Was erwarten Sie von Trump?

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Es ist der vorläufige Höhepunkt einer einmaligen Geschichte. Nach einem Wahlkampf ohne Beispiel und einem nicht reibungslosen Machtwechsel übernimmt Donald Trump das Amt des US-Präsidenten. Es gibt sowohl massive Proteste als auch große Hoffnungen. Wie sieht das in Oberfranken aus? Wir haben uns umgehört.

 
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Heiner Hartmann, Mundartdichter: „Nachdem letzten Interview fast gar nichts. Ich bin gespannt was er aus seinen Reden noch machen wird. Ob er zurück rudert oder bei seiner Meinung bleibt.“

Klaus Wührl-Struller, Grünen-Stadtrat und Kabarettist: „Ich befürchte ein gesteigertes aggressives Klima in der amerikanischen Gesellschaft und in der Politik generell (stärkere Ellenbogengesellschaft). Er wird auf jeden Fall versuchen, seine ökonomischen Forderungen (wie im Bild-Interview angekündigt) durchzusetzen. Höchstbedenklich finde ich hier seine Argumentation auf Twitter-niveau und Länge und seinen Egoismus. Schlimm finde ich auch, dass er das Bild von Politikern nachhaltig von einem Delegierten, der primär im Gemeininteresse handelt, zu einer Person, die in erster Linie durch die Politik eigene Ziele verfolgt, verändern wird. Auch hat er als amerikanischer Präsident eine Vorbildfunktion und ist ein moralisches Exempel, deswegen befürchte ich das er implizit und explizit bestimmte Handlungen und Haltungen gesellschaftsfähig macht (siehe Frauen, LGBTQ- People (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, also alle der queeren Gemeinschaft sexueller Minderheiten) und Ausländer, besonders Mexikaner und Schwarze).“

Dieter Waas, Vorsitzender deutsch-amerikanischer Freundeskreis Bayreuth: „Niemand weiss, wo Trumps Reise hinführen wird. Seine Aussagen waren widersprüchlich.Vieles liegt im Ungewissen. Deshalb habe ich noch keine konkreten Erwartungen. Erst nach Amtsantritt wird man Trump an seinen Entscheidungen als Präsident messen können und messen müssen.“

Heribert Trunk: „Für die exportstarke oberfränkische Wirtschaft sind die USA ein wichtiger Markt. Gerade die jüngsten Aussagen des neuen US-Präsidenten bereiten uns daher Sorgen. Was von den Ankündigungen aber tatsächlich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Tatsache ist, die USA brauchen unsere Produkte. Ich hoffe, dass sich diese Einsicht auch bei Donald Trump durchsetzen wird.“

Dorothea Greiner, Regionalbischöfin: „Ich erwarte, dass der künftige Präsident noch lernt, sich seiner Aufgabe und Verantwortung würdig zu verhalten, und dass er einen achtungsvollen Kommunikations- und Umgangsstil mit anderen Menschen annimmt – insbesondere mit Frauen, Andersdenkenden und Minderheiten. Dahin ist der Weg noch weit. Seine Ankündigungen bergen bisher große Risiken für diese Welt, deren Verwirklichung Gott verhindern möge. Dabei hoffe ich auf die Stabilität der US-Amerikanischen Demokratie und die politische Verantwortung seiner Berater und der anderen Politiker."

Hermann Hübner, Landrat: „ Ich erwarte von einem US-Präsidenten Donald Trump, dass er vom Wahlkampfmodus möglichst schnell umschaltet und sich seiner großen Verantwortung für den Frieden in der Welt und der Freundschaft zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Volk bewusst wird.“

Mathias Eckardt, DGB Oberfranken: „An dem für uns Europäer eher unerwarteten Wahlausgang in den USA kann man erkennen, dass soziale Probleme und Abstiegsängste von Bürgern nicht vernachlässigt werden dürfen. In einer globalisierten Welt sind die protektionistischen Ankündigungen des zukünftigen US-Präsidenten ein Bruch mit dem derzeitigen System der offenen Märkte. Was auf den ersten Blick verlockend klingen mag, ist für unsere stark Exportorientierte Industrie auch in Oberfranken ein klarer Wettbewerbsnachteil. Solche Unsicherheiten bremsen das Wirtschaftswachstum und dies kann Arbeitsplätze kosten. Deshalb fordert der DGB zur Stabilisierung auch eine Wirtschaftspolitik die sich wieder den Menschen zuwendet. Haushaltsüberschüsse in Deutschland sollten in Bildung und Infrastruktur investiert werden um unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern. Europa muss sich wieder enger zusammenschließen, um seine Interessen auch gegenüber einer instabilen USA wahrnehmen zu können.“

