Wer war Heinz Steinhart?

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 Foto: red

Heinz Steinhart hat wie kein anderer polarisiert. Der Bäderkönig war hoch umstritten. Immer stand er in der Öffentlichkeit, aber selbst da blieb er meist der, der er war: ein Kämpfer, der sich ein kindliches Herz bewahrt hatte.

 
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August 2012, Fichtelberg, kurz nach dem Brand der Fichtelberger Therme. Gegenüber von Heinz Steinhart saß eine Gruppe, die ihm „kritische Fragen“ stellen wollte. Sie lasen die Fragen ab, er hörte ruhig zu. Dann sprach er. Über Bäder, Planungen, Besuchszahlen, Einrichtungen, und seine blauen Augen leuchteten. Wo er sonst lauter war, hier sprach er eindringlich. Wo er sonst ätzen konnte, hier wollte er überzeugen. Dann hatten seine Augen das, was man bei Kinderaugen „Leuchten“ nennt.

"Ist doch nur ein Bad"

Bei manchen Begegnungen schien er immer dieses Kind geblieben zu sein. Wie freute er sich, als er im Kofferraum seines schwarzen Audis ein Modell der neuen Therme nach Fichtelberg geschafft hatte. Und wie enttäuscht war er, dass der damalige Bürgermeister dies mit den Worten „ist doch nur ein Bad“ abgekanzelt hatte. Aber er freute sich, dass er das Treffen mit dem Bürgermeister so einfädelte, dass es heimlich in der nahen Raststätte an der Bundesstraße stattfand.

Die gleiche kindliche Freude zeigte er, als er mit seinem neuen Porsche nach Fichtelberg donnerte. Auf die Frage, ob der Wagen 300 PS hat, sagte er: „Soviel hat mein Zweit- oder Drittwagen.“ Die Idee, sich vor die Thermenruine zu stellen, in Golf-Montur, und den Wagen röhren zu lassen, fand er gut. Er lachte und machte mit. Die Fichtelberger sollten hören, dass er jetzt Gas gebe. Und das gab er dann auch. Bei der Probefahrt mit dem Reporter zog er den Wagen im ersten Gang auf 140 km/h. Im Ort versteht sich. Beim anschließenden Kaffee am Fichtelsee war er bei der Entstehung des Artikels dabei. „Nehmen Sie das raus, das nicht schreiben.“ Und lachte wieder sein Kinderlachen. Dann fuhr er Golf spielen.

"Fichtelberg ist das Salz auf meinem Frühstücksei"

Auf die Frage, warum dieser ständige Kampf gegen, ja wogegen eigentlich? Der Streit ums Bad in Fichtelberg, die juristischen Auseinandersetzungen um die finanziellen Folgen, dann sagte er immer wieder: Er brauche das, um nicht einzurosten. Und es schien, als ob er manchmal seine kindliche Freude dran hatte. „Fichtelberg ist das Salz auf meinem Frühstücksei.“

Wort für Wort diktierte er, auch die Schimpfworte

Wie im Dezember 2014, als er telefonisch den Rückzug aus Fichtelberg ankündigte. Wort für Wort diktierte er, auch die Schimpfworte. „Schreiben Sie das!“ Mehrmals an diesem Tag schrieb er Passagen um. Gekränkt wie ein Kind war er, weil die Gemeinde angeblich gegen ihn gehandelt hatte. Zwei Tage später trat er vom Rücktritt zurück.

Er thronte hinter seinem wuchtigen braunen Schreibtisch

Wollte man zu ihm an seinem Firmensitz in Fürth, thronte er hinter seinem wuchtigen braunen Schreibtisch, Gemälde an der Wand. Seinem rauchenden Gast stellte er immer einen Aschenbecher hin, auch wenn er selbst seit Jahren nicht mehr rauchte. Im Zimmer waren immer seine Hunde, für die er sorgte, die er auch operieren ließ. Aber dass diese Tiere in der Zeitung stehen, wollte er nicht. Er fürchtete, dass ihnen jemand etwas antun könnte.

„Großwildjagd, Geschichte eines deutschen Bankiers“, heißt das Buch des Heinz Steinhart. Über sein Bankhaus, seine Bäderwelt, seine Verhaftung und das Urteil wegen Untreue und Betrug, das er „Skandalurteil“ nannte. Es ging um 77 Millionen Euro. Veröffentlicht hat er das Buch nicht mehr. Es ist seinen Söhnen gewidmet: „Mein Sohn, hüte dich vor den anscheinend besonders ehrenwerten Leuten, sie sind oft die schlimmsten Verbrecher.“ Einer der liebsten Aussprüche von ihm.

August 2014, Erlangen, Krankenhaus. Heinz Steinhart rief fast täglich den Reporter an, er ist kaum zu verstehen. Er wolle nicht aufgeben, sagt er. Er wolle nicht sterben. Er wolle die neue Therme bauen. Ein Kämpfer, der nur schwer verlieren konnte. Den letzten Kampf aber hat er verloren.

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