Einsatztrainingszentrum für 800 oberfränkische Polizisten wird am 30. Oktober eingeweiht – Ein Jahr Zeitverzug Trainingszentrum: Fast fit für die Polizei-Fitness

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Es ist ein Vorzeigeprojekt für die oberfränkische Polizei. Die wartet schon sehnsüchtig darauf, endlich dort arbeiten zu können: Polizei-Einsatztrainingszentrum. Ein Trainingsgebäude, das eingerichtet ist nach den modernsten Richtlinien. 8,9 statt der geplanten 7,2 Millionen Euro teuer. Und ein Jahr hinter dem Zeitplan her. Am 30. Oktober wird das Gebäude in der Ludwig-Thoma-Straße eingeweiht.

 
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Der weiße Riegel, der sich hinter der ebenfalls modernen Architektur der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Oberfranken nahe der Grundstücksgrenze des großen Polizei-Geländes streckt, hat auf den ersten Blick eine sonderbare Form. Vor allem das obere Stockwerk: Fast fensterlos, wie frei schwebend über dem Rest des flachen Gebäudes. Gerade dieses Stockwerk jedoch hat es in sich: Dort befindet sich, sagen Abteilungsleiterin Stephanie Kreisel und Projektleiter Donald Booz vom Staatlichen Bauamt, die Raumschießanlage. 25 Meter lang. Ausgestattet mit allen Raffinessen, die modernes Schießtraining braucht.

Schießbahn musste länger werden

Diese Raumschießanlage ist auch eine der Ursachen dafür, dass das Polizei-Einsatztrainingszentrum für 800 oberfränkische Polizisten nicht wie ursprünglich geplant im September 2014 fertig geworden ist. „Die konkrete Planung ging im Jahr 2008 los, 2009 hatten wir alles fertig. Dann kamen Änderungen der Polizeirichtlinien“, sagt Booz am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Planungen für das Projekt haben allerdings schon vor fast zehn Jahren begonnen“, ergänzt Stephanie Kreisel. Ein Problem: Ursprünglich hätte die Schießbahn 20 Meter lang werden sollen. „Das bedeutete, wir mussten das Gebäude um fünf Meter verlängern.“ Neue Pläne machen, Pläne neu genehmigen lasen. Das dauert. Dann kam der Baubeginn im September 2012 mit dem Ziel, nach zwei Jahren fertig zu sein.

Aufwendiger Anschluss

Vergleichsweise aufwendig musste das neue Gebäude an die zentrale Versorgung auf dem Grundstück angeschlossen werden. „Weil wir uns auf einem ehemaligen Kasernengelände befinden, musste auch die Kampfmittelbeseitigung eingebunden werden. Zum Glück hat man nichts gefunden“, sagt Booz. „Da das Gebäude innen in Sichtbetonbauweise gebaut wurde, konnten wir auch nicht bei jeder Temperatur arbeiten.“ Ein weiterer Faktor, der zur baulichen Verzögerung beigetragen habe. Bis Ende 2013 stand der Rohbau, Anfang vergangenen Jahres konnte der Innenausbau beginnen. Der habe Zeit gebraucht, denn: „Wir haben innen einen extrem hohen technischen Standard. Viel ist maßgeschneidert für das Gebäude.“ Beispielsweise die Schießanlage. „Schon die Lage im Obergeschoss ist extrem selten. Normalerweise sind Schießanlagen im Keller oder im Erdgeschoss“, sagt Booz.

Moderne Kameraanlage

Die Räume im Einsatztrainingszentrum haben eine „hochmoderne Kameraanlage, damit man die Situationen des Trainings im Nachgang analysieren kann“, sagt Kreisel. Um das zu tun, gibt es einen Seminarraum. Für körperliches Training, beispielsweise für Selbstverteidigung, gibt es einen großen Trainingsbereich unterhalb der Schießbahn.

Spannendes Erdgeschoss

Besonders spannend ist das Erdgeschoss. „Dort ist ein Multifunktionsraum, der mit verschiebbaren Wänden ausgestattet ist. Dort kann man beispielsweise Situationen in Wohnungen nachstellen“, sagt Booz. Der Mittelbau kann auch mit Fahrzeugen befahren werden, „um etwa Fahrzeugkontrollen realistisch stellen zu können. In dem Bereich gibt es auch einen Balkon, um Einsatzszenen an Häusern trainieren zu können“. Da die Polizei nicht nur tagsüber bei schönem Wetter im Dienst ist, lässt sich der Trainingsbereich komplett verdunkeln, „um Nachtsituationen üben zu können“. Ein großer Service- und Pflegebereich im hinteren Teil des Erdgeschosses rundet das Einsatzzentrum ab. „Hier können die Fahrzeuge gewaschen werden. Außerdem gibt es ein Reifenlager für 700 Räder. Die Werkstatt bleibt allerdings in der Pottensteiner Straße.“

Bauarbeiten gehen weiter

Mit der Eröffnung des Einsatzzentrums am 30. Oktober sind die Bauarbeiten auf dem großen Areal an der Ludwig-Thoma-Straße allerdings noch nicht abgeschlossen. „Wir müssen dann noch den Kanal auf dem Grundstück erneuern. Außerdem müssen die bestehenden Gebäude saniert werden. Da geht es vor allem um die Toilettenanlagen und die Verbesserung des Sicherheitsstandards“, sagt Booz. Kosten: Noch einmal rund 3,5 Millionen Euro. „2017 sollte der Kanalbau fertig sein, parallel dazu wollen wir auch mit der Innensanierung fertig werden.“ Die Gebäude, sagt Kreisel, gehören alle zur ehemaligen Röhrenseekaserne, wurden um 1904 gebaut - und stehen nicht unter Denkmalschutz.

Erleichterung und mehr Professionalität

Das neue Trainingszentrum bringe der Polizei sicher einiges an Erleichterung, sagt Alexander Czech, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. DIe Übungsstätten der Polizei seien derzeit über ganz Bayreuth verstreut. Schießtraining in der Saas, Einsatztraining überall im Stadtgebiet. Das neue Zentrum spart nicht nur einiges an Fahrzeit, wir können hier auch mit modernster Technik Training abhalten, Szenen nachahmen. Man wird mit größtmöglicher Professionalität auf den Dienst vorbereitet“, sagt Czech.

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