Mischlingshündin Juni ist ein verstörtes Tier. Die Tierhilfe Franken will sie deshalb in die Obhut einer professionellen Hundetrainerin geben. Die Halterin aus Troschenreuth hingegen besteht darauf, Juni zu behalten. Seit er bei ihr lebt, gehe es dem Hund zusehends besser. Seit Monaten schwelt der Streit, landete gar vor Gericht. Jetzt soll ein Video eine Einigung bringen.
20 Tierfreunde stehen am Freitagnachmittag im Schneegestöber vor der Gartentür der Tierhilfe Franken in Betzenstein. Im Gepäck haben sie Unterschriften von 1664 Personen. Sie wollen, dass der Mischlingshund Juni bei Renate Holmes in Troschenreuth bleibt. Die Position der Tierhilfe in diesem Streit ist, den Hund lieber zu einer Hundetrainerin zu bringen. Nach der Polizei und dem Gericht beschäftigt der Fall von Mischlingshund Juni auch die Öffentlichkeit.
Es dauert, bis sich am Freitag auf das Klingeln bei der Tierhilfe jemand rührt. Stellvertretende Vorsitzende Brigitte Seufert kommt ans Gartentor und nimmt die Listen entgegen. "Frau Holmes hat mit der ganzen Sache angefangen“, sagt sie. „Der Karren ist total verfahren.“ Die Troschenreutherin solle den Hund endlich herausgeben. „Wir wollen Juni doch nur helfen“, sagt Seufert. Aber das will Renate Holmes auch.
Rückblick I: Juni hat nach Information der Tierhilfe schon einiges hinter sich, als sie im April 2013 ins Tierhilfehaus nach Betzenstein kommt. In Spanien war die Hündin in verschiedenen Zwingern. Auf dem Weg zu neuen Besitzern in Deutschland bricht sie aus, streunt herum, bis sie gefangen wird. In Betzenstein verhält sich Juni auffällig, lässt niemanden an sich heran, sucht permanent nach einem geschützten Raum, wird immer apathischer, beobachtet Holmes.
Seit November 2013 lebt Juni bei Holmes, Eigentümerin ist die Tierhilfe. Ein Angsthund, lautet die Diagnose der Tierhilfe. Nein, sagt Holmes, Juni habe „große Fortschritte“ gemacht, sei zutraulich, habe keine Angst mehr. Es wäre „ein Fehler“, das Tier aus seiner vertrauten Umgebung herauszureißen. Bis auf die Tatsache, dass der Hund Hilfe braucht, sind sich Tierhilfe und Holmes in nichts mehr einig. Beide beharren auf ihrer Version der Geschichte.
Die Tierhilfe will Juni von Anfang an zu einer speziellen Trainerin nach München bringen, um ihr zu helfen, wieder Vertrauen zu Menschen zu fassen. Die Vorsitzende Carmen Baur sagt, man habe im Tierhilfehaus viel für Juni getan, einiges umgebaut. Aber sie sagt auch: "Mir war anfangs nicht bewusst, was ich mit diesem Hund auf mich nehme." Jetzt ist ihr wichtig, dass der Kontakt zu Holmes nicht abreißt. „Wir müssen weiter miteinander reden“, sagt Baur gestern am Gartentor zu den Unterstützern.
Rückblick II: Renate Holmes will 2014 Fortschritte bei Juni beobachten. Für Carmen Baur und die Tierhilfe geht das zu langsam, und sehen eine größere Chance für die Hündin, wenn sich ein Profi des Tiers annimmt. Schließlich kündigt die Tierhilfe im Juli vergangenes Jahr an, die Hündin abzuholen. Doch Holmes verweigert die Herausgabe. Die Tierhilfe ruft die Polizei, doch die kann nichts ausrichten. Die Troschenreutherin erteilt der Vorsitzenden Hausverbot. Daraufhin erstattet die Tierhilfe Anzeige. Im Herbst vergangenen Jahres landet der Fall vor Gericht.
Der Richter ordnete an, dass ein Gutachter sich vom Zustand des Hundes überzeugen soll. Auch das hat aber bislang nicht stattgefunden, sagt Holmes.
Carmen Baur will wissen, dass es der Hündin gut geht. Sie wäre sogar bereit, Juni in Troschenreuth zu lassen. „Wenn ich einen Videofilm bekomme, auf dem ich sehe, dass es Juni wesentlich besser geht, kann sie bei Frau Holmes bleiben.“
Sie werde diesen Film machen und der Tierhilfe zukommen lassen, so Renate Holmes auf Kurier-Nachfrage.
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