Im Seniorendialog wird viel Kritik geäußert Pegnitz: Senioren ärgern sich über dreckige Bahn-Unterführung

Von Thomas Knauber
 Foto: red

Ein Drittel der Pegnitzer ist im Seniorenalter über 60. „Wir sind die Mehrheit“, so Karlheinz Leitgeb, der Sprecher des Seniorenbeirats, „und trotzdem wird für uns zu wenig getan.“ Das möchte dieser Seniorenbeirat ändern. Beim PegnitzDialog im Bürgerhaus bekam er dafür Anstöße aus dem Publikum.

 
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So meldete sich Arnulf Goldfuß zu Wort. Er beklagte, dass beim zweiten Kreisel, in der Galgengasse, die Gehsteige zu schräg sind. „Da sind so viele Bausünden begangen worden, innerhalb von ein paar Quadratmetern! Wer hier etwas körperlich geschädigt ist, muss auf der Straße gehen.“ Für Gehsteige gebe es eine Straßenbauordnung, die alles gut festlegt: „Man müsste genau danach handeln und die Baufirmen dazu zwingen, dann wäre man schon aus dem Schneider.“ In Spanien werde zum Beispiel für die Hofausfahrten von Häusern auf die Straße hinaus kein Gehsteig abgeschrägt, da müssten die Autofahrer mit einer 45-Grad-Abkantung leben. „Da bleibt es für den Fußgänger eben.“ Bürgermeister Uwe Raab entschuldigte die Pegnitzer Situation mit dem hügeligen Gelände. „Man wird immer einen Tod sterben müssen. Es gibt keine geniale Planung.“

Wanderwege seniorengerecht gestalten

Leitgeb mahnte an, die Wanderwege rund um Pegnitz seniorengerecht zu gestalten. „Es gibt oft Zwischenstellen, wo Senioren Probleme haben.“ Elvira Gebhardt wünschte sich ein leicht zu findendes öffentliches WC. Es liege so versteckt und der Hinweis sei zu klein geschrieben. Sie beklagte weiter, dass der kleine Bahndurchgang beim Stern oft stark verschmutzt war, „eine Schande für Pegnitz. Und da kommen so viele Urlauber durch.“ Allerdings half hier ihr Hinweis gegenüber zweitem Bürgermeister Wolfgang Nierhoff. Es wurde gesäubert.

Manfred Richter regte an, einmal festzustellen, in welchen Straßen überwiegend Ältere wohnen. Dann könne man dort gezielt für Barrierefreiheit sorgen. Hans-Karl Schönner bat darum, die Ortsteile nicht zu vergessen. Oft haben sie keine Busverbindung. „Du bist da draußen der Depp. Das muss man anpacken, nicht in eine Kiste im Keller stecken.“ Raab: „Das kann ich nur unterschreiben. Das ist fast ein Menschenrecht: Wir werden ein Leben lang auf Mobilität getrimmt. Das darf man als Senior nicht abgeben müssen.“ Er erinnerte an die Anruflinientaxis. „Wir haben da viel getan.“ Aber Robert Fischer kritisierte, dass dieses Taxi fast doppelt so teuer ist wie das Pegomobil. Hier könnte die Stadt mehr bezuschussen. Raab beschwichtigte, dass sich die Stadt schon an dieser Aufgabe des Landkreises beteiligt, mit 7000 Euro im Jahr. „Und diese 7000 Euro sollen für die Werbung für diese Taxis ausgegeben werden.“

Kritische Wortmeldungen

Rund 30 Senioren kamen zum „PegnitzDialog mit dem Thema Seniorenbeirat. Das sind nicht allzu viele. Und die Hälfte gehörte eh zu diesem Beirat. Aber die andere Hälfte war dafür sehr interessiert. Es gab kritische, durchdachte Wortmeldungen. Wir unterhielten uns mit vier Teilnehmern dieses Nachmittags.

