Tigers stehen im Finale

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Schaut her, wir stehen im Finale: Fedor Kolupaylo (rechts) hatte daran entscheidenden Anteil. Mit einem Geniestreich erzielte er in der Verlängerung den Siegtreffer für den EHC Bayreuth. Foto: Peter Kolb Foto: red

Der EHC Bayreuth ist ins Finale der Oberliga-Playoffs eingezogen. In einem erneut dramatischen Spiel gewannen die Tigers mit 4:3 (1:2, 2:1, 0:0, 1:0) nach Verlängerung. Mit diesem Erfolg machten sie den 3:1-Seriensieg perfekt und setzten den verrückten und auf Topniveau stehenden Duellen mit den Oberpfälzern die Krone auf.

 
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In der 17. Minute der Verlängerung schnappte sich Fedor Kolupaylo den Puck, drang ins gegnerische Drittel ein, zog zwei Gegner auf sich – jetzt musste der Pass in die Mitte zum freien Mitspieler kommen! Kolupaylo verpasste die Chance, machte noch eine Drehung – und versenkte die Scheibe zum 4:3 im Regensburger Tor.

Die Bayreuther Fans im ausverkauften Stadion tobten, feierten ihr Team minutenlang mit EHC-Sprechchören und stimmten dann in Dauerschleife das Lied an, das sie seit der Bayernliga-Meisterschaft 2013 nicht mehr gesungen hatten: „Finale, ohhhh, Finaaaleee oooohhhh.“ Niemand verließ das Stadion, bevor die Mannschaft und vor allem Siegtorschütze Kolupaylo ausgiebig gefeiert worden waren.

Ausgerechnet Kolupaylo. Der Spieler, der zu Beginn der Saison lange in der Fankritik stand, der Spieler der spätestens mit seinen Leistungen in den Playoffs jeden Kritiker zum Verstummen brachte. Aber auch der Spieler, der im vierten Halbfinale seinen unauffälligsten Playoff-Auftritt gehabt hatte. Aber geschenkt! In der entscheidenden Szene zeigte er die Eigenschaften, die die komplette Bayreuther Mannschaft in dieser Saison auszeichnen: Kämpfen bis zum Umfallen, nie aufgeben, immer an die eigene Stärke glauben und ein unbeschreiblicher Siegeswillen.

Am Ende der Kräfte

Zuvor war das Team in der Verlängerung fast stehend K.O. Bezeichnend eine Szene in der 68. Minute: Das Spiel war unterbrochen, doch Christopher Kasten und Ivan Kolozvary – zwei der besten Tigers-Akteure – knieten auf allen Vieren auf dem Eis. Schnappten nach Luft. EHC-Trainer Sergej Waßmiller nahm eine Auszeit, um seinen Spielern einige Sekunden zum Durchschnaufen zu geben.

Die Bayreuther standen wieder auf, stemmten sich mit letzter Energie gegen das Regensburger Team, das in der Verlängerung mehr Scheibenbesitz hatte, frischer wirkte und auch zu einigen Chancen kam. Die Bayreuther holten das Letzte aus sich heraus, warfen sich in jeden Schuss und hatten in Torwart Julian Bädermann einen sicheren Rückhalt.

Tigers vereiteln alle EVR-Chancen

So vereitelten die Tigers die Doppelchance des auffällig spielenden EVR-Verteidigers Daniel Stiefenhofer (66.), den Distanzschuss von Mark Dunlop (69.) und die Möglichkeit von Nikola Gajovsky (75.). Ein Treffer wurde zurecht wegen Torraumabseits nicht anerkannt (76.). Die Tigers kamen nur gelegentlich zu Entlastungsangriffen – die hatten es allerdings in sich. Ivan Kolozvary (68.) und Marcus Marsall (76.) zielten aus guter Position neben das Tor.

Keine drei Blöcke mehr

Die Bayreuther Leistung war umso bemerkenswerter, da der EHC ab der 35. Minute keine drei Blöcke mehr stellen konnte. Der erkrankte Johannes Feuerpfeil fehlte von Beginn an, Lukas Stettmer musste nach einem überharten Foul von Peter Flache (35.) benommen in die Kabine geführt werden. Und mit dieser Rumpftruppe war es den Hausherren erneut gelungen, zweimal einen Rückstand aufzuholen.

Bereits nach 44 Sekunden hatten die Gäste einen Aufbaufehler der Tigers zur Führung genutzt. Doch dann zog Kasten noch hinter der Mittellinie ab und überraschte Cody Brenner im EVR-Tor mit einem Schuss in den Winkel – 1:1 (4.). Noch vor dem ersten Seitenwechsel gerieten die Bayreuther erneut in Rückstand, da Stiefenhofer im Nachsetzen am schnellsten reagierte. Im Mittelabschnitt erhöhte Flache – diesem Tor war eine Abseitsstellung vorausgegangen – auf 1:3 (26.).

Fehler gnadenlos bestraft

Die Gastgeber waren zu diesem Zeitpunkt sicher nicht die schlechtere Mannschaft, nur Regensburg war etwas durchschlagkräftiger in Überzahl, effektiver und cleverer. Das änderte sich aber kurz darauf. Nun bestraften die Tigers gnadenlos die Fehler der Gäste. Bei Andreas Geigenmüllers Schuss (29.) machte Brenner eine unglückliche Figur. Das galt beim Ausgleich für die komplette EVR-Abwehr. Sie legte Dennis Thielsch die Scheibe vor, der das Beste daraus machte und Marsall mustergültig bediente – 3:3 (36.).

Im Schlussdrittel dachten die Teams nicht daran, das Tempo herauszunehmen, allerdings belauerten sie sich auch gegenseitig. Keine Mannschaft wollte beim Stand von 3:3 den entscheidenden Fehler machen. Zwar war Regensburg vor allem in der Schlussphase der regulären Spielzeit etwas aktiver, doch den entscheidenden Moment zauberte in der Verlängerung Kolupaylo aufs Eis.

Der Finalgegner steht noch nicht fest. In der zweiten Halbfinal-Serie steht es zwischen den Tilburg Trappers und dem EC Peiting 2:2. Das entscheidende Spiel steigt am Sonntag in Holland.

Tore:0:1 (15.) Flache, 1:1 (4.) Kasten, 1:2 (16.) Stiefenhofer (5 gegen 4), 1:3 (26.) Flache, 2:3 (29.) Geigenmüller, 3:3 (36.) Marsall (5 gegen 4), 4:3 (77.) Kolupaylo (4 gegen 4).
Zuschauer:4565 (ausverkauft).

 

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