Die Macher vom Waldstockverein sind zufrieden mit den Veranstaltungen in diesem Jahr Waldstock: Sie haben Bock drauf

Von
Jakob Bauer, Martin Häckel und Christoph Schütz (von links) sind zufrieden mit dem abgelaufenen Waldstockjahr. Foto: Ralf Münch Foto: red

Sie sind zufrieden mit dem Waldstock-Jahr bisher. Es lief alles super. „Jeder kann sich einbringen, was machen, kann produktiv und kreativ sein“, bringen es die drei Vorsitzenden Martin Häckel, Jakob Bauer und Christoph Schötz auf den Punkt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eigentlich wohnen die drei Pegnitzer gar nicht mehr hier, alle drei studieren. Häckel (24) Infrastrukturmanagement in Stuttgart, Bauer (25) Musikjournalismus erst in Leipzig, jetzt in Berlin und Schötz (25) Geschichte in Erlangen. Aber die Drei sind schon immer gute Freunde und finden es toll, dass sie durch ihr Engagement bei Waldstock immer noch die Möglichkeit haben, in ihrer Heimat etwas mit zu gestalten. Ihnen liegt daran, die Philosophie des Vereins zu unterstützen. „Wir haben da einfach Bock drauf“, sagen sie. Obwohl sie auch manchmal an ihre zeitlichen und kräftemäßigen Grenzen kommen. „Das ist wie ein halber Job“, sagt Bauer. Schon im Oktober beginnt für ihn das Waldstockjahr mit dem Buchen der Bands.

Beginn ist im Dezember mit Microstock

Reingekommen in den Waldstockverein sind die Drei über Microstock, mit dem das eigentliche Waldstockjahr am 23. Dezember in der Böheim-Brauerei beginnt. „Da ist die Bude brechend voll“, sagt Häckel. Auf das Datum hat man sich geeinigt, weil da die meisten zu Weihnachten schon da sind und eher Zeit haben, als an den Feiertagen selber. Angesprochen wird die Altersgruppe 16 bis etwa 40 Jahre. Rund 350 Leute sind wohl jedes Mal da. Es gibt drei Bands und einen DJ. Auftakt ist immer mit einer lokalen Band, wobei die meist auch schon aus Bayreuth oder Nürnberg kommt. „Die Musikszene in Pegnitz ist nicht entsprechend, da gibt es eigentlich keine Bands“, so Bauer. „Wir haben kein großes Budget, uns ist es wichtig, ambitionierte Bands zu finden, die bald groß rauskommen wollen“, erklärt Schötz. Eine schwierige Situation ist die räumliche Situation in der Brauerei, denn die Bühne ist relativ klein, mehr als acht Leute passen da nicht drauf. Insgesamt ist Microstock die zweitgrößte Veranstaltung des Vereins.

Zum fünften Mal lief im Frühjahr Nanostock ab, im Herbst will Bauer noch ein weiteres veranstalten. Die Idee dafür war, die Brauerei mehr zu nutzen. „Das ist einfach eine gute Location, die Wege sind kurz, die Infrastruktur passt“, fasst er es zusammen. Toiletten, Bühne, Bier – alles Wichtige ist da. Schall und Sound passen. Das ist fast wie ein Club, finden die drei jungen Männer. Es hat einen krassen Charme, sagen sie. Ein Höhepunkt für die Bands ist es, dass sie nicht in einem Saal auftreten, sondern eben in einer Brauerei. Gespielt wird Musik, die gerade viel unterwegs ist, große Szene, Psychedelicrock. Im Herbst soll es mehr Elektrorock sein. Abwechslung soll sein. „Wir wollen mehr Qualität als ein bestimmtes Genre“, sagt Häckel. Hiphop wird es gar nicht geben.

