Arbeitszeit, die zum Leben passt
Rund 100 der 300 Beschäftigten des Kennametal-Werkes in Mistelgau waren am Donnerstag der Aufforderung der Gewerkschaft IG Metall gefolgt und legten ab 14 Uhr die Arbeit nieder, um ihrer Gewerkschaft den Rücken zu stärken. Und den Rückhalt ihrer Mitglieder benötigt die IG Metall bei diesen Tarifverhandlungen vielleicht mehr als in allen Verhandlungen zuvor. Noch nie zuvor hatte die Gewerkschaft so konkret wie jetzt die Forderung nach einer Arbeitszeit, „die zu unserem Leben passt“, wie der Vorsitzende des Betriebsrates, Alois Heinlein, betonte, gestellt. Bisher seien es immer die Arbeitgeber gewesen, die von ihren Beschäftigten flexible Arbeitszeiten verlangen. Das vergangene Jahr habe einmal mehr gezeigt, was Arbeitgeber darunter verstehen: Sonderschichten, Überstunden, Wochenendarbeit. „Wir arbeiten immer flexibler, rund um die Uhr, auch am Wochenende, so wie es dem Arbeitgeber passt. Wir wollen, dass unsere Arbeitszeiten auch mal zu unserem Leben, zu unseren Bedürfnissen und zu unseren Familien passen“, begründete Gewerkschaftssekretär Stefan Winnerlein die Forderung der IG Metall. Nach Vorstellung der Gewerkschaft soll jeder Arbeitnehmer den Anspruch erhalten, für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren seine Arbeitszeit auf bis zu 28 Wochenstunden verringern und danach wieder zu seiner alten Arbeitszeit zurückkehren zu können. Damit wolle man verhindern, so Winnerlein, dass die Kollegen in der Teilzeitfalle hängen bleiben. Auch wenn die Arbeitgeber diese wie auch die Forderung nach einer sechsprozentigen Lohnerhöhung als realitätsfremd bezeichnen würden, zeige eine Umfrage unter Mitglieder der IG Metall, dass die Forderung nach Arbeitszeitverringerung auf große Resonanz stößt. Deshalb, so Winnerlein, wolle man dem Konzept der Arbeitgeber, immer länger und immer flexibler zu arbeiten, mit einem neuen modernen Konzept begegnen. Die Zeiten, wo man sich die Reduzierung der Arbeitszeit „erbetteln“ musste, sollen endgültig vorbei sein. Winnerlein: „Es wird Zeit für eine Flexibilisierung in die andere Richtung.“