Hilfe zur Selbsthilfe in Benin Verein sucht Paten für Waisenkinder

Von
Sie suchen zwölf Paten für Waisenkinder in Benin: Ibukun Koussemou und der Bayreuther Hochschulpfarrer Peter Hirschberg. ⋌Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Ort im Norden Benins heißt Frieden. Rund 350 Säuglinge, Kinder und Jugendliche leben dort ohne Eltern. Für die Kinder ist das Waisenhaus Obhut und Zukunft zugleich. Das soll so bleiben, doch es ist nicht leicht, den Betrieb des Waisenhauses aufrecht zu erhalten. Eine schwierige Aufgabe für die Bayreuther Helfer.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Ibukun Koussemou, der Vorsitzende. Ifede bedeute auf Yoruba „Die Liebe ist angekommen“, übersetzt er. Koussemou lebt seit mehreren Jahren in Bayreuth, hat studiert und engagiert sich in der evangelischen Kirche. Seit kurzem ist er beim Sozialamt der Stadt beschäftigt. Einer seiner Wegbegleiter ist der Hochschulpfarrer Peter Hirschberg, der im Verein den Posten des zweiten Vorsitzenden übernommen hat. Für Afrika können sich viele Menschen in Bayreuth begeistern. Das zeigte sich beim Festival vor wenigen Tagen.

La Paix besteht seit 20 Jahren

„Alleine schaffen wir das nicht“, hat Koussemou vor zwei Jahren einsehen müssen und deshalb den Verein gegründet. Nun sucht er weitere Mitglieder und Unterstützer. Das Waisenhaus La Paix, dem geholfen wird, besteht schon seit 20 Jahren. Gründer waren die Arzthelferin Nkoué Phoebe und ihr Mann Jean Kouagou. Im Waisenhaus leben Kinder, die nach der Geburt von ihren Eltern verlassen wurden. Die Kinder werden dort betreut und medizinisch versorgt. Das Waisenhaus kümmert sich auch um ihre schulische und berufliche Ausbildung. Man kann es mit SOS-Kinderdorf in Deutschland vergleichen. Es pflegt Kontakte zu kleinen Handwerkern, wie Schneidern und Mechanikern, bei denen die Heranwachsenden einen Beruf erlernen. Doch anders als in Deutschland verdienen die Kinder dabei kein Geld. Das Gegenteil ist der Fall. Die Betriebe verlangen Geld dafür, dass die Jugendlichen bei ihnen in die Lehre gehen dürfen, erklärt Koussemou.

Schulbildung nicht selbstverständlich

„Für Kinder in Deutschland ist es selbstverständlich, wenigstens neun Jahre zur Schule zu gehen. Für die meisten Kinder in Benin bleibt das ein Wunschtraum“, sagt er. Der Verein hat sich für die Zukunft vorgenommen, mehr Kindern zu helfen. Wie Koussemou die Situation einschätzt, gibt es in der Region noch viel mehr Waisenkinder, die Hilfe brauchen.

Berufsausbildung kostet Geld

Die Kinder, die im Waisenhaus leben, sollen künftig länger zur Schule gehen. Mehr Kinder als bisher sollen eine Berufsausbildung erhalten. All das kostet etwas Geld, das der Verein nun auftreiben will. Gesucht werden auch Paten, die für einzelne Kinder spenden.

„Der Verein kontrolliert, was mit den Spenden in Benin geschieht“, sagt Pfarrer Peter Hirschberg. Geldgeber könnten dem Verein vertrauen und ihm genauso zutrauen, dass er mit seiner Arbeit das Los der Waisen verbessert. Wie schnell es einem schlecht gehen kann, hat Ibukun Koussemou selbst erfahren.

Koussemous eigenes Schicksal

Als er 14 Jahre alt war, erkrankten seine Eltern schwer. Seine älteren Geschwister verkauften den gesamten Hausstand der bis dahin wohlhabenden Familie, um Geld für die medizinische Versorgung der Eltern aufzubringen. Die sieben Kinder standen vor dem Nichts. „Von oben nach ganz unten – das geht ganz schnell“, sagt Koussemou heute. Allein, hilflos – das hat den 32-Jährigen nachhaltig beeindruckt.

Zwölf Paten müssen her

Zwölf Paten müssen jetzt her. Wer den Waisenkindern im Norden Benins helfen will, sollte Pate werden. Das ist mit einer Spende von 50 Euro pro Jahr verbunden. Die Summe ermöglicht es dem Verein, einem Waisenkind eine Schulausbildung und später auch eine Berufsausbildung zu verschaffen. Wer Pate ist, der kann sein Patenkind auch in der Stadt Natitingou besuchen. Die Paten erhalten Unterlagen mit Fotos und Informationen zum Patenkind. „Sie sind natürlich im Waisenhaus willkommen“, sagt Koussemou.

Kindheit in Benin:

Benin hat rund neun Millionen Einwohner. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben  2004 pro 1000 Geburten 90 Säuglinge. Im selben Jahr kamen vier Ärzte auf 100.000 Einwohner. Laut Kinderhilfswerk Unicef erlebt jedes siebte Kind seinen fünften Geburtstag nicht. Zum Vergleich die Kindersterblichkeit in Deutschland: Auf 1000 Geburten kommen fünf Todesfälle.

Autor

Bilder