Erstmals mit Pegnitzer Flüchtlingen

Ein fester Punkt im Jahr ist Fußstock, das heuer bereits zum 15. Mal stattfand. Was die Drei gut finden, dass das immer noch von Gründer Andy Conrad durchgezogen wird und er auch jedes Mal mit seinen Bengasi Bombers dabei ist. Die Fußballspiele kommen ganz ohne Musik aus und sind am weitesten von den sonstigen Waldstockveranstaltungen entfernt. Heuer waren bei den Wettkämpfen auf dem FC-Gelände auch erstmals Pegnitzer Flüchtlinge dabei. Und weil zu dem Datum alle so schön zusammenkommen, findet da auch gleichzeitig die Jahresversammlung statt. „Das hat eher was Familiäres“, sagt Schötz.

Der eigentliche Höhepunkt ist dann das Waldstockfestival am zweiten Juliwochenende. Da liegt das Hauptaugenmerk drauf. Seit 1994 gibt es das, erst nur am Samstag, der Freitag kam dann 2010 dazu. „Der Freitag war erst ganz klein“, erinnert sich Bauer. Künstler mit Gitarre saßen beim Lagerfeuer. Das ist dann gewachsen. Jetzt kommen so an die 1500 Leute. Bei der Veranstaltung spielen am Freitag vier Gruppen, es geht aber ruhiger zu. Am Samstag gibt es dann Kultur umsonst und draußen. Das Gelände ist liebevoll gestaltet, Tücher schweben, heuer gab es erstmals eine Kaffeebude und eine kleine Form des Aussichtsturms, auf dem ein Gitarrenspieler eine Lyrikperformance spielte, so Bauer. Jeder soll sich Wohlfühlen – so der Fokus. Man soll sich in den Arm genommen fühlen. Bei dem zwölfstündigen Programm ab 13 Uhr spielen auch erst lokale Bands, später regionale und nationale, ab dem späten Nachmittag dann internationale, beispielsweise aus Österreich und den Niederlanden. „Das wird immer größer“, sagt Häckel. Die letzte Band polarisiert dann, da verlassen manche sogar das Gelände. Das ist dann mehr etwas Experimentelles. „Wir wollen was wagen, es soll für jeden Geschmack etwas dabei sein“, nennt es Bauer.

Getränke, Popcorn und Nachos

Kurz nach Waldstock läuft dann Filmstock im Wiesweiherpark. Das sei jedes Mal schwer zu organisieren, da ja noch die Nacharbeiten von Waldstock laufen. Dreimal werden Filme, von denen vorher nicht bekannt ist, um welche es sich handelt, gezeigt. „Unser Anspruch ist, dass es keine Hollywood-Blockbuster sind, sondern etwas Neues und Spannendes. Eine insgesamt ruhige Veranstaltung mit Getränken, Popcorn und Nachos. Das spricht eher andere Leute an, als das sonst übliche Waldstock-Publikum.

Die letzte Outdoorveranstaltung ist dann Guerillastock, das heuer am vergangenen Samstag hinter dem FC-Gelände stattfand. Hier gibt es elektronische Musik. Was den Drei wichtig ist: Es wird darauf geachtet, dass hier keine Drogenparade läuft, wer kifft, muss gehen. „Man kann auch ohne Exzess feiern“, sagt Bauer. Und jedes Jahr wird an einem anderen Ort gefeiert. Man will das auch im Einklang mit der Natur machen. So gab es zum Beispiel im Veldensteiner Forst Ohrhörer für alle, um die Wildschweine nicht zu beschallen. Wichtig als Veranstaltungsort ist, dass er nahe Pegnitz, zu Fuß zu erreichen ist.

Eintritt nur in der Brauerei

Der Waldstockverein, der 2001 gegründet wurde, bietet bis auf die Brauereiveranstaltungen alles ohne Eintritt an. „Das trägt sich aus Standmieten, Getränken, Spenden und Sponsoren“, sagt Bauer. Und die Bands wollen meist eine geringere Gage. Verdienen tut der Verein nichts, muss aber auch nicht draufzahlen. Mal fällt mehr ab, mal weniger, das gleicht sich aus. Der Grundstock was Technik angeht, passt, er wurde über die Jahre immer größer. „Wir stemmen viel aus dem Verein selber heraus, es gibt eine breite Kompetenz“, sagt Häckel. Es kann jeder produktiv und kreativ sein.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Waldstock: Von Reibeisen bis Rockabilly.

Autor

Bilder