In der Region rund um Pegnitz ist bei Neubauten ein Umbruch zu bemerken Toskanahaus statt Satteldach

Von Thomas Knauber
Im Pegnitzer Baugebiet Winterleite-Süd sind bereits die verschiedensten 
Baustile zu sehen. ⋌Foto: Ralf Münch Foto: red

Manfred Kohl hat bei Stadtratssitzungen immer die Aufgabe, Häuser „an die Wand zu werfen“. Das heißt, er stellt die Bauanträge vor und der Beamer zeigt, was sich die Architekten für die Neubauten ausgedacht haben. Dabei wird ein Umbruch deutlich: Dominierte über Jahre das fränkische Spitzgiebelhaus, so sieht man nun italienische Villen auf der Leinwand und futuristische Würfel mit Flach- oder Pultdach. Wie kommt das?

 
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Der Bauamtsleiter Kohl vermutet, dass zum einen die Globalisierung dahinter steckt. Denn jeder kann sich über das Internet oder bei weiten Reisen von den Baustilen der Welt inspirieren lassen. Zum Anderen unterstützt die neue Energiesparverordnung die Würfelform. Denn wenn das Verhältnis von Außenhülle zum Hausvolumen klein ist, spart man Heizung.

Würfelförmiges Haus

Ein dritter Faktor ist, dass ein würfelförmiges Haus praktisch ist fürs Wohnen: Das Obergeschoss ist voll nutzbar für die Kinder. Ein Spitzdach hingegen muss erst aufwendig mit Dachgauben wohnlich gemacht werden, die außerdem schwer zu isolieren sind.

Der vierte Punkt ist, dass schon Altbürgermeister Manfred Thümmler ein Freund von neuer Architektur war und gern ungewohnte Ideen unterstützte. Dazu kam um die Jahrhundertwende aus München die „Genehmigungsfreistellung“ – das heißt, ein Bauherr brachte seinen Bauplan im Rathaus durch, ohne den Stadtrat fragen zu müssen, wenn er den Richtlinien entsprach. Um hier auch alternative Ideen zügig durchzubringen, wurden jetzt die Richtlinien offener.

Verschiedene Baustile

Ältere Bebauungspläne sind deshalb oft geändert worden und neue von vornherein nicht so eng gehalten. Ein Beispiel dafür ist die Winterleite-Süd, wo die verschiedensten Baustile zu sehen sind. Betrachtet man dagegen die Flurhütte in Troschenreuth, wird der Unterschied klar: Obwohl dieses Baugebiet gar nicht so alt ist, erst 15 Jahre, bietet es noch die traditionellen fränkischen Satteldächer. Ebenfalls modern zeigt sich das neue Baugebiet Rainäcker vor Horlach. Schon voll im neuen Trend liegt auch die Winterleite-Nord, wo Pultdächer, versetzte Pultdächer und Flachdächer das Bild prägen.

Manfred Kohl hat übrigens als Bauamtsleiter keine große Chance, jemanden von einem bestimmten Baustil zu überzeugen (er wohnt selbst zufrieden in einem Haus mit flachem Pultdach), weil die Bauwerber mit einer festen Haltung ankommen: Sie haben viel gegoogelt, sich genau mit Bekannten besprochen und von ihrem Architekten guten Rat geholt.

Passt nun der neue Bautrend ins Fränkische? Manfred Kohl achtet selbst drauf, dass zum Beispiel der Blick auf die Büchenbacher Kirche nicht von einem Würfelhaus mit viel Glas beeinträchtigt wird. Da sollen fränkische Giebel begleiten. Er hat auch einen immer beachteten Paragraph 34 in petto, der fordert: Ein Neubau muss sich einfügen. Jetzt könnte es aber auch Kritiker der Moderne geben.

Kohl hört aber kaum Kritik. Ihm ist nur der eine Fall in Erinnerung, als vor genau fünf Jahren Manfred Berner zum Sprachrohr seiner Nachbarn „In der Schanz“ (Baugebiet Brunnberg II) wurde, die sich gegen einen „kilometerweit sichtbaren kubischen Würfelbau“ wehrten – mit Erfolg.

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