Edgar Knobloch (CSU), Bürgermeister Grafenwöhr: „ Ich kann hier nur für die Gemeinde Grafenwöhr sprechen. Wir hoffen, dass viele Amerikaner auf dem Truppenübungsplatz stationiert bleiben, auch wegen des wirtschaftlichen Vorteils, den das mit sich bringt. Wir hoffen, dass die guten Beziehungen zu den stationierten US-Bürgern und damit der USA auch unter einem Präsidenten Trump so erfolgreich fortgeführt werden wie bisher.“

Erzbischof Ludwig Schick: „Donald Trump wurde demokratisch zum Präsidenten von Amerika gewählt, das muss jeder Demokrat in der ganzen Welt selbstverständlich akzeptieren. Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen, wozu auch gehört, sich nicht auf seine inakzeptablen Äußerungen im Wahlkampf zu fixieren. Außerdem sind Amerika und die Regierung Amerikas mehr als der Präsident. Trump wird die amerikanische Politik nicht allein bestimmen. Die Amerikaner selbst, aber auch die Regierungen in der ganzen Welt, sollten aufmerksam, kritisch und selbstbewusst gegenüber dem Präsidenten sein, ihn mäßigen und auch Widerstand leisten, wann immer etwas falsch zu laufen droht. Die USA sind ein wichtiger Akteur in der Weltpolitik und tragen Verantwortung in Fragen der Menschenrechte, Konfliktbewältigung, Sicherung des Friedens, im Klimaschutz und in der Entwicklungspolitik. Über all das muss mit dem neuen Präsidenten ernsthaft gesprochen werden. Es ist zu hoffen, dass Trump auch Aussagen, die er in der Vergangenheit gemacht hat, in seiner neuen Verantwortungsposition überdenkt, etwa bezüglich Migration, Handelsabkommen, Nato etc. Eine Politik der Abschottung und des nationalen Egoismus seitens Amerikas ist in unserer globalisierten Welt schädlich. Amerika zu isolieren oder nicht einbeziehen zu wollen, ist für die Staatengemeinschaft töricht. Wir dürfen hoffen und sollten beten, dass Amerika und die gesamte Welt mit Trump gute Wege geht und eine sichere und friedliche Zeit erlebt.“

Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe: „Viele der Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Trump während des Wahlkampfes, aber auch danach, lassen befürchten, dass die Beziehungen zwischen Europa und den USA schwieriger werden – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Wir Europäer sollten das als Weckruf verstehen. Wir müssen wieder den Mut finden, europäische Gemeinsamkeit zu entwickeln und diese im Dialog mit der neuen US-Regierung mit Selbstbewusstsein vertreten.“

Gerhard Mayer, Hauptgeschäftsführer von Bayernland mit Molkereien in Bayreuth und Kemnath: Bayernland erzielt den größten Umsatz der deutschen Molkereibetriebe in den USA, auch Käse aus Kemnath wird dort verkauft. Ich glaube, dass es für das Geschäft Erschwernisse geben könnte, hoffe aber, dass US-Präsident Donald Trump erkennen wird, dass vom Handel beide Seiten profitieren. Und wenn das USA-Geschäft behindert werden sollte, finden wir andere Kunden, die unsere guten Produkte zu schätzen wissen.

