Verkehrshelfer - dringend gesucht

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Claudia Weber und Andreas Heußinger sind die einzigen Erwachsenen, die sich als Verkehrshelfer an die gefährliche Kreuzung in der Bindlacher Ortsmitte stellen. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Ampel ist da. Aber sie macht den Schulweg der Bindlacher Kinder, die morgens die Schönheiter-Kreuzung - die Kreuzung der Bahnhofstraße und der Bayreuther Straße - überqueren müssen, nicht absolut sicher. Deshalb sollen Verkehrshelfer den Schulweg absichern. Jedoch: Es haben sich nur zwei Erwachsene gemeldet, die sich für eine knappe Stunde morgens an die Kreuzung stellen.

 
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Der Verkehr wälzt sich morgens um 7.15 Uhr durch Bindlach. Auto an Auto rollt von Nord nach Süd und von Süd nach Nord. Ein Verkehrsstrom, der geteilt wird, wenn die beiden Verkehrshelfer Claudia Weber und Andreas Heußinger die Bedarfsampel betätigen und bei Grün für die Fußgänger auf die Fahrbahn treten. Mit Warnweste und Kelle stellen sie sich in die Mitte der Straße, um den Kindern, die über die Bayreuther Straße gehen müssen, um zur Volksschule zu kommen, den Weg sicherer zu machen. Claudia Weber, Mutter von drei Kindern, und Andreas Heußinger, Getränkehändler und Bindlacher Gemeinderat, sind die einzigen Erwachsenen, die dem Aufruf der Gemeinde vom Sommer gefolgt sind.

Jeden Donnerstag stehen sie an der Kreuzung

Sie stehen jeden Donnerstag an der Kreuzung, beide vor der Arbeit. "Mir liegt die Sicherheit der Kinder am Herzen", sagt Claudia Weber am frühen Donnerstagmorgen im Gespräch mit unserer Zeitung. "Und ich würde mir wünschen, dass auch andere Erwachsene das machen würden. Ich engagiere mich gerne für die Gemeinde und die Schule, wenn es sich zeitlich einrichten lässt." Eine Aufgabe, die nicht ganz ungefährlich ist: Brenzlige Situationen habe sie mehrfach erlebt, sagt Weber. "Eine ältere Autofahrerin hat mich ganz elegant umkurvt wie einen Verkehrskegel, als ich auf der Straße stand. Die hat das irgendwie gar nicht mitbekommen, was wir da machen."

Man braucht nicht einmal Kinder für diese Aufgabe

Andreas Heußinger, der selbst keine Kinder hat, sagt, er stelle sich am Donnerstagmorgen an die Kreuzung, weil er möchte, dass der Schulweg für die Kinder sicherer wird.Und weil er möchte, "dass auch andere dem Beispiel folgen. Man muss auch nicht unbedingt ein Kind in der Schule haben, um das zu tun". Außerdem habe er sich ordentlich darüber geärgert, dass Eltern aus dem Neubaugebiet Nord-Ost II sich zwar zur Verfügung gestellt hätten, um ihre Kinder an der Bushaltestelle in der Alten Bergstraße zu beaufsichtigen - jedoch nicht für den wichtigen Übergang im Ortskern. Bemerkenswert sei, sagt Heußinger, "dass sich in einer Gemeinde mit 7500 Einwohnern tatsächlich bislang nur zwei Erwachsene gefunden haben, die sich zur Verfügung stellen".

Die anderen Tage übernehmen die Schüler

Zwei für einen Tag, an den anderen Tagen "überlasse man Achtklässlern mit einer Sondergenehmigung die Verantwortung. Das muss ja auch nicht sein", sagt Heußinger. Denn: "Es ist ja tatsächlich recht gefährlich. Denn wenn wirklich einer bei Rot drüberfährt, dann bringen wir auch relativ wenig."

Die Aktion läuft noch, es wird sogar plakatiert

Die Aktion, die in den Sommerferien angestoßen worden war und mit der die Bindlacher Schule zusammen mit der Gemeinde nach Verkehrshelfern sucht, läuft aktuell noch: "Wir plakatieren jetzt in der Gemeinde, weil sich niemand weiter gemeldet hat", sagt Kathrin Sigg, die Rektorin der Volksschule, auf Anfrage unserer Zeitung. Was ihr Sorgen macht: "Wir können ja auch die Mittagszeit nicht komplett abdecken." In der Mittagszeit sei es fast noch gefährlicher. Mittags habe es bereits einen Unfall und einen beinahe-Unfall gegeben. Trotz des ampelgesicherten Überwegs. Man müsse sehr schnell versuchen, möglichst viele Bindlacher zu mobilisieren, die sich als Verkehrshelfer zur Verfügung stellen, denn: "Wir wissen nicht wie die Zukunft aussieht. Wenn es irgendwann keine Mittelschule mehr geben sollte, brauchen wir die Erwachsenen." An ihrer alten Schule in Ziegelhütten habe es rund 30 Eltern gegeben, die sich bei der Betreuung des Schulwegs abgewechselt hätten, sagt Kathrin Sigg.

Kolb: Man muss sich "fremd schämen"

Es gebe in Bindlach "bestimmt einen Haufen Leute, die Zeit hätten", sagt der Bürgermeister Gerald Kolb. Man müsse sich "fast fremd schämen für die Bürger, dass so wenige Menschen etwas für die Zukunft der Gemeinde - die Kinder - übrig haben", sagt Kolb. Es sei "enttäuschend", dass trotz des mehrfachen Aufrufs und trotz der Tatsache, dass die Gemeinde eine Aufwandsentschädigung anbieten würde, keine Rückmeldungen kämen. "Wir ziehen da wirklich alle Register."

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