Todesstrafe für den "Grim Sleeper"

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Mindestens zehn Morde hat ein 63-Jähriger in Los Angeles begangen, es könnten auch mehr sein. Schon vor der Mordserie in Kalifornien machte er sich in Deutschland strafbar. Ein Gericht ordnete nun die Todesstrafe an.

 
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Das jüngste Mordopfer war 15 Jahre alt. Ein Passant entdeckte die nackte Leiche 2002 nahe Los Angeles am Straßenrand. Das Mädchen war geschlagen und erwürgt worden. Das älteste Opfer, eine 35-jährige Frau, wurde 1986 erschossen aufgefunden. Der Mörder hatte ihr ein Kleidungsstück als Knebel in den Mund gestopft. Wegen zehn Morden war der als „Grim Sleeper“ bekannte Serienmörder im Mai verurteilt worden. Am Mittwoch verhängte das zuständige Gericht in Los Angeles gegen den 63-jährigen Lonnie David Franklin Jr. die Todesstrafe.

Richterin Kathleen Kennedy folgte mit ihrem Urteil der Empfehlung von Geschworenen, die sich Anfang Juni für die Hinrichtung des Mannes ausgesprochen hatten. Er habe „monströse Morde“ begangen, sagte Kennedy bei der Verkündung des Strafmaßes. Zuvor hatte sie die Namen der zehn Opfer verlesen und jedes Mal die Todesstrafe ausgesprochen.

Einige Angehörige der Opfer brachen im Gerichtssaal in Tränen aus, andere murmelten Gebete. Mehr als ein Dutzend Verwandte ergriffen das Wort und sprachen über ihren schmerzlichen Verlust. Sie wolle bei seiner Hinrichtung zusehen, wandte sich die Schwester eines der Opfer an den Täter. Warum er gemordet habe, fragten andere, ohne eine Antwort zu bekommen. „Du hast sie brutal umgebracht“, klagte eine Mutter, deren 23-jährige Tochter 1987 tot aufgefunden worden war. Der Verurteilte hörte regungslos zu. Er hat die Taten stets bestritten. 

Die Mordserie ereignete sich im Südteil von Los Angeles zwischen den Jahren 1985 und 2007. Viele der Opfer waren schwarze Prostituierte. Die meisten wurden am Straßenrand oder neben Mülltonnen erschossen gefunden. Die Ermittler glauben, dass der frühere Müllmann und Wärter möglicherweise 25 Morde auf dem Gewissen hat.

Nach dem Schuldspruch im Mai hatte die Anklage weitere Fälle vorgebracht. In dieser Prozessphase mussten die Geschworenen über das Strafmaß - lebenslänglich oder Hinrichtung - beraten. Auch eine Frau aus Deutschland sagte aus. Sie gab an, von dem Mann und zwei weiteren US-Soldaten 1974 in Stuttgart auf der Straße entführt und vergewaltigt worden zu sein. Sie sei damals 17 Jahre alt gewesen. Die Männer hätten sie bei der nächtlichen Attacke mit einem Messer bedroht.

Die Polizei hatte den Serienmörder ein Vierteljahrhundert gejagt. Erst 2010, mit Hilfe neuer Methoden bei der Auswertung von DNA-Spuren, konnte Franklin festgenommen werden. Ein Stück angebissene Pizza, das er in einem Restaurant übrig gelassen hatte, half bei der Überführung. Die Speichelprobe wurde mit DNA-Spuren an den Leichen verglichen. Im Haus des Täters, der von Nachbarn als ruhig und unauffällig beschrieben wurde, fand die Polizei Hunderte Fotos von Frauen. Einige zeigten seine Opfer, andere konnten bis heute nicht identifiziert werden.

Wegen einer jahrelangen Pause in der Mordserie erhielt der Mann den Spitznamen „Grim Sleeper“, in Anlehnung an den englischen Begriff „Grim Reaper“ für den Sensenmann als Sinnbild des Todes.

Nach Anordnung der Richterin wird Franklin nun in das Gefängnis San Quentin bei San Francisco verlegt. Dort sitzen knapp 750 Männer und Frauen im Todestrakt. Seit 2006 gibt es allerdings einen Hinrichtungsstopp, nachdem ein Bundesrichter befand, dass Todesspritzen möglicherweise verfassungswidrig seien.

Die bislang letzte Hinrichtung in dem Westküstenstaat gab es im Januar 2006, nachdem der damalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger die Begnadigung des 76-jährigen Clarence Ray Allen abgelehnt hatte. Der schwer kranke und im Rollstuhl sitzende Mann war damals der zweitälteste Häftling in den USA, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 hingerichtet wurde.

Derzeit ist völlig offen, wann und ob in Kalifornien wieder Hinrichtungen vollstreckt werden. Möglicherweise wird Franklin also noch viele Jahre in der Todeszelle verbringen.

dpa

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