Unmissverständlicher kann eine Begrüßungsszene kaum ausfallen. Gleich der Auftakt der Inszenierung von Tobias Goldfarbs Kurzversion des „Simplicius Simplicissimus“ bei den Calderón-Festspielen in Bambergs Alter Hofhaltung macht dem Publikum klar, worum es in den kommenden anderthalb Stunden gehen wird und auf den vielhundert Seiten von Grimmelshausens Schelmenroman gegangen ist, nämlich fressen und gefressen werden, töten und getötet werden und so fort, kurzum: Täter und Opfer zugleich sein. Die Vorgeschichte um den pikaresken Titelhelden, diesen Verschnitt aus Parsifal, Don Quijote und Kaspar Hauser, ist schnell in mühevollem Frühneuhochdeutsch-Dialekt abgehandelt, die Zieheltern sind bald verloren. Dann geht’s im Sauseschritt durch einige Episoden der Saga, vom Eremitendasein und die Jahre bei der Garnisonsgesellschaft über die demütigende Zeit bei den Kroaten bis zum Dienst in den kaiserlichen Truppen und die Rolle des Simplicius als „Jäger von Soest“.