Hermann Egli:
„Als Rollstuhlfahrer hab ich schon vor der Bildung des Seniorenbeirats einige Dinge reklamiert, die mir missfallen haben. Jetzt bin ich selbst in diesem Beirat und brauch keine Briefchen mehr an die Stadt zu schreiben. Ich kann es gleich vorbringen. Ein Problem sind für mich zum Beispiel die Gehsteige. Ich bin erst vor kurzem den Gehweg vor der Zeitungsredaktion hochgefahren, ob ich da entlang der Hauptstraße gut durchkomme. Da wird es eng bei der neuen Bestuhlung hinter dem Weißen Lamm. Aber die Werbeschilder stehen jetzt besser als früher. Ich hab einigermaßen durchgepasst. Schwer wird es nur, wenn ein Markt angekündigt wird und die Halteverbotsschilder der Stadt dastehen. Mit den beiden Kreiseln an der B 2 komme ich mit meinem Rollstuhlrad wunderbar zurecht. Ich dachte erst, dass der zweite Kreisel etwas schief hängt, aber es geht gut. Aber problematisch ist für mich der Radweg zwischen Neuhaidhof und Creußen. Er hängt auch. Angeblich sind es nur sechs Prozent Neigung. Aber ich denke, es sind mehr. Doch ich kann es nicht nachmessen. Die Kippgefahr ist da bei meinem Gefährt hoch. Ich muss auf die B 2 ausweichen und habe dann viel Verkehr und das in einer Kurve.“

Rasende Lastwagen in der Nacht

Elvira Gebhardt:
„Als ich vor 60 Jahren nach Pegnitz gekommen bin – ich stamme aus Ostpreußen –, da war es so eine schöne Stadt, so ruhig und mit Bäumen. Und was ist jetzt aus Pegnitz geworden? Ich wohne vorn an der Hauptstraße, nah bei der B 2, und da fahren nachts Lastwagen und Lieferwagen vorbei, mit 80 und 100 Stundenkilometern. Da hüpft immer mein Bett in die Höhe. Ich mein, ich bin alt, ich kann schlafen, so lang ich will, aber ich denke oft, ich rufe mal die Polizei, die sollen kommen. Und dann haben sie die Ampel neu gemacht, mit viel zu grellen Farben. Die ganze Nacht blinkt das.“

Gerd Reinhardt:
„Ich seh meine Aufgabe im Seniorenbeirat darin, dass publik gemacht wird, was wir selbst tun und was die Vereine der Stadt für die Senioren tun. Ich habe deshalb an 40 Vereine einen Brief geschickt, was sie anbieten. Der Rücklauf ist da. Wir werden diese Angebote veröffentlichen: Das und das gibt es und es ist kostenlos und offen für alle. Es geht doch nicht, dass die Evangelischen, die Katholischen und die Malteser Angebote haben, und viele denken, da kann kein Fremder hinkommen. Im Seniorenbeirat ist jetzt Manfred Richter quasi das „Stadtbauamt II“, weil er sich um Straßen kümmert, wo wir zum Teil zu spät eingeschaltet werden. Denn Gehsteige müssen schon bei der Planung abgesenkt werden. Beim zweiten Kreisel war es zu spät, da hat jeder Probleme, der mit dem Rollator ankommt. Sonja Wagner ist bei uns eine Art Palliativ-Medizin. Sie wird jetzt eine Vortragsreihe zu Betreuung und Pflege machen.“

Auf die Hilfsbedürftigen 
zugehen

Gisela Steiner:
„Ich war schon Mitbegründerin des Netzes von Ehrenamtlichen, das vor einigen Jahren im Mehrgenerationenhaus aufgebaut worden war. Aber es hat nicht geklappt. Man muss scheinbar auf die Hilfsbedürftigen zugehen. Die kommen nicht her. Wir hatten unser Netz total gut in Schuss. Es gab jemanden, der bereit war zum Bügeln. Andere wollten mit Senioren einkaufen fahren oder sie zum Arzt bringen. Wenn die Stadt Pia Proißl hätte länger behalten können, die das als Seniorenbeauftragte vom Wirtschaftsband aus lenkte, hätte es funktioniert. Aber als sie nicht mehr bezahlt wurde und ging, haben alle die Lust verloren. Es sollte damals auch alles ohne Geld angeboten werden, ohne Bezahlung. Aber wir mussten manchmal Geld annehmen, weil ein paar Senioren unbedingt bezahlen wollten. Ich bin ein Mensch, der anpackt, und ich finde es schön, dass es jetzt mit dem Seniorenbeirat wieder so etwas gibt.“