Tod, Feuer und Plünderung

Von Andrea Pauly
Kanonenkugeln, Helme und Dokumente aus dem 30-jährigen Krieg gibt es bereits jetzt im Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld. Foto: Andrea Pauly Foto: red

Die Fränkische Schweiz vor fast 400 Jahren: Truppen ziehen durchs Land, plündern die Vorratskeller der Menschen, zerstören Felder, stecken Häuser und Scheunen in Brand. In manchen Orten überlebt nur die Hälfte der Bewohner. Im Jahr 2018 jährt sich der Beginn des 30-jährigen Kriegs zum 400. Mal. Deshalb plant das Fränkische-Schweiz-Museum eine Sonderausstellung darüber

 
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Die Sonderausstellung für 2018 trägt den Arbeitstitel "Der 30-jährige Krieg in Franken und Böhmen". Was soll die Besucher an diesem Thema reizen?

Rainer Hofmann: Dieser Krieg, der vor 400 Jahren begonnen hat, hat die Fränkische Schweiz stark betroffen und beeinträchtigt. Gerade in den 1630er Jahren haben hier viele Scharmützel stattgefunden. Da gab es Belagerungen, Bauernhäuser wurden angegriffen, Dörfer und Städte in Brand gesetzt, Vieh weggetrieben. Es gab in dieser Zeit sechs besonders schlimme Jahre, in denen es drunter und drüber ging: Viele Trüppchen zogen marodierend übers Land. Der Krieg war nicht organisiert wie heute, sondern die kleinen Einheiten mussten sich selbst durchschlagen. Sie nahmen, was sie vor Ort fanden. Und wenn sie wieder abziehen mussten, weil der Feind im Nacken saß, haben sie so viel wie möglich mitgenommen - einerseits, um selbst etwas zu essen zu haben, aber auch, um dem Feind nichts Brauchbares zu hinterlassen. Deshalb verwüsteten die Truppen auch Dörfer und Felder: Die Politik der verbrannten Erde ist keine Erfindung der Neuzeit. Auch durch Unwetter und Seuchen sind in dieser Zeit sehr viele Menschen umgekommen. In der ganzen Region, ebenso wie in ganz Mitteleuropa, starb während der Kriegsjahre die Hälfte der Bewohner. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Das verraten Lehnsbücher aus den Zeiten vor und nach dem 30-jährigen Krieg. 

Wie kommen Sie an die nötigen Informationen?

Hofmann: Es gibt bislang keine Übersicht auf die ganze Region. Wir hatten eine extrem kleinteilige Herrschaftsstruktur mit vielen Enklaven und Exklaven und Herrschaften. Und in der Folge von Kriegen und Feuersnöten sind auch noch viele Gemeinde- und Kirchenarchive niedergebrannt. Da muss man in die Gemeindearchive schauen, in die Adelsarchive, Kirchenbücher. Wür müssen Ort für Ort, Herrschaft für Herrschaft durchkämmen und schauen, was überhaupt noch an Quellen vorhanden ist. Auch gilt es herauszufinden, wer schon Informationen gesammelt und aufgeschrieben hat, zum Beispiel für einzelne Orte.

Die Ausstellung soll in die Landschaft gehen. Wie genau stellen Sie sich das vor?

Hofmann: Exkursionen werden zu den Orten geben, wo noch Spuren aus dem 30-jährigen Krieg zu finden sind, zum Beispiel Soldatengräber, Gebäude, oder eine historische Innenstadt, die auf die Zeit nach 1648 zurückgeht, weil im Zuge des Krieges der Ort niedergebrannt worden ist und neu erbaut werden musste. In der Landschaft zeugen Sühnekreuze davon, dass Leute erschlagen wurden. Eine  Vielzahl von kleinen Monumenten sind auf diese Zeit zurückzuführen. Die gilt es zu erschließen und in Verbindung zu bringen mit dem, was dann im Museum zu sehen ist. Auch an ein Begleitprogramm mit Schauspielen und Musikveranstaltungen haben wir gedacht.

Für das Projekt sind 445.000 Euro vorgesehen, 85 Prozent davon sollen über das Programm Interreg finanziert werden. Wofür ist so viel Geld nötig? Und wie nachhaltig ist es angelegt?

Hofmann: Davon sind schon 170.000 Euro für zwei Mitarbeiter vorgesehen, die wir für zwei Jahre einstellen. Dazu kommen die Kosten für die Ausstellung, Transporte, Versicherungen, Restaurierungen, Kataloge und Werbung. 115.000 Euro sind für Stellwände, Vitrinen, Installationen und Multimedia-Projekte eingeplant. Sowohl der Katalog als auch die Exkursionsvorschläge werden weiterhin von großem Nutzen sein. Auch die Geräte und das Equipment können wir danach weiterverwenden.

Welche Aufgaben haben die beiden künftigen Mitarbeiter?

Hofmann: Die Aufgabe des Kulturmanagers ist es, herauszufinden, wo sich die Monumente befinden, sinnvolle Exkursionen zu planen, mit Touristikern zu sprechen und sich um die Werbekampagnen zu kümmern. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter wird in den Archiven recherchieren, Informationen sammeln und mit uns das Konzept entwickeln.

Wie soll die Kooperation mit Tschechien aussehen?

Hofmann: Wir arbeiten mit dem Museum in Tachov zusammen, weil der 30-jährige Krieg seinen Ursprung in Tschechien hatte. Das Museum ist unser Kooperationspartner. Es hat wiederum Beziehungen zu anderen tschechischen Museen. Wir werden uns grenzübergreifend austauschen, auch bei den Exponaten. 

Wie ist der Stand der Planungen?

Hofmann: Wir haben am Mittwoch vom Museumsträger, dem Zweckverband Fränkische Schweiz Museum die Zustimmung bekommen und können jetzt die Anträge stellen.

Mehr zum Fränkische-Schweiz-Museum gibt es hier und auf der Website des Museums.