Weitere Zeugen im Anwaltsprozess Prozess in Hof: Hinters Licht geführt

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Ein Kulmbacher Anwalt soll in fünf Fällen Geld von Investoren veruntreut haben. Angeblich wollte er einen Solarpark in Rumänien bauen. Anteile daran hat er laut Staatsanwaltschaft nie besessen. Seine Finanzierungsversprechen für weitere Projekte seien ebenfalls haltlos gewesen. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Er soll eine Million Euro von Anlegern veruntreut haben: Deshalb steht ein Kulmbacher Anwalt seit dem 21. September als Angeklagter vor der vierten Wirtschaftsstrafkammer des Hofer Landgerichts. Doch auch in anderen Fällen hat der Anwalt Mandanten schlecht beraten. Das zeigt der Fall einer Kulmbacher Traditionsmetzgerei, die der 45-Jährige als Insolvenzverwalter vertreten hat.

 
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Der Geschäftsführer musste sich jetzt selbst am Amtsgericht Hof wegen Insolvenzverschleppung verantworten. Der Metzgermeister sagt im Nachhinein, er sei auf den Rechtsanwalt und drei andere Berater hereingefallen. "Ich habe da vier Pfeifen erwischt", sagt er im Gespräch mit dem Kurier nach der Verhandlung am Mittwoch.

Milde Strafe in Höhe von 1600 Euro

Gegen den Strafbefehl hatte der 52-Jährige Einspruch erhoben. Demnach hätte er 6000 Euro bezahlen sollen, sein Verteidiger Werner Brandl hatte gefordert, das Verfahren einzustellen. Das Gericht verurteilte ihn aber zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen à 40 Euro, das heißt zu 1600 Euro insgesamt.

Sein Bauchgefühl, so der Metzgermeister, der inzwischen in Baden-Württemberg lebt, habe ihm schon 2011 gesagt, dass er Insolvenzantrag hätte stellen müssen. Aber sein Anwalt habe ihm versprochen, sich um Investoren zu bemühen. Obwohl das Unternehmen bereits am Boden war, habe sich der Jurist noch einmal ein Honorar in Höhe von 20.000 Euro genehmigt. Die Prozesse, die er für ihn geführt habe, seien "chaotisch" und schlecht vorbereitet gewesen.

Nicht auf das eigene Gefühl vertraut

"Ich habe gespürt, dass ich das nicht mehr wuppen kann", gibt er zu. Ihm sei jedoch versichert worden, es liege kein Insolvenzgrund vor. Das habe er dem Gericht auch schriftlich so vorgelegt. Bereits 2001 sei das Fortführungskonzept für die Metzgerei "schön gerechnet" worden. Er hatte damals den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. Der Geschäftsplan habe jedoch erhebliche Rechenfehler enthalten. Der Ersteller hatte sich um 1,3 Millionen Euro vertan. "Dabei hätte man nur die Bilanz richtig lesen müssen." Somit habe er nie eine reale Chance besessen, sich das Geld für den Fortbestand der Firma zu erarbeiten.

Weil er die Zahlungen für den Kredit nicht mehr leisten konnte, habe die Bank den Vertrag im Mai 2011 gekündigt. Im März des folgenden Jahres stellte sie den Insolvenzantrag. "Als Geschäftsführer einer GmbH bist du einfach derjenige, der haftet", sagt der 52-Jährige und ist erleichtert, dass er nun einen Schlussstrich ziehen kann.

Selbst mit den falschen Leuten eingelassen?

Wie es indes mit dem angeklagten Anwalt im Solarbetrugsprozess weitergeht, ist noch nicht abzusehen. Am Mittwoch waren zwei weitere Zeugen verhört worden, die sich um die Finanzierung der Anlagen kümmern sollten. Die beiden Männer sollten laut Landgerichtssprecher Bernhard Heim prüfen, wann das Geld aus Spanien komme. Der Angeklagte hatte ausgesagt, er habe bis zuletzt an das Geschäft mit dem Solarpark in Rumänien geglaubt. Er habe sich nur mit den falschen Leuten eingelassen. Die wiederum wollen von nichts gewusst haben. Auf besonders schweren Betrug kann es eine Gefängnisstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren geben.

Dass die Kanzlei des Kulmbacher Anwalts in Geldnot war, steht außer Zweifel. In der Anklage heißt es, sie sei Ende 2011 bilanziell und materiell überschuldet gewesen. Im Geschäftsjahr sei ein Minus von über 127.000 Euro entstanden. Stille Reserven und Immobilenvermögen seien nicht vorhanden, der Firmenwert bereits als immaterielles Vermögen in die Bilanz eingeflossen. Die Betriebs- und Geschäftsausstattung hatten einen Wert von 5636,90 Euro und habe bestanden aus: drei Schreibtischen, einer kleinen Handbibliothek, einem Sofa im Warteraum und drei Computern mit Druckern.

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