Tierschutzverein warnt vor unüberlegten Geschenken zu Weihnachten – Tiere sind kein Spielzeug für Kinder

Von Hans-Jochen Schauer
Tiere unter dem Weihnachtsbaum, Tierschützer raten davon ab. Foto: dpa Foto: red

„Tiere sind keine Möbelstücke – man kann sie nicht einfach umtauschen“, sagt Jutta Fenske. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins „tierisch aktiv“ in Plech warnt vor unüberlegten Geschenken zu Weihnachten. „Wir lehnen ein Tier als Weihnachtsgeschenk nicht generell ab. Doch das will reiflich überlegt sein.“

 
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Wie jedes Jahr werden auch diesmal an Heiligen Abend Meerschweinchen, Hamster, Hund, Katze oder Wellensittich auf dem Gabentisch landen. Meist sind es Kinder, die sich sehnlichst ein Tier wünschen – als putzigen Spielkameraden. „Dass Tiere auch Arbeit machen, daran wird nicht gedacht, wenn ein Tier auf dem Wunschzettel steht“, sagt Monika Pracht, die Vorsitzende des Gnadenhofs Fränkische Schweiz.

Deshalb solle man sich vorher Gedanken machen, ob für ein Tier ausreichend gesorgt werden könne. Dies ist häufig nicht der Fall: Alle Jahre wieder werden nach den Feiertagen viele unüberlegt gekaufte Tiere in den Tierheimen des Deutschen Tierschutzbundes abgegeben. „Während der Weihnachtsfeiertage sind sie noch goldig und süß und danach werden sie manchen lästig“, sagt Fenske. Es sollte ihrer Ansicht nach, schon vorher klar sein, dass Kinder die Verantwortung für das lebende Geschenk übernehmen müssen. So etwas müsse rechtzeitig in der Familie abgesprochen sein.

Genügend Auslauf fürHunde wichtig

Pracht rät deshalb, vor dem Kauf eines Tieres bestimmte Punkte zu klären. Bei Hunden nicht einfach eine bestimmte Rasse anschaffen, sondern sich erkundigen, wie groß ein Tier wird und wie laut es ist, um Konflikte mit Nachbar zu vermeiden. Wichtig sei, dass genügend Auslauf gewährleistet ist. „Mit einem Hund muss man dreimal am Tag Gassi gehen“, sagt Fenske. Tiere als Lebensfährten in die Wohnung zu nehmen, ohne auf deren Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, sei gar nicht gut, so Pracht. Sie nennt als Beispiel, die in Mode gekommenen Mini-Schweine, die vermehrt in Wohnungen gehalten werden. „Mini-Schweine möchten wühlen und lieben Nässe. Jetzt sitzen sie zwischen Sofakissen und wissen nicht, was sie dort tun sollen.“ Käfighaltung ist ihrer Meinung nach komplett abzulehnen: „Das ist Tierquälerei, die nicht sein muss.“ Ideal sei ein Garten. Dort könne ein Gehege gebaut werden. Nicht vergessen sollte man die Arbeit, die mit Tieren verbunden ist. „Sie müssen extrem sauber gehalten werden, das wir Kinder schnell lästig“, so die Vorsitzendes des Gnadenhofs.

Sie seien oft nicht in der Lage mit einem Tier umzugehen. „Ohne die Hilfe Erwachsener klappt das nicht.“ Ein kleiner Welpe brauche die richtige Pflege. Später kommt die Ausbildung des Hundes hinzu. Tiere kosten auch Geld – auch das wird im vorweihnachtlichen oft gern übersehen.

Als Mensch müsse man dann bereit sein, gemeinsam den Weg mit den Tieren zu gehen. Das fällt nicht immer leicht, den dies kostet Zeit, die viele nicht mehr haben oder dafür nicht hergeben wollen.

Unter Vereinsamung leiden Tiere ebenso wie Menschen. „Sie brauchen Gesellschaft und sollten in der Regel nur zu zweit gehalten werden“, so Pracht. Beim Verein „tierisch aktiv“ werden nach Weihnachten nicht außergewöhnlich viele Tiere abgegeben“, sagt Jutta Fenske. Das komme zwar auch vor, doch bei den Tierheimen sei es schlimmer. Auch vor Weihnachten würden im Hinblick auf das Fest keine Tiere vermittelt. Wenn doch jemand ein Tier möchte, dann werde wie auch sonst im Jahr genau darauf geachtet, ob Tier und Mensch zusammenpassen. Wie beispielsweise bei einer Bekannten, die sich zwei Meerschweinchen wünscht. „Da weiß ich, dass sie die Tiere nach zwei Wochen nicht wieder hergibt.“ Grundsätzlich müsse man sich sicher sein, dass man ein Tier wirklich wolle und das es auch artgerecht gehalten werden könne. „Tiere sind kein Spielzeug“, betont sie.

Carmen Kellner-Baur aus Betzenstein, die Vorsitzende des Vereins „Tierhilfe Franken“ (Lauf), verweist darauf, dass man sich die Interessenten von Tieren genau anschaue – nicht nur in der Vorweihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über. Es werden mit ihnen intensive Gespräche geführt und die Leute zu Hause besucht. „Wenn wir sehen, wie die Leute leben, bekommen wir einen Eindruck, ob das Tier dorthin passt und ob es ihm dort gutgeht.“ Da Interessenten zudem gebeten werden, zu dem Pflegeplatz des Tieres zu kommen, dauere das Ganze etwa eineinhalb Wochen, bis das Tier bei seinem neuen Besitzer ist.

Kinder verlieren oft schnell das Interesse

Das schrecke all jene ab, die ein Tier schnell mal im Vorübergehen erwerben wollen. „Das dauert denen zu lang.“ Dieser natürliche Filter biete einen Schutz vor unangenehmen Überraschungen. Dass Tiere an Weihnachten ein neues Zuhause finden, beurteilt Kellner-Baur nicht negativ. Oft hätten die Menschen gerade in den Weihnachtsferien ausreichend Zeit für die Tiere, und diese könnten sich in Ruhe eingewöhnen.

Tierärztin Nada Cordasec von der Betzensteiner Praxis Schneider-Popovic lehnt Tiere als Weihnachtsgeschenk ab: „Ich bin dagegen.“ Die Zeit vom Christfest bis zum Jahresende sei kein guter Zeitpunkt, denn es sei dann im Allgemeinen zu unruhig in den Wohnungen. „Wir empfehlen den Leuten, die sich einen Hund oder eine Katze zulegen wollen, Urlaub zu nehmen, damit sie sich um die Tiere kümmern können. Auch wenn Kinder sich einen tierischen Hausgenossen wünschen, rät sie zur Vorsicht : „Kinder verlieren schnell das Interesse an Tieren, dann bleibt die Arbeit an den Eltern hängen.“ Auch an eine tiergerechte Unterbringung sollte im Vorfeld gedacht werden.

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