Der Vergleich ist, obwohl er auf der Hand liegt, hart an der Grenze der Zulässigkeit: „Rienzi“ ist eine aufrichtig breite Pathos-Oper, das „Liebesverbot“ unernst, heiter, satirisch. „Rienzi“ ist die staatsmännische Geste, das „Liebesverbot“ ein leises Lachen. Man kann da nicht von der einen Oper auf die andere schließen. Dabei verhandeln beide Stücke denselben Konflikt, der eines von Wagners Lebensthemen ist, vielleicht sogar das zentrale: Die Obrigkeit benimmt sich schädlich, das Volk weiß sich zu helfen. Unten versus Oben, die Kleinen gegen die Großen. Aus welchem der beiden Werke leichter ein kurzweiliger Abend werden kann, muss man da gar nicht dazusagen.
Und trotzdem ist schon in in der allerersten Szene, als gerade die Polizei den Karneval auflöst, klar: Die verschiedenen Operntraditionen sind nicht der zentrale Unterschied. „Liebesverbot“-Regisseur Aron Stiehl kann Menschen auf der Bühne bewegen. So, dass sich allein aus der Bewegung eine Geschichte erzählt. Hier und heute ist der Chor nicht der Chor, sondern die Bevölkerung Palermos. (Zur Erläuterung: Am Abend zuvor hätte der Chor die Bevölkerung Roms sein sollen. Er blieb aber das, was er war: ein Chor, der sich bewegen musste. Am Chor lag's nicht, der war derselbe).