Tod in der Gartenlaube - Prozess beginnt

Ein Polizist steht am 30.01.2017 vor der mit Flatterband abgesperrten Zufahrt zu einem privaten Grundstück in der Nähe von Arnstein bei Würzburg. Foto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Es ist so traurig wie tragisch: Ein Vater will seiner Tochter eine Geburtstagsfeier im Garten ermöglichen. Dafür kauft er extra einen Stromgenerator. Doch er stellt ihn falsch auf. Sechs Jugendliche sterben - Kohlenmonoxidvergiftung. Nun beginnt der Prozess gegen ihn.

 
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Er wollte alles richtig machen und beging dabei den wohl größten Fehler seines Lebens. Im Winter hat ein Vater aus dem unterfränkischen Arnstein sein Gartenhäuschen für den 18. Geburtstag seiner Tochter vorbereitet. Sie wollte dort mit ihrem Bruder und vier Freunden eine kleine Party feiern. Weil die Laube mit sechs Zimmern nicht ans Stromnetz angeschlossen ist und die kleine Solaranlage nicht für den Herd reicht, kauft er im Baumarkt einen Stromgenerator.

Laienhafte Konstruktion

Den schließt der heute 52-Jährige laut Anklageschrift im Technikraum neben dem Flur an, obwohl das Gerät nur für den Außenbereich zugelassen ist. Die Abgase des benzinbetriebenen Generators leitet er mit zwei wackelig ineinander gesteckten Wasserrohren nach außen. Diese laienhafte Konstruktion wird am Abend des 28. Januars sechs jungen Leuten zum Verhängnis werden.

Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, fallen im Laufe der Geburtstagsfeier die Rohre zu Boden. Kohlenmonoxid verteilt sich in der Hütte. Da das tödliche Gas geruchlos ist, bemerken die sechs Feiernden nichts. Vermutlich noch vor Mitternacht sind die Jugendlichen tot, darunter Tochter und Sohn des Mannes.

Vater macht grausame Entdeckung

Der Vater selbst macht am nächsten Morgen die grausame Entdeckung. Eigentlich wollte er nur nach dem Rechten schauen, weil er nichts mehr von seinen Kindern gehört hatte. In der Laube findet er die leblosen Körper der 18 und 19 Jahre alten Teenager. Für sie kommt jede Hilfe zu spät.

Wochen- und monatelang hat die schwer fassbare Tragödie das Werntal beschäftigt. Die Jugendlichen waren vielen bekannt. Einer stand kurz vor der Gesellenprüfung, die jungen Leute waren Mitglieder der Jugendfeuerwehr, spielten in der Dorfkapelle.

Vater wegen fahrlässiger Tötung angeklagt

Rund achteinhalb Monate nach dem Unglück beginnt nun der Prozess gegen den Familienvater. Der 52 Jahre alte Mann muss sich wegen fahrlässiger Tötung ins sechs Fällen von Mittwoch (9.00 Uhr) an vor dem Landgericht Würzburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, alle Warnhinweise auf dem Generator und in der Bedienungsanweisung ignoriert und das Gerät dennoch im Inneren des 48 Quadratmeter großen Häuschens aufgestellt zu haben. Zudem hätte dem Angeklagten klar sein müssen, dass seine undichte, lose Rohr-Konstruktion nicht als Abgasableitung geeignet war.

Für fahrlässige Tötung reicht der Strafrahmen der Staatsanwaltschaft zufolge von einer Geldstrafe bis hin zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Das Gericht hat bislang drei Prozesstage angesetzt.

dpa

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