Von Freud und Leid der Kleinunternehmer

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Hier drückt die Kleinunternehmer der Schuh: Viele Freiberufler, Handwerker und Gewerbetreibende in der Metropolregion Nürnberg haben Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden, und sehen die private Altersvorsorge gefährdet. Mit dem aktuellen Geschäft sind sie jedoch mehrheitlich zufrieden.

 
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Das ergab eine repräsentative Geschäftskundenstudie von Ipsos im Auftrag der Commerzbank unter Geschäftskunden aller Banken mit einem Jahresumsatz von bis zu 2,5 Millionen Euro. Christian König, Leiter der Geschäftskundenberatung Bayreuth/Hof der Commerzbank stellte die Untersuchung am Freitag in Bayreuth vor. Befragt wurden bundesweit 3100 Unternehmer, davon 100 in der fränkischen Metropolregion.

Franken optimistischer als Kollegen im Bund

Von diesen schätzten 88 Prozent ihre aktuelle wirtschaftliche Lage mit "sehr gut" oder "stabil" ein - im Jahr zuvor waren es 81 Prozent. Wobei der Anteil der "Sehr gut"-Meldungen mit 42 Prozent gleich blieb. Bundesweit sind die Kleinunternehmer nicht so optimistisch; hier sind "nur" 81 Prozent mit ihrer aktuellen Geschäftslage zumindest zufrieden.

"Die Auftragsbücher sind bei den meisten Kleinunternehmern noch besser gefüllt als 2015", sagte König. Jedoch erwarten immerhin 21 (Vorjahr: 13) Prozent der Betriebe in der Metropolregion eine rückläufige wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr. "Hier spielen sicherlich geopolitische Entwicklungen wie die US-Wahlen oder das Verhältnis zu Russland eine Rolle", meint König. Immerhin: 40 (41) Prozent erwarten für 2017 eine Stabilisierung auf hohem Niveau.

Furcht vor Zahlungsausfällen

Dennoch: Der Fachkräftemangel schlägt in der Metropolregion Nürnberg voll zu: 78 Prozent der Befragten haben Probleme bei der Besetzung offener Stellen. Hier hakt es vor allem an der geringen Zahl der Auszubildenden, an mangelnden Fachkenntnissen und der niedrigen Bezahlung im Vergleich zu Großkonzernen. Als zunehmende Bedrohung werden auch ausbleibende Aufträge gesehen: 27 (23) Prozent fürchten sich davor - mehr als im Bundesdurchschnitt (24/22 Prozent). Gewachsen ist in der Metropolregion auch die Furcht vor nicht zahlenden Kunden: Aktuell graut es immerhin 16 Prozent davor, im Vorjahr waren es gerade einmal zwölf Prozent.

Dauerbrenner Fachkräftemangel

Für 62 Prozent der Geschäftskunden der Banken der Metropolregion haben die aktuellen Minizinsen keine Auswirkungen auf ihr Unternehmen - bundesweit sehen das nur 48 Prozent so. Und: Sehen im Bund 27 Prozent durch die Zinssituation ihre Altersvorsorge bedroht, schätzen in der Region nur 16 Prozent die Situation als bedrohlich ein. Was König wundert: "Die Altersvorsorgeproblematik wird häufig unterschätzt", glaubt der Banker.

Viele Internetmuffel

Ein dunkles Kapitel: die Internetnutzung der Kleinunternehmen in der Metropolregion. Gerade einmal 22 (Vorjahr: 21) Prozent wickeln derzeit den Großteil ihres Geschäftes (mehr als zwei Drittel) online ab. Mit 55 (58) Prozent stellen die Onlinemuffel aber noch immer die Mehrheit. König: "Das ist ein Fehler. Viele Betriebe haben nicht einmal eine Internetpräsenz. Die Kunden informieren sich heutzutage jedoch Online über die Unternehmen." Immerhin: Von den Online-Affinen präsentieren sich schon 37 Prozent auch in sozialen Medien - deutlich mehr als im Vorjahr (26 Prozent).

Konservativ investieren

Und zu guter Letzt das Wichtigste für eine Bank: das liebe Geld: Trotz der niedrigen Kreditzinsen investieren die heimischen Kleinunternehmen konservativ - nämlich zu 47 (52) Prozent aus dem laufenden Geschäftsbetrieb. Kredite und Leasing nehmen nur 22 (17) Prozent in Anspruch. Was König zur Werbung in eigener Sache nutzt: "Wenn ein Unternehmer einen Kredit benötigt, will er ihn schnell und unbürokratisch in Anspruch nehmen. Deshalb haben wir unsere Kreditvergabe 2016 weiter vereinfacht und beschleunigt." Und sein Kollege Cristoph Rolland, stellvertretender Abteilungsdirektor, ergänzt mit Blick auf andere Geldhäuser in der Region: "Die Commerzbank wird sich nicht aus der Fläche zurückziehen. Unser kostenloses Girokonto soll bleiben."

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