Thema Disco-Bus: Feiern nach Fahrplan

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Jetzt tut mal einer was, und es ist auch falsch. Selbst in Zeiten von Finanzkrise und Sparzwängen schickt der Landkreis seine neun Discobusse durch den ganzen Landkreis und die halbe Samstagnacht auf Tour. Und er kriegt trotzdem was auf den Deckel. Weil die Busse angeblich am Bedarf vorbeifahren. Fair ist das nicht.

 
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Es war eine privat betriebene Diskothek, die dem Discobus so fies in die Seite gefahren ist. Er komme dann, wenn noch niemand da sei, und der Letzte fahre just zu der Zeit zurück, wenn auf der Tanzfläche die Hölle los ist. Die Betreiber der Disco ziehen den Schluss: Der Landkreis sollte doch bitteschön den Fahrplan auf die Diskothek umstellen, seine Busse später losschicken und die Gäste zum Morgengrauen auch schön wieder nach Hause fahren. Als Argument liefern die Disco-Betreiber mit: Das Ausgehverhalten der Jugendlichen habe sich geändert. Die ziehen später in der Nacht los und kommen erst am Morgen zurück.

Nun, die eigene Person ist bekanntlich die, um die sich die Welt dreht. Aber leider ist das eine Illusion. Das gilt auch für Discos und das gilt für Jugendliche, die bis in die Puppen feiern wollen. Selbst die müssen Kompromisse eingehen. Und das heißt: Sich nach dem Fahrplan richten – oder selbst dafür sorgen, dorthin zu kommen, wo was los ist. Der Ruf nach der öffentlichen Hand hat immer dann einen Missklang, wenn eigene Interessen im Vordergrund stehen.

Die Disco könnte aus eigenen Mitteln einen Pendelbus einrichten, der genau dann fährt, wenn die Jugendlichen es möchten. Tut sie aber nicht. Stattdessen hat die Disco sogar ihren Solidaritätsbeitrag an das Landratsamt eingestellt. Das waren weniger als 100 Euro pro Abend.

Bezahlt werden die Discobusse komplett aus Steuergeld – und das ist für alle da, nicht nur für Diskotheken und ihre feierbereiten Gäste. Wenn ein paar Hundert in den letzten Land-Discos Frankens abtanzen, sind es anderswo noch viel mehr, die in Kinos gehen, in Kneipen, in Theater, zum Sport oder sonst wohin in der großen Stadt Bayreuth. Und auch für diese, die übrigens nicht alle immer später heimkommen wollen, fahren die gescholtenen Discobusse.

Das Steuergeld allerdings ist der Auftrag an den Landkreis: die Busse so fahren zu lassen, dass möglichst viele davon profitieren. Und auch zu schauen, ob und welche Linien sich überhaupt noch rentieren. Dazu wäre es mehr als vernünftig, die fast zehn Jahre alten Fahrgastzählungen mal wieder aufzufrischen. Und eventuell den Fahrplan danach neu auszurichten. Aber sicher nicht nur nach den Bedürfnissen der Diskotheken.

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