Wirte und Stadt ziehen eine durchwachsene Bilanz des Volksfestes Volksfestbilanz: Die Wetter-App war schuld

Von Christina Holzinger
Entweder zu heiß oder zu nass: Das Wetter machte den Schaustellern einen Strich durch die Rechnung. Die Bilanz fiel eher durchwachsen aus. Foto: red

So richtig viel war nicht los – nur mäßig strömten die Besucher zum Volksfest. Schausteller, Festzeltbetreiber und Verkehrsdirektor Jan Kempgens sehen im Wetter den Grund für das Ausbleiben der Besucher.

 
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Die Bilanz, die Verkehrsdirektor Jan Kempgens für das Volksfest zieht, ist eher durchwachsen: „Viele Besucher haben sich von den Unwettern rund um Bayreuth abschrecken lassen.“ Ein Problem: unzuverlässige Wetterprognosen. „Viele Leute vertrauen mehr ihren Wetter-Apps als dem, was sie draußen sehen.“ Aus diesem Grund seien viele Besucher nicht auf das Volksfest gekommen.

„Für das Wetter ging es einigermaßen“, sagt der Schausteller Manfred Gugel. Mit seinem Fahrgeschäft „Space Party“ sei er stark witterungsabhängig. Auch Laureen Ahrend, Tochter des Betreibers der Achterbahn „Drifting Coaster“ blickt unzufrieden auf das Volksfest zurück: „In Bayreuth ist es wirklich extrem: Es sind viele Besucher da, aber kaum jemand gibt Geld aus.“

Aus Sicht des Festzeltbetreibers Jochen Mörz war das Volksfest ebenfalls mittelmäßig gut: „Wir hatten ein paar gute Tage, aber auch ein paar ruhige Tage.“ Deshalb verbilligte der Festwirt das Festbier und verkaufte es ab dem zweiten Tag nachmittags für 5,50 Euro und Limo für zwei Euro. „Obwohl wir keine Werbung gemacht haben, hat das den Umsatz deutlich gesteigert“, sagt Mörz. Kein Wunder, dass er vorrechnen kann: In diesem Jahr sei trotz des höheren Preises mehr Bier getrunken worden als in den Vorjahren. „Wir mussten den Bierpreis anheben, um wirtschaften zu können“, sagt Mörz. Denn der Auf- und Abbau des Festzeltes, die Löhne für 50 Mitarbeiter und Live-Musik kosten den Festwirt einen sechsstelligen Betrag.

Keine genauen

Gezählt hat keiner, aber die Organisatoren und Betreiber gehen – öffentlich zumindest – von 300.000 Besuchern des Volksfestes. „Wenn nur zehn Prozent zu uns kommen würden, wäre das Zelt immer voll“, sagt Mörz. Aber seiner Erfahrung nach besuchen die Bayreuther nur selten das Festzelt: Von zehn Volksfesttagen sei das Bierzelt nur an sieben oder acht Tagen voll gewesen. Zur Eröffnung seien 2300 Besucher und zur Misswahl zwischen 2500 und 3000 da gewesen, „aber viele Leute haben nichts verzehrt“.  

„Ich stehe mittendrin und sehe, dass gerade die größeren Fahrgeschäfte kein gutes Geschäft gemacht haben.“ Einen Grund sieht Mörz in den vergleichsweise hohen Preisen pro Fahrt. „Wenn ich vier Euro für nicht einmal zwei Minuten Fahrt zahlen soll, ist mir das natürlich zu viel“, sagt er. Doch wenn man die hohen Platzgelder, die Schausteller an die Stadt bezahlen müssen, mit einberechne, seien die Preise gerechtfertigt. Deshalb sieht er die Stadt in der Pflicht, denn „wenn man den Schaustellern hinsichtlich des Platzgeldes entgegenkommt, wäre auch ein günstigerer Preis möglich.“

Aus Sicht des Verkehrsdirektors ist diese Forderung falsch: „Das Volksfest muss aufwendig geplant werden, deshalb ist das Platzgeld angemessen.“

Der spätere Bieranstich in diesem Jahr – statt 17 Uhr um 18.45 Uhr – war aus Kempgens Sicht eine gute Entscheidung: „Wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen.“ Stimmt nicht ganz. Denn der Bayreuther Peter Wörle sah im späteren Anstich eine Strategie, das Volksfest „hinzurichten“, da das erste Bier „doch erst gegen 19.30 oder später in Umlauf kommt, wenn die Freibiertrinker (inclusive Stadtrat) erstversorgt sind“. Kempgens nennt das „Polemik“, denn die meisten Besucher hätten sich „positiv geäußert“, da so weniger Zeit zwischen Bieranstich und Feuerwerk läge.

Einzig Werner Widmann, der Geschäftsführer von Widmanns Imbiss, zeigt sich zufrieden: „Es war immer los und wir hatten keine Beschwerden.“ Über den Tresen des Standes gingen einige Tausend Bratwürste und verschiedene Biersorten – zu einem günstigeren Preis als im Festzelt. „Das Bierkostete acht Euro, 50 Cent gingen meist an die Bedienung.“

BRK und GSB

Einige Dutzend Mitarbeiter des Sicherheitsdienstleisters GSB sorgten für die Sicherheit auf dem Volksfest. „Es war immer gut besucht und uns wurden keine Sachbeschädigungen oder Diebstahl gemeldet“, sagt Geschäftsführer Gerhard Kurtz. Zufrieden zeigt sich auch die Polizei, denen laut einem Sprecher drei gestohlene Geldbeutel, eine entwendete Jacke und ein Fall der Körperverletzung gemeldet wurden.

Die Ehrenamtlichen des Bayerischen Roten Kreuzes betreuten während der 151 Stunden andauernden Rettungswacht 91 Verletzte. „Die meisten hatten ein aufgeschürftes Knie oder brauchten ein Pflaster“, sagt Pressesprecher Tobias Schif. Fünf Verletzte mussten im Klinikum weiterbehandelt werden.

 

Volksfestbilanz

 

 

 

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