Gemeinde erhält für 18 000 Euro Zuschlag bei der Auktion Trebgast ersteigert seinen Bahnhof in Berlin

Von Dieter Hübner
Die Gemeinde hat Glück und setzt sich gegen einen Mitbieter durch. Der Kaufpreis lag bei 18 000 Euro, 6000 Euro über dem Mindestangebot. Foto: Dieter Hübner Foto: red

15.41 Uhr. Drei Hammerschläge des Auktionators, und die Sache ist gelaufen. Nachdem gleich kurz darauf in einem Nebenraum die notarielle Beurkundung des Kaufvertrages vorgenommen wird, ist die Gemeinde um 17.20 Uhr neuer Eigentümer des Trebgaster Bahnhofs.

 
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Mit einer Glocke eröffnet der Vorstand des Auktionshauses die Veranstaltung in einem gediegenen Saal mit Parkett, holzgetäfelten Wänden und roten Samtvorhängen. Im Turnus von sieben bis zehn Minuten kommen an diesem Tag 68, an den beiden folgenden Tagen weitere 122 Objekte unter den Hammer. Filetstück des Tages ist der spätklassizistische, zweistöckige Bahnhof der Gemeinde Balduinstein im Rhein-Lahn-Kreis, der um 1860 von Erzherzog Stefan Franz Viktor von Österreich für seine Gäste gebaut wurde. Ausgehend von einem Mindestgebot von 25 000 Euro, fand er schließlich für stolze 120 000 Euro einen neuen Besitzer.

Unbekannter Konkurrent

Die Geduld des Trebgaster Bürgermeisters Werner Diersch wurde auf eine harte Probe gestellt. 40 Personen waren um 15.33 Uhr noch im Saal, als mit der Nummer 39 der Trebgaster Bahnhof aufgerufen wurde. Die Gemeinde hatte sich entschlossen, doch als Bieter aufzutreten. Im Vorfeld hatte sie schriftlich ein Gebot über die Mindestsumme von 12 000 Euro abgegeben. Auch als etwas unverhofft, ein den Trebgastern unbekannter Konkurrent auftritt, der in 500-Euro-Schritten bis 17 500 Euro mitbietet, bleibt der Bürgermeister gelassen. „Ich wusste, was ich mir vorgenommen hatte und habe mich ganz darauf konzentriert“, sagt er hinterher zu dieser Situation. Als Diersch auf 18 000 Euro erhöht, fällt um 15.41 Uhr dreimal der Hammer. Damit ist aus rechtlicher Sicht der Zuschlag endgültig und unwiderruflich erteilt und der Kaufvertrag geschlossen. Das festgelegte Budget hat ausgereicht. Vermutlich war sogar noch etwas Luft nach oben vorhanden.

Was kommt und was nicht kommt

Die spannende Frage wird jetzt sein: Was macht der Bürgermeister beziehungsweise die Gemeinde, mit ihrem Kauf? Ganz sicher ist zumindest, was sie nicht damit machen wird. Sie darf die Flächen oder Räume nämlich nicht zum Zwecke des Betriebes von Spielhallen, Sex- und Erotikshops, Peepshows, Bordellen, Versammlungsstätten für radikale Gruppen, Drogenberatungsstellen und Waffengeschäften vermieten oder dies auf andere Weise gestatten. Diese Einschränkungen sind unter „Punkt 3 der besonderen Verkaufsbedingungen“ festgeschrieben.

Bahnhof wichtig für Gestaltung der Ortsmitte

Diersch fuhr mit Rückendeckung des Gemeinderates und der Erwartung nach Berlin, dass es mit dem Erwerb des Bahnhofes zu einem akzeptablen Preis klappen könnte. „Ich bin erst einmal froh, dass der Gemeinderat überhaupt dem Konzept zugestimmt hat, das Objekt in eigene Hände zu bekommen, um damit zu verhindern, dass hier irgendjemand unkontrolliert etwas auf die Beine stellt.“ Denn für die künftige Gestaltung der Ortsmitte sei der Bahnhof ein wichtiger Meilenstein. Die Nutzungsmöglichkeiten, ob als Wohnung, als Senioren-Wohngruppe oder für Gewerberäume, seien vielfältig, wird er dann etwas konkreter.

Geld aus den Rücklagen

Trebgast erarbeite momentan mit einem Planungsbüro ein Integriertes Stadtentwicklungs-Konzeptes (ISEK). Dieses Verfahren wird etwa ein Jahr dauern. Danach werde festgelegt, was in den nächsten 15 Jahren passiert. Die Kosten für den Erwerb des Bahnhofs sind nicht im Haushaltsplan 2015 vorgesehen. Sie werden daher komplett aus den Rücklagen finanziert.

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