Von Bayreuth nach München in zwei Stunden

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 Foto: red

Des einen Leid ist des anderen Freud': 34 Wochen lang ist im kommenden Jahr die Bahn-Hauptstrecke zwischen Bamberg und Lichtenfels wegen Bauarbeiten gesperrt. Profitieren wird Bayreuth: Durch die Verlegung der ICE-Abfahrten im Knoten Nürnberg verbessern sich die überregionalen Verbindungen. Und das ist nicht alles.

 
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Die Bahn nennt es die größte Schienenbaustelle der vergangenen Jahrzehnte: das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8, die Neu- und Ausbaustrecke zwischen Berlin und München über Nürnberg und Erfurt. Insgesamt 515 Kilometer ist die Strecke lang.  Jetzt erreichen die Bauarbeiten ihren Höhepunkt. Und der hat es in sich.

Main wird verschoben

Für die Verknüpfung der Neubau- mit der Bestandsstrecke bei Ebensfeld im Landkreis Lichtenfels müssen nicht nur die Gleise, sondern auch die parallele Autobahn und selbst der Main verschoben werden. Unter Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs würden die Bauarbeiten acht Jahre dauern, sagte Robert Ohler von DB Fernverkehr am Montag vor der Presse in Bamberg. Die Bahn hat sich daher für die Alternative entschlossen: Augen zu und durch. Vom 11. Januar bis 4. September im kommenden Jahr wird die Hauptstrecke zwischen Bamberg und Lichtenfels total gesperrt - die Bagger haben freie Bahn.

Während in dieser Zeit die Westoberfranken mit Ersatzbussen klarkommen müssen - die ICE-Züge von und nach Berlin werden weiträumig über Würzburg umgeleitet - profitieren vor allem Bayreuth und Kulmbach. Und das zum Teil schon ab dem kommenden Fahrplanwechsel am 13. Dezember. "Mit halbstündlichen Verbindungen und Fahrzeiten von gut zwei Stunden ist die Bahn beispielsweise zwischen Bayreuth und München künftig unschlagbar“, freute sich Johannes Schneider von der Planungsabteilung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) auf der Pressekonferenz. Durch eine Drehung der ICE-Abfahrtszeiten in Nürnberg sind auch das Rhein-Main- und Rhein-Ruhr-Gebiet besser erreichbar. Die BEG bestellt und kontrolliert im Auftrag des Freistaats  den Regionalverkehr in Bayern.

Die Neuerungen im Einzelnen:

- Die Regionalexpress-Züge von Bayreuth nach Nürnberg fahren werktags außerhalb der morgendlichen Stoßzeiten zur geraden Stunde zu den Minuten 01 und 29 und zu den ungeraden Stunden zu den Minuten 03 und 15 ab. Wobei in der Regel die 03er-Züge in Pegnitz und Hersbruck halten, die 29er zusätzlich in Neuhaus (Pegnitz) und die 01er noch in Creußen.

- Die in Bayreuth zur vollen Stunde abfahrenden Züge haben in Nürnberg direkten Anschluss zum ICE nach München - mit sportlichen Umsteigezeiten von fünf bis sieben Minuten. Aber - und auch das ist neu: Der Anschluss ist am selben Bahnsteig gegenüber. Man muss also nicht mit Gepäck durch den halben Bahnhof laufen. Die Fahrzeiten zwischen den Hauptbahnhöfen von Bayreuth und München liegen mit 2:01 und 2:04 Stunden rund 20 Minuten unter den bisherigen. Zusammen mit den bisherigen Umsteigeverbindungen zur halben Stunde in Nürnberg ergeben sich tagsüber erstmals halbstündliche Fahrmöglichkeiten zwischen Bayreuth und der Landeshauptstadt.

- Sparfüchse können wie gehabt auf den Bayernticket-kompatiblen München-Nürnberg-Express ausweichen und sind etwa eine Stunde länger unterwegs.

- Umgekehrt geht es auch: Zwischen 9 und 20 Uhr fahren die Regionalexpresse in Nürnberg Richtung Bayreuth stündlich zur Minute 05 und zur Minute 37 oder 38 Uhr los. Damit können in Nürnberg erstmals die halbstündlichen ICE-Verbindungen von München aus aufgenommen werden. Am Morgen und Abend bleibt es im Wesentlichen wie gehabt.

- Zwischen Frankfurt und Bayreuth gibt es künftig 16 (bislang sechs) Verbindungen mit gut drei Stunden Fahrzeit - und Umsteigen am selben Bahnsteig.

- In Creußen werden die Aufenthaltszeiten gekürzt, um die Züge zu beschleunigen. Nordwärts halten die Züge in Creußen künftig grundsätzlich am Gleis 2 statt am Gleis 1. Schnabelwaid wird zweistündlich in neuen Zeitlagen bedient. In Pegnitz halten unverändert alle RE-Züge halbstündlich.

- Auch die Kulmbacher können sich freuen: Ab 11. Januar wird parallel zur baubedingten Unterbrechung der Magistrale Bamberg – Lichtenfels der durchgehende Regionalexpress-Verkehr Nürnberg – Lichtenfels über Bayreuth intensiviert. Zwölf durchgehende Neigetechnikzüge verbinden dann das obere Maintal täglich direkt mit Nürnberg. Kulmbach ist dann nur noch 90 Bahnminuten von Nürnberg entfernt.

- Was auch Bayreuth nutzt: Denn bislang fahren an den Wochenenden statt vier nur drei Züge alle zwei Stunden zwischen Bayreuth und Nürnberg. Während der Totalsperre im Westen - und bis zum Ende der Landesgartenschau in Bayreuth - wird auch der Wochenendverkehr von 24 auf 32 Züge verdichtet. Allerdings, so bedauert BEG-Mann Schneider, reicht das Budget dafür nur bis zum 9. Oktober 2016. Danach werde der Wochenend-Verkehr wieder auf drei Züge in zwei Stunden zurückgefahren. Die schnelleren Verbindungen und verbesserten Anschlüsse - die sollen dauerhaft erhalten bleiben.

Und sonst?

- Der zweistündige Regionalexpress von Nürnberg über Pegnitz und Kirchenlaibach nach Cheb (Eger) wird beschleunigt und erreicht an seinem Endpunkt zusätzlich zu den Anschlüssen nach Marienbad, Pilsen und Prag nun auch den Schnellzug durch das Egertal nach Karlsbad und weiter nach Usti (Aussig).

- Zwischen Nürnberg und Hof (abwechselnd über Bayreuth und Marktredwitz) bleibt alles wie gehabt.

- Der Main-Saale-Express Hof/Bayreuth-Bamberg verkehrt wegen der Totalsperre stündlich nur bis Lichtenfels. Bahnfahrer zwischen Bayreuth und Bamberg können entweder in Lichtenfels nach Bamberg in einen der drei angebotenen Ersatzbusse (Express ohne Zwischenhalt, Schnell mit drei Zwischenhalten und Normal mit allen Zwischenhalten) steigen. Oder sie fahren über Nürnberg im VGN-Bereich.

- Und nicht zuletzt noch ein Zuckerl für alle Pendler zwischen Bayreuth und Nürnberg: Da die Pegnitztalstrecke den Umleiterverkehr von und nach Lichtenfels aufnehmen muss, soll sie 2016 von größeren Baustellen verschont bleiben.

Die Auswirkungen der Baustelle zwischen Bamberg und Lichtenfels sind bereits in die Fahrplanmedien eingearbeitet, sagte Uwe Domke, Geschäftsleiter DB Regio Nordostbayern.

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