Sollte sich in der Lastsituation nichts ändern - und das wäre laut Gotzel nur der Fall, wenn die Industrie schwinde - würden die Trassen „schon noch die nächsten Jahrzehnte“ benötigt werden.
Nicht nur eine Stromwende
Bei allen Diskussionen rund um Trassen, Stromerzeugung und Verbraucher, legt Gotzel auf eine Sache im Gespräch großen Wert. „Die Energiewende ist nicht nur eine Stromwende“, sagt er. Ebenso wichtig sei ein Wandel im Wärmesektor und bei der Mobilität – Stichwort Elektro-Autos. „Ansonsten hat man CO2-mäßig nichts erreicht“, warnt der Vorstandsvorsitzende.
Besonders an sehr sonnenreichen Tagen hat Bayernwerk nach eigenen Angaben bereits mehrmals überschüssige Energie genutzt, um Warmwasserspeicher in Wohnanlagen zu erhitzen und dadurch Energie zu sparen. Das sei zwar aktuell noch in einer Testphase. „Aufgrund der Ergebnisse macht es aber verdammt viel Sinn, das Projekt auszuweiten.“
Alte Heizsysteme umbauen
Das Projekt spare CO2 ein und sorge dafür, dass regional erzeugte Energie auch vor Ort genutzt werde, ergänzt Gotzel. Es geht jedoch nicht nur um die Wärmeerzeugung, sondern auch um effektive Einsparung. „Es braucht gezielt vernünftige Programme, alte Heizsysteme umzubauen“, plädiert Gotzel. „Damit kann man deutlich mehr erreichen als mit aufwendigen Dämmungen.“
In der dritten Säule der Energiewende - der Mobilität - liegt ebenfalls viel Potenzial. Bayernwerk geht laut Gotzel dabei mit gutem Beispiel voran: „Ich glaube, dass der elektronische Antrieb die Technologie ist, die sich durchsetzen wird.“ Aus diesem Grund möchte der Netzbetreiber in den nächsten Jahren seine Flotte sukzessive auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge umstellen.
Auch wenn es aktuell noch einige Schwierigkeiten gebe, gibt Gotzel unumwunden zu. „Für unsere Service-Flotte brauchen wir Fahrzeuge, in die zum einen das ganze Werkzeug passt, und die zum anderen Allradantrieb haben“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. So ein Fahrzeug habe Bayernwerk aktuell noch nicht gefunden.
Herausforderung für Netzbetreiber
Ungeachtet dessen sieht Gotzel große Chancen in der Entwicklung weg von Verbrennern hin zu elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, aber auch große Herausforderungen für die Netzbetreiber. Erneut greift Gotzel dabei den Gedanken der regionalen Erzeugung und Verwendung von Energie auf.
Mithilfe entsprechender IT und einer gut ausgebauten Infrastruktur könnten Fahrer von Elektroautos etwa gezielt zu Ladestationen gelotst werden, in deren Nähe gerade viel Strom produziert werde oder wenige Fahrzeuge geladen würden.
Bei allen Komfortfunktionen und neuen Möglichkeiten, die die Zukunft bringt, ist für den Bayernwerk-Chef dennoch eines klar: „Das geht nur, wenn der Kunde es möchte.“
Die Bayernwerk AG ist in Oberfranken in Naila, Bamberg und Kulmbach mit Netzcentern und in Bayreuth mit der Regionalleitung für Oberfranken vertreten. Bayernweit betreut das Unternehmen mit Sitz in Regensburg ein Stromnetz, das rund 154.000 Kilometer lang ist. Außerdem betreibt es ein Erdgasnetz von rund 5800 Kilometern Länge.
Das Bayernwerk hat insgesamt etwa 2800 Mitarbeiter, davon arbeiten 530 in Oberfranken. Der Energieversorger ist eine 100-prozentige Tochter der Eon AG.