US-Schüler zu Gast an der Realschule II

Von Anne Müller
Auch das gehört zur „german culture“: Bierbänke aufbauen. Für das große Grillfest im Atrium der Realschule II zeigt Dominic Herzog (links) Chris Davis (Mitte) und Layth Abdulbari (rechts) die entscheidenden Kniffe.Foto: Anne Müller Foto: red

Die Realschule II in Bayreuth hat in den vergangenen zehnTagen organisatorisches Neuland betreten - mit einen Schüleraustausch mit einer Schule in Indianapolis, Indiana.

 
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Dieser Austausch ist schon deshalb etwas ganz Besonderes, weil die RII die einzige Realschule in Stadt und Landkreis Bayreuth ist, die einen solchen anbietet. Zudem ist das Zustandekommen einzigartig, denn „schuld“ an dem Besuch der US-amerikanischen Schülerinnen und Schüler ist ein Halbgeschwister-Paar, Adina Gammisch und Chris Davis.

Intensiver Kontakt

Die beiden haben den gleichen Vater, und bei seinem letzten Besuch im vergangenen Herbst lernte Chris Adina und ihre Schwester kennen. „Ich habe selbst als Lehrer gearbeitet und zu vielen Schulen einen sehr intensiven Kontakt“, erzählt er, „auch zur „School for community learning“ in Indianapolis.“

Die beiden Halbgeschwister standen über Facebook in sehr engem Kontakt, und irgendwann kam das Gespräch auf einen möglichen Besuch von US-amerikanischen Schülern in Bayreuth. „Adina ist unser Superstar“, lacht der stolze große Bruder, „sie hat hier alles vorbereitet, mit ihren Lehrern und Schulkameraden gesprochen – im Prinzip haben wir es ihr zu verdanken, dass wir hier sind.“

Gemeinsame Interessen

Tracy Boyd arbeitet an der Schule als „Community Outreach Coordinator“ und hatte eigentlich zuerst an eine Brieffreundschaft zwischen den Schülern gedacht. „Es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass viele Schüler gemeinsame Interessen hatten, zum Beispiel Sport oder Kunst. Diese Gemeinsamkeiten hatten wir als Basis für eine Brieffreundschaft angenommen, aber der Plan für einen Besuch stand schnell im Raum.“

Luca Neiß, Johannes Lenz und Layth Abdulbari helfen am Dienstagnachmittag beim Aufbau für das große Grillfest im Atrium mit. Die drei verstehen sich super, und wenn Johannes an den Abschied am Donnerstag denkt, wird er fast ein bisschen wehmütig: „Es wird schmerzlich, so viel ist sicher. Ich weiß noch nicht, ob und wie ein Gegenbesuch von uns in Indianapolis aussehen wird, aber es waren echt tolle zehn Tage.“

Kleine Kulturschocks

Layth ist „freshman“ an seiner Schule, er besucht die neunte Klasse. Auch für ihn und seine Schulkameraden war dieser Besuch ein unvergessliches Erlebnis. Gerade die kleinen (und großen) Unterschiede im Alltag waren für ihn interessant zu erleben – ganz abgesehen davon, dass er nun Orte in Mitteleuropa kennt, von denen andere in seinem Alter nur aus Facebook oder Youtube gehört haben.

„Die Städtetouren waren unglaublich schön, ich bin immer noch ziemlich überwältigt. Und natürlich haben wir so einige kleine Kulturschocks erlebt, Dinge, die hier völlig anders sind als bei uns in den USA.“

An dieser Stelle fangen Luca und Johannes gemeinsam mit ihm zu lachen an, denn über diese Unterschiede haben die drei in den letzten Tagen schon oft geredet. „Man kann hier Wasser aus dem Wasserhahn trinken, aber zum Essen muss man sich ein Getränk dazu bestellen. Ich musste mich auch erst daran gewöhnen, dass es hier relativ selten Klimaanlagen gibt. Aber bei uns wird es im Sommer bis zu 36°C warm, da bin ich einiges gewöhnt.“ Er schaut auf seine langen Hemdsärmel, und wieder lachen die drei Jungs los.

Jede Menge Arbeit

Dominic Herzog, Sport- und Englischlehrer an der RII, läuft dieser Tage mit recht kleinen Augen, aber einem zufriedenen Gesichtsausdruck durch die Schule. Er hatte die Organisation des Austauschs übernommen und ziemlich schnell gemerkt, wie viel Arbeit dahinter steckt. „Im Oktober 2016 begann die Brieffreundschaft, und schon im Januar setzten wir uns mit den Eltern in Verbindung, um den Austausch zu planen.“

Unzählige Abende verbrachte Herzog vor seinem Computer, um die Stadtbesuche in Prag, Nürnberg und Regensburg zu organisieren und die zahllosen Kleinigkeiten zu regeln. Insgesamt 14 Schülerinnen und Schüler aus Indiana kamen nach Bayreuth, dazu noch einige Lehrkräfte und auch Eltern. „Es ist zwar der erste Versuch mit einem solchen Austausch, aber ich kann jetzt schon sagen, dass es sich auf ganzer Linie gelohnt hat. Die Schüler können so viel mitnehmen und nur von dieser Erfahrung profitieren.“

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