Elisabeth Schmidt trainiert mit deutschen Topathleten Warmensteinacherin will Profi werden

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Lange waren sie Trainingskolleginnen, jetzt trennt sich der gemeinsame Weg: Elisabeth Schmidt (rechts) peilt eine Profikarriere an, Alicia Reißenberger ein Studium. Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Sie sind schnell, treffsicher und eng befreundet: Elisabeth Schmidt (18) und Alicia Reißenberger (17) sind die aktuell besten Biathleten aus dem Fichtelgebirge und mischen auch deutschlandweit in ihren Altersklassen vorne mit. Doch künftig wird sich ihr Weg wohl trennen – auch, weil es fast unmöglich ist, als Profibiathlet im Fichtelgebirge durchzustarten.

 
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„Einmal bei Olympia an den Start gehen“, sagt Schmidt. „Das ist mein größter Traum. Dafür will ich alles geben.“ Und dafür verließ die 18-Jährige auch ihre Heimat. Seit August wohnt die Warmensteinacherin in Garmisch-Partenkirchen, hat sich der Trainingsgruppe von Bernhard Kröll in Kaltenbrunn angeschlossen.

Der erfahrene Trainer formte schon Topstars wie Uschi Disl, Magdalena Neuner oder Martina Glagow. Nun trainiert er unter anderem Laura Dahlmeier und Miriam Gössner – und eben Elisabeth Schmidt vom WSV Warmensteinach. „Das ist eine große Chance für mich“, sagt Schmidt. „Ich kann mich dort voll auf meine Profikarriere konzentrieren.“

Krankheiten und Schulstress

Im vergangenen Jahr war Schmidt davon aber noch weit entfernt. Es blieb wenig Zeit für den Sport, Schmidt schrieb ihr Abitur am Bayreuther Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. Zudem warfen sie Krankheiten immer wieder zurück. Gute Ergebnisse fehlten. Die Folge: Schmidt verlor erst ihren Status als deutsche C/D-Kaderathletin und flog dann auch noch aus dem bayerischen Landeskader.

Die Profi-Laufbahn verlor Schmidt dennoch nie aus den Augen, aber ohne Kader-Status fand sie keine Anstellung bei einer Behörde, die angehende Sportler unterstützt und fördert. „Das war eine große Enttäuschung“, verdeutlich Schmidt. „Da war es im Sommer hart, sich wieder zu motivieren.“

Eltern finanzieren Karriere

Die Motivation folgte dann durch ihre Eltern, sie finanzieren nun ein Jahr lang den Sportlertraum ihrer Tochter inklusive Umzug nach Garmisch. „Das wird ein entscheidendes Jahr“, sagt die 18-Jährige. „Wenn die Erfolge ausbleiben und ich nicht bei einer Behörde unterkomme, dann muss ich vielleicht akzeptieren, dass es für das Sportlerleben eben nicht reicht.“

Doch gerade stimmen die Ergebnisse: Schmidt gewann Anfang Oktober die Gesamtwertung des topbesetzten Sommerbiathlon-Nordcups. Ein deutliches Signal, schließlich kürte sich Schmidt mit diesem Sieg zur aktuell besten deutschen Nachwuchsbiathletin.

Lob vom Landestrainer

Der Erfolg blieb auch dem bayerischen Biathlon-Landestrainer Kristian Mehringer nicht verborgen: „Schmidt ist beim Nordcup schnell gelaufen, hat schnell geschossen und auch getroffen. Sie hat starke Grundlagen und sich als ziemlich komplette Biathletin präsentiert.“ Als Belohnung für ihre starken Leistungen berief der 34-Jährige die Warmensteinacherin wieder in den Bayern-Kader. Auch ihren Wechsel in die Trainingsgruppe nach Kaltenbrunn befürwortet Mehringer, dort könne Schmidt intensiv gefördert werden.

Eine Förderung, die im Fichtelgebirge in dieser Form nicht möglich ist. „Wir sind froh, dass wir in Bayern kleinere Trainingszentren wie in Neubau, im Allgäu oder im Bayerischen Wald haben, aber für die besten Talente führt kein Weg an den großen Leistungszentren in Ruhpolding oder Mittenwald vorbei“, sagt Mehringer. Dort arbeiten hauptamtliche Trainer fast rund um die Uhr mit den Sportlern. Zum Teil werden die Trainer von Behörden oder dem Deutschen Skiverband finanziert.

Das Geld ist auch das Hauptproblem, warum sich kleinere Standpunkte auf die Nachwuchsarbeit spezialisieren müssen: „Unsere Ehrenamtlichen leisten an der Basis tolle Arbeit und bringen viele Stunden ein“, sagt Mehringer. „Aber einen hauptamtlichen Trainer können wir dort nicht bezahlen; auch unser Verband muss schauen, wie er mit seinem Geld rumkommt.“

Fichtelgebirge als Talent-Zulieferer

Diese Tatsache akzeptiert auch der oberfränkische Skiverband (SVO). „Wir haben in Neubau unter anderem mit der neuen Rollerbahn Topvoraussetzungen, aber wenn die Sportler 17 oder 18 werden, dann sind uns Grenzen gesetzt. Wir sind eben einer der Zulieferer für die Leistungszentren“, sagt SVO-Sportwart Thomas Bauer. „Sportler wie Elisabeth Schmidt oder Alicia Reißenberger sind im Fichtelgebirge die absolute Leistungsklasse. Aber wie hoch, die Messlatte wirklich liegt, sehen sie erst, wenn sie den täglichen Vergleich in den Leistungszentren haben. Deswegen sind die Wechsel nachvollziehbar.“

Studium statt Profisport

Doch Reißenberger wird diesen Schritt nicht machen. Die dreimalige Deutsche Meisterin im Sommerbiathlon wird nach der Schulzeit – sie schreibt 2016 ihr Abitur – sportlich kürzer treten und ein Studium beginnen.

Im Gegensatz zu Schmidt wählt die 17-jährige Bischofsgrünerin den sichereren Weg. „Mir macht Biathlon sehr viel Spaß, aber Geld lässt sich damit nur schwer verdienen“, sagt Reißenberger. So können zwar Topathleten wie Simon Schempp, Franziska Preuß oder Dahlmeier „gut vom Sport leben“, sagt Mehringer. „Aber ausgesorgt haben sie sicher noch nicht.“

Auf dieses Spitzenniveau will auch Elisabeth Schmidt kommen, doch dafür muss sie noch viele kleine Schritte machen. Ihr erstes Ziel ist die Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaft Ende Februar. Die besten fünf deutschen Talente gehen dort an den Start. Und obwohl Schmidt noch der jüngeren Jugendklasse angehört, traut Mehringer ihr die Teilnahme zu: „Als Siegläuferin in der Jugend hat man gute Chancen auf die WM.“ Und dass Schmidt das ist, hat sie beim Nordcup eindeutig bewiesen.

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