Tony Marshall singt die heile Welt herbei

Von Andrea Pauly

"Eine Abschiedskonzert ist keine Tragödie, sondern ein Freudentag", stellt Tony Marshall zum Auftakt seines Konzerts vor knapp 250 Gästen fest. Und sein schwarzer Anzug sei auch kein Ausdruck der Trauer, sondern "dem  Abschied nach 60 Jahren auf den Bühnen der Welt angemessen".

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Liebe, Familie, Heimat, Glück und Zuversicht: Darum geht es in den Liedern, die Tony Marshall und das Volksmusikduo Die Ladiner gestern in der Fichtelgebirgshalle singen. Einen Nachmittag lang sollen die Zuhörer ihre Sorgen vergessen und ein Stückchen heile Welt erleben. Und das gelingt: Schon die Anmoderationen des Sängers verursachen immer wieder ein glückliches Seufzen oder eine kollektives "Oooh"  - vor allem bei den älteren Damen im Publikum, die Marshall immer wieder charmant und mit Augenzwinkern anspricht. 

Tony erzählt aus seinem Leben

Denn Tony Marshall singt nicht nur, sondern er erzählt den Menschen gern etwas über sich. Ob es die Tatsache ist, dass er die 900 Kilometer von Stralsund am Vortag selbst gefahren sei, dass er nun Uropa ist, dass er sich vor 58 Jahren verlobt und erst drei Jahre danach geheiratet habe, oder dass er sich in seine Begleiter, die Ladiner, "ein bisschen verliebt" habe. Und so zieht er sich auch bereits  nach 20 Minuten von der Bühne zurück und überlässt sie vorerst dem Volksmusik-Duo, das mit Liedern aus den Dolomiten in der Volksmusikszene bekannt geworden ist.

"Rote Lippen soll man küssen"

Neben den eigenen Stücken haben die beiden auch einige Lieder von anderen Künstlern im Repertoire: "Rote Lippen soll man küssen", "Der Junge mit der Mundharmonika" oder "Die Caprifischer" singen viele im Publikum mit. Aus dem Erzgebirge ist eigens der Fanclub nach Wunsiedel angereist. Für Rührung sorgen die Auftritte, die Sänger Joakin gemeinsam mit seiner Tochter singt: Nicol Stuffer ist ebenfalls Sängerin und präsentiert an diesem Nachmittag einige moderne Schlager, zum Teil auf Ladinisch, dem Dialekt aus ihrer Heimat in den Dolomiten.

Eine Stunde lang Schunkeln, Klatschen, Singen

Erst im zweiten Teil des Nachmittags betritt Tony Marshall wieder die Bühne und gibt den Zuhörern eine gute Stunde lang immer wieder Grund zum Schunkeln, zum Klatschen und zum Mitsingen, etwa bei "Bora Bora", "Rot sind die Rosen" oder "Auf der Straße nach Süden". Zum Finale singt er "Sierra Madre" gemeinsam mit den Ladinern und Nicol Stuffer - und mit seinen Zuschauern, die kräftig mit einstimmen.

Kein junger Hüpfer mehr

Der Sänger, der bald 78 Jahre alt wird, strahlt zwar gute Laune aus, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er kein junger Hüpfer mehr ist. Seinen Platz am Mikrofon verlässt er nur, um sich ab und an hinzusetzen, auszuruhen und an seinem Rotweinglas zu nippen. Wie Johannes Heesters wolle er nicht werden, betont er. "Mit 80 soll Schluss sein."

Bilder