Von Harvard nach Bayreuth

Von Moritz Kircher
Daniel Privitera in Harvard. Von dort hat der die Idee für seine Diskussionsreihe "Wie wollen wir leben" mitgebracht. Foto: red Foto: red

Daniel Privitera hat sich vorgenommen, etwas gegen eine gesellschaftliche Spaltung zu unternehmen. Und wie will er das tun? In dem er die Menschen jeglicher politscher Couleur zum Diskutieren anregt. "Wie wollen wir leben?" ist der Titel seiner Veranstaltungsreihe, die am Dienstag (2. Mai, 19.30 Uhr, Evangelisches Bildungswerk Bayreuth) startet. Die Idee dazu hat der Student der Uni Bayreuth von einem Auslandssemester an der Eliteuni Harvard und einer dort sehr populären Veranstaltungsreihe mitgebracht.

 
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Herr Privitera, worum geht es Ihnen mit "Wie wollen wir leben"?

Daniel Privitera: Es ist an drei Abenden eine freie Diskussionsveranstaltung. Das Besondere daran ist, dass es keine Podiumsdiskussion wird, wo vorne drei Leute sitzen, und alle anderen hören nur zu. Es ist von Anfang bis Ende ein Abend, an dem Bayreuther Bürger zusammenkommen und über die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit diskutieren. Man kann aber natürlich auch einfach nur fürs Zuhören kommen.

Das Original in Harvard (weitere Folgen bei Youtube)

Geben Sie Themen vor?

Privitera: Es werden nur grobe Themen vorgegeben. Bei der Auftaktveranstaltung geht es um die Frage: Was ist moralisches Handeln? Das ist die Frage, die allen gesellschaftlichen Streitthemen zugrunde liegt. Bei der folgenden Veranstaltung geht es um die Frage: Was ist Gerechtigkeit? Beim dritten Termin ist das Thema: Markt und Moral – Gibt es Dinge, die nicht käuflich sein sollten?

Das klingt sehr philosophisch. Soll es so abstrakt bleiben, oder wollen sie das auch anhand konkreter Themen diskutieren?

Privitera: Das Format hat Michael Sandel etabliert. Er ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Philosophen und lehrt an der Uni Harvard. Das geniale an seinem Format ist, dass er diese großen Fragen, die im ersten Moment erschlagend wirken, runterbricht auf ganz einfache Beispiele. Auch Menschen, die sonst überhaupt nichts mit Philosophie zu tun haben, können da bestens mitreden und in kürzester Zeit in die Themen eintauchen. Sandels Videos werden im Internet millionenfach angeklickt.

Wen wollen Sie mit der Veranstaltung ansprechen?

Privitera: Explizit alle Bürgerinnen und Bürger in Bayreuth. Die Reihe wurde in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Bildungswerk konzipiert, das auch der Veranstalter ist. Und unser gemeinsames Anliegen war, dass die Bevölkerung mitmischt. Davon lebt Demokratie. Das politische Klima in Deutschland hat sich zugespitzt. Die Gesellschaft driftet auseinander. Es findet immer weniger Austausch statt. Da wollen wir etwas dagegen setzen und hoffen, dass ein möglichst breiter Querschnitt aus der Bayreuther Bevölkerung zu den Diskussionen kommt. Das ist meine große Hoffnung. Und deshalb machen wir die Reihe nicht an der Uni, sondern im Herzen der Stadt.

Folge 2: Ein Preis fürs Leben?

Es sind also auch alle politischen Lager angesprochen?

Privitera: Ja, ausdrücklich alle politischen Lager von links nach rechts und Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Menschen oft mit wenigen Erwartungen in diese Diskussionen gehen. Und am Ende gehen sie raus und sind total begeistert und haben das Gefühl, dass es eine Bereicherung war. Sie haben wieder Lust, zu diskutieren. Das ist auch unser Versprechen.

Ist das Ihr Ziel? Wollen Sie erreichen, dass gesellschaftliche Gruppen, die kaum Kontakt haben, zusammenkommen und miteinander sprechen?

Privitera: Genau das ist das Ziel und der Grund, warum ich mit dem evangelischen Bildungswerk diese Veranstaltung ins Leben gerufen habe. Ich habe den Eindruck, dass es seit einiger Zeit in Deutschland eine Polarisierung der Gesellschaft gibt. Es hat eine Spaltung begonnen. Das ist sehr gefährlich. Wir müssen alle miteinander im Gespräch bleiben. Und gerade dafür sind ganz grundsätzliche Fragen unseres Zusammenlebens genau die richtigen Themen, um damit anzufangen. Wir wollen einen Teil dazu beitragen, die Bayreuther Stadtgesellschaft zusammenzuhalten.

Info zur Veranstaltung

Daniel Privitera studiert Philosophie und Volkswirtschaft. Bei einem Auslandssemester hat er die Diskussionsreihe des politischen Philosophen Michael Sandel erlebt. Dieses Format will er nun nach Bayreuth bringen. Die erste Veranstaltung findet am kommenden Dienstag, 2. Mai, in den Räumen des evangelischen Bildungswerkes in der Richard-Wagner-Straße 24 statt (Seminarraum im Hof). Weitere Termine sind der 30. Mai und der 4. Juli. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.

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