Gerd Gubitz hat eine Idee für mehr Tourismus im Fichtelgebirge Warmensteinacher will Ochsenkopfturm beleuchten

Von Heike Hampl
Gerd Gubitz will den Ochsenkopfturm beleuchten und ihn so zum größten Weihnachtsbaum Europas machen - zu einer Attraktion des Fichtelgebirges. Foto: Harbach Foto: red

Man könnte Gerd Gubitz für verrückt halten. Für einen Mann mit einer Schnapsidee. Aber das wäre zu einfach. Der Warmensteinacher ist nämlich viel mehr als das. Der 66-Jährige tut etwas, was viele Menschen im Fichtelgebirge längst aufgegeben haben: Er blickt optimistisch in die Zukunft. Für mehr Touristen in der Region will er den Ochsenkopfturm beleuchten.

 
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Gubitz will den Sendeturm auf dem Ochselkopfgipfel zum größten Weihnachtsbaum Europas machen. Unzählige Lichter sollen vom ersten Advent bis in den Januar hinein leuchten. Von Weitem sichtbar. Eine Attraktion für Familien, Tagesausflügler, Hobbyfotografen. „Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wenn das Wirklichkeit würde“, sagt Gubitz und in seine Augen blitzen. Sie blitzen auf eine Art, die weit davon entfernt ist, verrückt zu sein. Was aus Gerd Gubitz’ Gesicht heraus strahlt ist Leidenschaft. Leidenschaft für seine Heimat.

Die besten Zeiten sind vorbei

Gubitz ist ein gebürtiger Warmensteinacher. Er kam im ehemaligen Bahnhof zur Welt, dem heutigen Rathaus. Er hat als Kind Zehnerle-Eis im Kiosk gegessen, sich Heringssalat für acht Pfennig auf eine Semmel legen lassen und sich nichts Besseres vorstellen können. Vor zwei Jahren dann sah er, wie man den ehemaligen Kiosk abgerissen hat. Und erschrak. Dieser Ort seiner Kindheit war plötzlich verschwunden. Das veranschaulichte das Dilemma des Fichtelgebirges so sehr, dass es Gubitz im Herzen weh tat. „Alles geht zu Grunde, es ist schlimm, das mit anzusehen.“ Gubitz erinnert sich an andere Zeiten. Bessere Zeiten. In den 1960ern hat die Berliner Zeitung Warmensteinach zum beliebtesten Urlaubsziel der Berliner erklärt. Gubitz, damals noch ein kleiner Bub, hat die Sonderzüge morgens in seinem Heimatort ankommen sehen. Die Skihänge waren voller Freizeitsportler, die Wirtshäuser jeden Mittag brechend voll. „Jeder hat damals Fremdenzimmer vermietet, das war ein sicheres Geschäft.“

Vielleicht zu sicher. „Viele dachten, das geht für immer so weiter.“ Nur wenige Gastleute haben wirklich in ihr Angebot investiert. Heute gibt es vor allem noch die, die sich eine Nische gesucht haben haben. Wer heute an deutsche Mittelgebirge denkt, dem fällt der Schwarzwald ein, das Erzgebirge. Manchmal schaut Gubitz gemeinsam mit seinen Freunden den Wetterbericht. „Wir warten dann immer darauf, dass das Wetter aus dem Erzgebirge durchgesagt wird.“ Das Fichtelgebrige, sagt Gubitz, komme so gut wie nie zur Sprache. Eine Attraktion wie der beleuchtete Ochsenkopfturm, ist Gubitz überzeugt, würde die Marke „Fichtelgebirge“ wieder bekannt machen in Deutschland.

Teure Idee

Der Bayerische Rundfunk nutzt den Ochsenkopfturm als Sender. Bernhardt Heerdt vom BR hat dort sein Büro, er ist für mehrere Standorte des Senders zuständig. „Ich spreche nicht für den BR, sondern als Privatmensch“, sagt er. Und als solcher gesteht er: „Ich finde die Idee toll.“ Allerdings, so Heerdt, ist die Sache technisch nicht einfach. Vermutlich bräuchte man für die Lichter Stahlseile, die wiederum könnten vielleicht den Sender stören. Der Naturschutz wäre zu bedenken, das Landratsamt mit einzubeziehen, genauso die Flugsicherung. „Viele Stellen hätten mitzureden“, sagt Heerdt. Und dann ist da noch die Kostenfrage. „Ich kann nicht schätzen, wie viel das kosten würde. Aber man bräuchte eine geniale Idee, um das umzusetzen und zu finanzieren.“ Dann schnauft Heerdt hörbar ins Telefon. „Jetzt bin ich richtig deprimiert, dass mir so viel einfällt, das gegen die Idee spricht.“ Schweigen. Nachdenken. "Wissen Sie", sagt Heerdt, "vielleicht - wenn ein starker Wille da ist und viele Menschen sich dieser Idee anschließen - geht dann ja doch was."

Gubitz hat lange gezögert, bevor er mit seiner Idee an die Öffentlichkeit gegangen ist. Schon vor einem Jahr hat er sich an einige Bürgermeister und den Landrat gewandt. „Ich mag es nicht, etwas groß anzukündigen und dann wird es nichts.“ Sagt er. Aber er könnte es sich nicht verzeihen, wenn in fünf Jahren jemand irgendwo in Deutschland „seine“ Idee umsetzt. „Deswegen stelle ich es jetzt zur Debatte und warte, was passiert.“ Vielleicht platzt Gubitz’ Traum wie eine Seifenblase. Damit kann er leben. „Wir brauchen im Fichtelgebirge Leute mit Ideen, vielleicht auch manchmal verrückten Ideen. Hauptsache es bringt die Region voran.“ Wenn seine Geschichte also auch nur einen Menschen dazu bringt, sich etwas Neues für das Fichtelgebirge zu überlegen, dann ist Gubitz schon zufrieden.

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