Wann baut Steinhart endlich?

Von Andreas Gewinner und
Fichtelberg wartet, Kochel baut – beim Richtfest auf der künftigen Trimini-Sonnenterrasse Ende April (von links): Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber, Kochels Bürgermeister Thomas Holz, die Kristall-Trimini-Geschäftsführer Gerd Bittermann und Petra Jacob, Kristallbäder-Aufsichtsratsvorsitzender Heinz Steinhart und Aufsichtsratsmitglied Günther Beckstein. Foto: Arndt Pröhl Foto: red

„Ich will das noch erleben“, sagt Heinz Steinhart. Den Wiederaufbau der Therme in Fichtelberg. Warum baut er dann nicht? Darüber gehen die Aussagen auseinander.

 
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Zwischen der Gothaer Versicherung in Köln und der Kristall AG waren bilaterale Verhandlungen ausgemacht. Zurückgepfiffen waren die Anwälte der Versicherung, die sie vor Gericht vertreten sollen.

Der Kampf um angeblich noch ausstehende Millionen für den Wiederaufbau der abgebrannten Therme soll seit Monaten laufen. Doch es herrscht Funkstille. „Es gibt nichts Neues“, lässt sich eine Sprecherin der Gothaer zitieren. Noch immer warte man auf „angeforderte Unterlagen und Informationen“. Die Sprecherin: „Sie liegen uns nach wie vor nicht vollständig vor.“

Diese Information gibt es seit mehr als einem Jahr. Für März war erneut ein Gespräch zwischen Steinhart und Gothaer geplant. Auch dies habe wegen fehlender Unterlagen nicht stattgefunden. Steinhart hat noch nicht einmal die Baugenehmigung eingereicht. „Aus der Presse ging hervor, dass die Baugenehmigung vorliegen soll. Wir haben diese aber nicht erhalten“, heißt es bei der Versicherung. Will und kann Steinhart überhaupt noch bauen in Fichtelberg? Die Versicherung hat ihm bisher etwa sechs Millionen Euro überwiesen, er hätte also längst mit einem Wiederaufbau beginnen können.

Treffen zwischen Gemeinde und Kristall

Von Fichtelberger Seite seien alle Voraussetzungen so gut wie erfüllt, so Bürgermeister Georg Ritter (CSU). Die Baugenehmigung sei im Februar erteilt worden, Steinhart inzwischen als Eigentümer des Grundstücks im Grundbuch eingetragen. Lediglich das Wasserrechtsverfahren mit Entnahmegenehmigung für die Ahornquelle, die Radonquelle für die Therme, müsse nach seinem Auslaufen verlängert werden. Am Mittwoch habe ein Treffen zwischen Gemeinde und Kristall in Bayreuth stattgefunden.

Während die Haupthürde irgendwo zwischen Steinhart und der Versicherung zu liegen scheint, ist die Gemeinde noch nicht aus allem draußen. Es geht um Zusatzkosten, die entstanden seien durch Verzögerungen durch die Gemeinde unmittelbar nach dem Brand, als die Kommune Arbeiter von der Brandstelle verscheucht habe, Verzögerungen durch den unrechtmäßigen Beschluss des alten Gemeinderats, die Zusammenarbeit mit Steinhart zu beenden. Bauanforderungen, die die Kosten in die Höhe treiben, haben sich in der Zwischenzeit verschärft. So soll zum Beispiel inzwischen eine Dreifachverglasung statt einer Zweifachverglasung nötig sein.

Laut Steinhart ist der Knackpunkt mit der Versicherung der Mehrschaden durch die Verzögerung. „Die Gemeinde hat unter dem alten Bürgermeister alles getan, dass die Versicherung nicht an mich zahlt“, sagt Steinhart, „sechs Wochen nach dem Brand hatte ich die Pläne für den Wiederaufbau. Und nun ist es vier Jahre später.“

Auch Versicherung hat verzögert

„Aber der Zeitschaden liegt nicht bei uns alleine“, sagt ein Insider aus Fichtelberg. Und verweist auf die Verzögerungen, die der Versicherung zuzuschreiben seien. Durch lange, eigene Brandermittlungen durch einen Privatdetektiv, der letztlich, trotz einer hohen Belohnung, keine Beweise für Brandstiftung zutage fördern konnte.

Versicherung, Steinhart, Gemeinde – es geht also um eine Summe x, die keiner übernehmen will. Steinhart erwartet, dass er noch im Juni einen Schritt weiter ist: Dann soll feststehen, was genau die Versicherung nicht zahlen will. „Unsere Forderungen sind aufgestellt“, sagt Steinhart. Und widerspricht damit auch der Versicherung.

Richtfest in Kochel am See

Anders in Kochel am See: Dort wurde Ende April Richtfest an der Therme gefeiert. „Wenn im Juni 2015 jemand gesagt hätte, dass wir an diesem 22. April Richtfest feiern, dann hätte man ihn in die Psychiatrie eingewiesen“, zitiert der „Münchner Merkur“ Kristall-Aufsichtsrat Günther Beckstein, der als Vermittler tätig war. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident erinnerte demnach an die „schlimmen Monate“ im vergangenen Jahr. Damals hatten sich Gemeinde und Investor erst nach langem Streit wieder zusammengerauft. 15 Millionen Euro kostet die Erweiterung, die in öffentlich-privater Partnerschaft gestemmt wird. Gemeinde, Investor und Freistaat schultern die Kosten. Vereinbarungsgemäß soll die Eröffnung Ende November 2016 über die Bühne gehen, schreibt der Merkur.

Am Richtfest nahmen außer Beckstein auch die Kristall-Trimini-Geschäftsführer Gerd Bittermann und Petra Jacob – ehemals Geschäftsführerin in Fichtelberg – und Aufsichtsratsvorsitzender Heinz Steinhart selbst teil. Steinhart gestern zum Kurier: „Die Gemeinde hat in Kochel die Schäden großteils übernommen, die durch ihre Verzögerung entstanden sind. Kochel, Werder, Ludwigsfelde, Bad Wilsnack - wir sind an allen Fronten aktiv. Nirgendwo werden wir so ausgebremst wie in Fichtelberg.“

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