Avalon feiert 25-jähriges Bestehen: Anlaufstelle für Opfer sexueller Gewalt sowie ihr Umfeld - Prävention bringt Stärke Verein Avalon: Die Enttabuisierer

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Gabriela Gossow-Look, Maria Lampl und Claudia Stöger-Müller (von links) gehören zum engsten Team von Avalon. Maria Lampl leitet den Verein seit 18 Jahren. Am kommenden Mittwoch feiert der Verein sein 25-jähriges Bestehen. Foto: Eric Waha Foto: red

Ein Ziel werden sie nicht erreichen: Dass es keine sexuelle Gewalt mehr gibt. Das ist ein Wunsch, den Maria Lampl, die Vorsitzende von Avalon formuliert. Im Wissen, dass es ein Wunsch bleiben wird. Dass sexuelle Gewalt aus der Tabuzone geholt wurde durch die Gründung des Vereins Avalon vor 25 Jahren ist allerdings etwas, was der Erfüllung eines wichtigen Ziels sehr nahe kommt. "Wir haben schon viel erreicht", sagt Lampl.

 
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Avalon fährt zweigleisig: Auf der einen Seite ist es die Beratung von Menschen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Kinder, Frauen, Männer, die Opfer von Übergriffen geworden sind. Und ihr nahes Umfeld, das oft selber Hilfe braucht, mit der Situation umgehen zu können. Die Zahl der Beratungen in Bayreuth ist "konstant", sagt Gabriela Gossow-Look, die Leiterin der Beratungsstelle von Avalon, am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Konstant - und konstant hoch. 588 Menschen suchten im vergangenen Jahr Kontakt zu Avalon. "Im ersten Jahr des Bestehens hatte Avalon 36 Beratungen", sagt Maria Lampl. "Zehn Jahre später waren es 314, im Jahr 2013 knapp 900." Die Kontaktaufnahme erfolgt in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle persönlich: 419 Menschen kamen in die Beratungsstelle in der Casselmannstraße, in der die Gespräche in geschütztem Rahmen stattfinden können.

Die Schwelle der Angst senken

Es sei, sagt Lampl, eine wichtige Aufgabe von Avalon von Anfang an gewesen, die Schwelle der Angst der Betroffenen, sich zu offenbaren, so weit wie möglich abzubauen. "Sexuelle Gewalt ist ein Tabuthema. Besonders Männer wollen nicht glauben, dass sich Männer an wehrlosen Frauen und Kindern vergehen." Schambehaftet für die Betroffenen sei das, "auch für die Menschen in deren Umfeld", sagt Gossow-Look. "Oft genug hört man, dass die Opfer sich Gedanken machen, ob sie selber schuld seien." Oder dass Opfer sexueller Gewalt von ihrem Umfeld ausgegrenzt werden.

Prävention sichert das Überleben des Vereins

Säule zwei, mit der Avalon sehr viele Menschen erreicht, ist die Prävention. Nicht nur notwendig, um das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema zu wecken, sondern auch, "weil es für entsprechende Projekte Spenden und Zuschüsse in höherem Maß gibt als für die Beratungsarbeit. Die Bereitschaft, dafür zu spenden, ist wesentlich geringer", sagt Gossow-Look. Die Präventionsarbeit trägt dazu bei, Avalon am Leben zu halten. "Avalon stand schon oft auf der Kippe, weil das Geld nicht gereicht hat", sagt Lampl mit Blick auf die vergangenen 25 Jahre. Zwischen 100.000 und 110.000 Euro stehen pro Jahr zur Verfügung, um die Beratungsstelle mit den drei Mitarbeiterinnen zu tragen. "2016 hat die Stadt ihren Beitrag erstmals erhöht. Eine tolle Anerkennung unserer Arbeit", sagt die Leiterin der Beratungsstelle.

Früh aufklären und Kinder stark machen

Avalon setzt mit der Prävention früh damit an. Mit Projekten in Kindertagesstätten, in Schulen. "Wir haben damit im Jahr 2000 angefangen. Weil uns klar war, dass wir alle Kinder nur über die Schulen erreichen können. Über die Kurse kommen wir sonst nur an die Mittelschicht-Kinder ran, die von ihren Müttern gebracht und geholt werden", sagt Lampl.  Zusätzlich zu den Selbstbehauptungskursen, die es nicht nur für Mädchen, sondern auch für Buben gibt. "Seit ich dabei bin, haben wir Avalon auch für Männer geöffnet", sagt Lampl. Nicht ohne Hintergedanken: Denn bei den Mädchen-Kursen habe man die Mütter in den Elternabenden erreicht, bei den Buben-Kursen die Väter.

Sexuelle Gewalt kennt keine Altersgrenze

Genauso allerdings, wie sexuelle Gewalt keine Altersgrenze kennt, richten sich die Selbstbehauptungskurse und Projekte von Avalon an Frauen und Männer jeden Alters. Im kommenden Jahr läuft das Projekt "Alles Spaß!?" an, das sich speziell an Vereine wendet, "mit dem Ziel: Jugendliche und ihr Freizeitverhalten", wie Gossow-Look sagt. Eine Schnittstelle, die es auch bei der Zusammenarbeit mit der Uni Bayreuth gibt, ist  hier das Thema K.o.-Tropfen. "Da haben wir einen Flyer mit der Uni erarbeitet, der sich speziell an junge Frauen und Männer an der Uni wendet", sagt Claudia Stöger-Müller, die bei Avalon für die Verwaltung zuständig ist.  

Festabend am 19. Oktober im Cineplex

Die Zusammenarbeit mit der Uni ist ein Verbindungsglied zum Festabend, mit dem der Verein am 19. Oktober im Cineplex sein 25-jähriges Bestehen feiert: "Es wird ab 17.30 Uhr einen kleinen Festakt geben", sagt Lampl. Einen Rückblick auf die Geschichte des Vereins, "in der wir viel erreicht haben. Wir haben das Bewusstsein und die Akzeptanz geschaffen. Die Menschen wissen: sexuelle Gewalt gibt es auch in Bayreuth. Und es gibt mit Avalon eine Anlaufstelle, die einen guten Ruf hat", wie Lampl sagt. um 19.30 Uhr gibt es an dem Abend, nach einem Filmgespräch im Vorfeld, einen Film mit einem ernsten Hintergrund im Cineplex: "The Hunting Ground" beleuchtet den Kampf einer jungen Studentin um Gerechtigkeit nach sexuellen Übergriffen eines Football-Stars an der Universität.  

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