Rund 6500 Besucher beim Zwei-Tage-Festival in Pegnitz Waldstock: Pegnitzer Festival bricht alle Rekorde

Von Klaus Trenz

Das Musikfestival Waldstock auf dem Pegnitzer Schlossberg dürfte die Rekordmarke vom vergangenen Jahr geknackt haben: Bei einem Umsonst&Draußen-Festival ist die Besucherzahl schwer einzuschätzen, aber rund 6500 Besucher dürften an beiden Tagen auf dem Festival gewesen sein. Das Festival wächst und brilliert mit einem weiten musikalischen Horizont: Synthie-Pop, Post-Punk, Rock, Indiepop und mehr, einträchtig nebeneinander. Unser Festival-Protokoll vom Samstag:

 
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13.15 Uhr: Das Festival beginnt pünktlich mit der "Rolling Chocolate Band" aus Bayreuth und ihrem Bluesrock. Nur etwa 40 Leute sind vor der Bühne, ein paar Hundert auf dem Gelände. Es lässt sich auf der Wiese ungestört Frisbee spielen und am "Center Kourt" wagen sich die ersten ans Tennis - nach Regeln von 1996. Waldstock geht stets gemütlich los. Waldstockler Bernd am Ausschank hat es ebenfalls noch gemütlich und bei Pizzabäcker Ollie ist noch kaum Pizza im Ofen. Hinter der Bühne sind die Veranstalter sehr gut drauf: Schon der Festivalfreitag - einst "nur" ein Abend mit Lagerfeuerromantik - hat 1500 Besucher gebracht.

15.25 Uhr: Nach William's Orbit aus Weiden kündigt "Musikchef" Jakob Bauer das weitere "regionale Potpourri" an. Mit "van hazy" aus Bamberg. Immer noch sind es nur ein paar Hundert Besucher auf der Schlossbergwiese mit ihrer Tribüne: alles noch übersichtlich. Bernd am Ausschank hat es immer noch gemütlich. Alle erwarten den Ansturm gegen 18 Uhr, angesichts einer bevorstehenden lauen Sommernacht. 

17.50 Uhr: Nach "Chick Quest" aus Wien mit ihrem "Spaghetti-Western-Post-Punk" treten erstmals die Pausenbands auf. Philipp Stenger, Gitarrist und Sänger sowie Poetry-Slammer Felix Kaden freuen sich über jeden der im Eingangsbereich des Geländes stehen bleibt und ihrem Mix aus Musik und gesprochener Lyrik zuzuhören. Das Duo ist spontan für Waldstock zusammengekommen, hat noch nie zusammen auf der Bühne gestanden. Es wird improvisiert und das richtig gut. Philipp Stenger hat CD's dabei: In "drei Tagen gebastelt" - ganze 20 Stück. Am anderen Ende des Geländes hat man für Bluesgitarristen und Sänger Fabian Simon extra einen Ein-Mann-Balkon gebaut, mit Blümchen im Balkonkasten und ein "Kleid" geschenkt, aus dem Vorhangstoff, der hinter ihm hängt. Auf der Wiese ist langsam mehr los. Man erwartet " Isolation Berlin". Bernd am Ausschank hat immer noch keinen Stress. Man hat inzwischen Nachschub an Getränken geholt. Und bei Ollie stehen sie das erste mal Schlange. Er wird noch einige Stunden am Ofen schwitzen.

19.20 Uhr: "Pollyester" sind der erste Höhepunkt des Abends. Jakob Bauer hat ein breites Lächeln im Gesicht. Die findet er richtig gut. Und viele andere auch: Die Münchner Band, die einen unglaublichen Mix aus Disco-Musik und Postpunk hinkriegen, locken mit ihrem Groove erstmals das Publikum vor die Bühne. Sängerin Polina Lapkovskaja: "Kommt doch noch ein bisschen näher, ihr seid alle so schrecklich weit weg." Endlich: es wird getanzt und zwar nicht nur von Einzelnen.

21.05: Es wird skurril: Für die "Puta Madre Brothers" hat man den Teppich ausgerollt, keinen roten, sondern einen alten mit Persermuster. Nicht weil das Trio aus Australien überheblich ist. Drei Basstrommeln sollen nicht ins Publikum rutschen. Dahinter nehmen die Herren mit den seltsamen Unfiormen, der zerzausten Frisur und den dreckverschmierten Gesichtern mit zwei Gitarren und einem Bass Platz. Hinter ihnen sind zwei etwa drei Meter hohe Kakteen aus Sperrholz aufgestellt (Bauer: "der skurrilste Bühnenaufbau den wir je hatten."). Das was dann kommt, lässt sich kaum beschreiben. Das muss man gesehen haben. Die Musik? Eine Mischung aus mexikanischer Folklore, Flamenco und Rock und was sonst noch alles.

22.30 Uhr: Die "Sore Losers" aus Belgien rocken Waldstock, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Wiese ist voll und kocht. Auch jetzt noch kommen Leute auf den Schlossberg. Bernd am Ausschank war mal zwischendurch weg, ist wieder da. Er ist zufrieden: Der Getränkeverkauf brummt, wichtig für ein Festival, dass sich fast ausschließlich aus dem Verkauf von Getränken und Essen finanziert. Bier und nichtalkoholische Getränke halten sich in etwa die Waage.

1.22 Uhr: Der Brite Alex Banks schickt den letzten Ton über den Schlossberg. Er hat die Wiese zum Abschluss des Festivals mit treibendem Techno in einen Dancefloor verwandelt. Zuvor hatte sich Jakob Bauer noch bei den Präsentatoren bedankt - an erster Stelle beim Kurier. Und bei den rund 300 (!) freiwilligen Helfern, die das Festival gestemmt haben. Bernd am Ausschank ist zufrieden und wirkt immer noch nicht gestresst: "Wir haben hier so viele Leute die helfen, wir sind einfach ein gutes Team". Hinter der Bühne freut man sich über ein erneut gelungenes Festival. Waldstock-Vorsitzender Martin Häckel: "Wir machen weiter so".