jahr – nehmen diese zu oder ab?
Zeißler: Die Einsatzzahlen aller Ortsgruppen im Kreisverband Bayreuth bewegen sich immer um die zehn. Dabei sind auch Unfälle mit Autos, die ins Wasser gestürzt sind, also jegliche Einsätze. In den letzten Jahren waren es immer zwischen acht und zwölf Einsätze. Im Jahr 2012 leisteten die Wasserwachtler im Kreisverband 5777 ehrenamtliche Stunden. Davon entfallen die meisten Stunden auf Vorsorge- und Wachdienste am Fichtelsee und in Schwimmbädern in Stadt und Landkreis Bayreuth.

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