Hartmut Koschyk, CSU-Bundestagsabgeordneter aus Bayreuth: „Mit den USA verbindet uns Deutsche eine Wertegemeinschaft. Auch umgekehrt sollte der künftige US-Präsident Trump erkennen, dass ein gutes Verhältnis zu Europa und Deutschland seinem Land letztlich nur nützt. Auch die Vereinigten Staaten brauchen Freunde. Präsident Trump sollte sich vor Augen halten, dass am verlässlichsten diejenigen Länder sind, mit denen die Freundschaft seit langem besteht. Eine enge transatlantische Partnerschaft bleibt für Deutschland und Europa in den nächsten Jahren weiter von zentraler Bedeutung. Ich erwarte vom künftigen Präsidenten, dass die USA unverändert an ihrem klaren Bekenntnis zur NATO, die ein Garant für den Frieden und die Stabilität in Europa seit ihrer Gründung im Jahr 1949 ist, festhalten. Des Weiteren erwarte ich, dass die USA dem internationalen Handel und den ausländischen Direktinvestitionen weiterhin offen gegenüberstehen. Bereits heute haben 640.000 Menschen in den USA ihren Arbeitsplatz in deutschen Unternehmen. So betreibt beispielsweise der vom künftigen Präsidenten Trump namentlich erwähnte Automobilhersteller BMW in den USA sein größtes Werk weltweit und exportiert von dort die meisten Autos innerhalb der Konzernfamilie. Die USA sind gut beraten, sich auf die Stärken eines freien, offenen und fairen Welthandels zu besinnen. Protektionismus, Handelsschranken und Strafzölle würden den Wohlstand nicht nur in Europa, sondern auch in den USA gefährden.“

Anette Kramme, SPD, Parlamentarische Staatssekretärin aus Bayreuth: Trumps unkontrollierte Äußerungen lösen in der Welt große Unsicherheiten aus. Das betrifft die etwaige wirtschaftliche Abschottung der USA, die die europäischen Exportmärkte massiv treffen würde. Das betrifft auch den Fortbestand der Nato. Hier werden große Ängste gerade in Osteuropa ausgelöst. Wir werden lernen müssen, mit dem „neuen Stil“ der USA umzugehen. Ich hoffe intensiv, dass der Weltgemeinschaft hierdurch kein Schaden zugefügt wird. Ich hoffe intensiv, das künftiges Handeln des Präsidenten berechenbarer wird. Ich glaube nicht, dass Verkündungen des mächtigsten Mannes der Welt über das Medium „Twitter“ das geeignete Mittel sind in einer Welt, die an Spannungen enorm zugelegt hat. Ich bin tief besorgt.

Emmi Zeulner, CSU-Bundestagsabgeordnete aus Kulmbach: Trotz der allgemein herrschenden Unsicherheit darüber, was uns Trump als Präsident bringen wird, finde ich es wichtig, die Balance zu halten: das heißt, Trump mit der nötigen Gelassenheit zu begegnen und ihn zum anderen aber dennoch ernst zu nehmen. Auch dürfen wir meiner Ansicht nach auf die Stärke und Professionalität des amerikanischen Regierungsapparat vertrauen. Schon jetzt kann man erkennen, dass Trumps Kabinett, seine Berater und der Kongress nicht immer seine Meinungen teilen und Trump bereits von einigen seiner Forderungen, wie z.B. dem Einreiseverbot für Muslime, abgerückt ist. Ich sehe auch die Chance, dass in dieser Phase der Neuorientierung, Deutschland und auch die EU sich ihrer Rolle im internationalen Umfeld immer bewusster werden und z.B. mehr Verantwortung in der Sicherheitspolitik und im Krisenmanagement übernehmen, ein Trend, der wohlgemerkt schon vor Trump begonnen hat. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die Präsidentschaft Trumps für Europa eine große Chance der Erneuerung sein kann.

Werner Maria Baumann, besser bekannt als Künstler Wo Sarazen: „Tja. Was sagt man dazu? Das Sagen hat längst aufgehört. Wir gehen einer Zeit entgegen, wo sich Menschen keine Vorstellungen mehr machen, was auf sie zukommt.“

Markus Burucker, Sänger der a-capella-Band "Sixpack": „Ich halte diesen Mann für absolut gefährlich. Er hat keine Ahnung von der Politik und ist ein gescheiterter Geschäftsmann. Er hat ein Kabinett gebildet, das nicht aus der Politik kommt und das ganz klar korrupt ist. Europa und der Rest der Welt müssen sich warm anziehen. Es wird schwierig werden, mit diesem Mann zu verhandeln. Dazu braucht es viel diplomatisches Geschick. Ich empfinde es als Desaster: Trump ist korrupt, schwulenfeindlich, frauenfeindlich - und das als mächtigster Mensch der Welt.“

Jan Burdinski, Intendant des Fränkischen Theatersommers: „Ich denke zoologisch und dann an ein Trumpeltier. Ich empfehle: abwarten und durchhalten.“

sw/raus/ht

 

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