Waldprinzessin wirbt für Laubbaum

Von Andreas Gewinner
Waldprinzessin Manja Rohm aus dem mittelfränkischen Landkreis Roth sucht Freunde für die Fichte. Und wirbt gemeinsam mit dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten, mehr Laubbäume und Tannen im Wald zu pflanzen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Früher gehörte der Wald ihr allein. Doch sie ist in die Jahre gekommen. Das Wetter setzt ihr immer mehr zu. Aber neue Freunde könnten ihr Leben verlängern und erträglicher gestalten: „Die Fichte braucht Freunde“, so Forstoberrat Udo Wenzel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bei der Freundschaftsanfrage im Wald unterstützte ihn auch die bayerische Waldprinzessin.

 
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Ein Wald bei Rimlas, in etwa 500 Höhenmetern. Das Gelände rollt fast wie eine Achterbahn. Die dortigen Waldbauern waren ihrer Zeit voraus. Schon vor 20 Jahren haben sie begonnen, nicht immer nur die Fichte zu pflanzen. Die Fichte wächst schnell und ist begehrtes Bauholz. Aber sie hat dem Klimawandel weniger entgegenzusetzen als andere Bäume. Ihre Wurzeln reichen nicht tief in die Erde, sie kann lange Trockenphasen schlecht durchstehen. „Rimlas liegt noch hoch genug für die Fichte“, glaubt Wenzel. Aber es dürfen auch Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie oder Buche sein. „Wir wollen Mut machen, es ist so schwierig nicht, man muss nicht studiert haben“, ermuntert Wenzel die zahlreichen privaten Waldbesitzer.

Waldbesitzer müssen in anderen zeitlichen Dimensionen denken als ein Unternehmer, der über die Anschaffung neuer Maschinen nachdenkt. „Wald ist ein Generationenvertrag. Was wir pflanzen, erntet jemand anders“, erinnert die bayerische Waldprinzessin Manja Rohm.

Gerhard Löwinger steht vor seinem Bestand von knapp 30 Jahre alten Tannen. „Hier haben eigentlich schon immer Tannen gestanden. Aber die Säger wollten sie nicht mehr.“ Und dann kam das Waldsterben, als dessen Vorbote die immer kränker werdende Tanne galt. Die jungen Bäume erfroren, die alten gingen ein. Doch der schlechte Ruf bestand zu Unrecht. Als die Schwefelbelastung seit den 1980er Jahren sank, erholte sich auch die Tanne wieder.

Auch ein anderes Problem haben Gerhard Löwingers 100 Weißtannen aus dem Jahr 1988 abgeschüttelt. Sie standen unter einem Schirm älterer Bäume und bekamen irgendwann die Tannennadelbräune, einen Pilz, der in feuchten, schlecht belüfteten Waldstücken zuschlägt. Die alten Bäume kamen vor zehn Jahren raus. Und die Tannen erholten sich wieder.

Klingt irgendwie doch nach einer Wissenschaft. In diesem Fall steht Dirk Wahl bereit, der den kleinen Rundgang durch den Rimlaser Wald organisiert hatte. Er ist für die Beratung von Privatwaldbesitzern zuständig. Er erklärt, wie dicht Bäume gepflanzt werden müssen, wo man Äste abschneidet und wo besser nicht und was es für Zuschüsse gibt.

Seine Bemühungen sind nicht vergebens. Dass die in die Jahre gekommene Fichte zunehmend Freunde findet, ist bereits amtlich: Der Anteil der Tanne am Baumbestand in der Region stieg von 0,5 Prozent (2002) auf 1,1 Prozent (2012). Aber es dürfen gerne noch ein paar Freunde mehr sein.

Interview mit einer Prinzessin

Beruflich ist sie mit einem 40-Tonner unterwegs, aber heute ist sie die Waldprinzessin: Manja Rohm aus dem Landkreis Roth. Die 27-Jährige, die sonst auf dem elterlichen Biomassehof mitarbeitet, ist die Zierde eines Termins von Landwirtschaftsamt und Waldbauern im Wald bei Wasserknoden, in dem es um die Zukunft des Waldes geht - stilecht mit Krönchen und Zepter aus Holz. Und angenehmem fränkischen Akzent.

Wie wird man Waldprinzessin?

Waldprinzessinen kamen bisher fast immer aus Ober- oder Niederbayern, aber eigentlich noch nie aus Mittelfranken. Und die Forstbetriebsgemeinschaft, mit der wir zusammenarbeiten, hat mich gefragt und vorgeschlagen. Die endgültige Wahl fällte dann der Ausschuss des Bayerischen Waldbesitzerverbandes.

Welche Voraussetzungen muss eine Waldprinzessin mitbringen?

Man darf kein Laie sein, am besten ist, man bringt berufliche Vorkenntnisse mit. Und die Einstellung zum Wald wird in einer Art Bewerbungsgespräch geprüft. Wenn man da zum Beispiel sagt: Den Wald sollte man einfach liegenlassen wie er ist, kommmt das nicht gut an. Und man darf keine Hemmungen haben, vor einer großen Menschengruppe frei zu sprechen.

Wie sieht der Zeitaufwand für eine Waldprinzessin aus?

Das ist sehr unterschiedlich. Im Herbst und Winter sind es mehr Termine, in der Regel einer pro Woche. ich bin jedenfalls seit August 2015, seit ich Waldprinzessin bin, rund 8000 Kilometer mit dem Auto nur in dieser Funktion gefahren.

Wie sieht Ihre bisherige Beziehung zum Fichtelgebirge aus? Vielleicht hier Ski fahren gelernt?

(Lacht): Nein. Aber wir waren schonmal zum Holzhächseln in der Nähe von Gefrees.

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