Lippen und Ohren abgeschnitten
Das Gericht macht den 41-Jährigen auch für die Tötung von Zivilisten zwischen 2002 und 2005 in vier Lagern im Norden Ugandas verantwortlich. Augenzeugen berichten von Gewaltorgien, bei denen Menschen Lippen und Ohren abgeschnitten worden seien. Ongwen habe seinen Soldaten befohlen, ihre Opfer zu kochen und zu essen, schilderte ein Zeuge.
Fast zehn Jahre lang fahndete der Strafgerichtshof nach Ongwen, Washington setzte fünf Millionen Dollar (4,4 Millionen Euro) Belohnung für seine Festnahme aus. Im Januar vergangenen Jahres stellte er sich schließlich einer US-Spezialeinheit in der Zentralafrikanischen Republik. Ongwen hatte sich offensichtlich mit LRA-Chef Kony überworfen, nachdem dieser einen anderen Kommandeur hingerichtet hatte.
Als Kind traumatisiert?
Die Anklage in Den Haag stützt sich in diesem ersten Prozess gegen ein Mitglied der LRA auf 74 Zeugen und 5800 Beweisstücke wie Funkmitschnitte, Fotos und Videos. Die Verteidigung will argumentieren, dass die eigene Traumatisierung als Kindersoldat Ongwen zum Mörder machte.
Das wird die zentrale Frage des Prozesses sein: Ist jemand für Verbrechen verantwortlich, die er nie begangen hätte, wenn er nicht selbst Opfer gewesen wäre? Ongwen selbst verneint. Zu Beginn des Prozesses plädierte er auf nicht schuldig: "Im Namen Gottes" wies er am Dienstag in Den Haag alle Anschuldigungen zurück. Und er hob hervor: "Ich bin nicht die LRA. Die LRA ist Joseph Kony."
afp