Größte Herausforderung: Zeit für Sorgfalt investieren Thema Medien beim Neujahrsempfang

Von Frank Heidler
Beim Neujahrsempfang war Zeit für viele Gespräche. Foto: Frank Heidler Foto: red

Um die Journalisten und deren Produkte in Zeitung, Funk und Fernsehen ging es beim Neujahrsempfang der evangelischen Kirchengemeinde. Knapp 100 Besucher kamen, darunter reichlich Lokalprominenz.

 
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Ein offenes Wort von Dekan Gerhard Schoenauer gleich zum Auftakt des Nachmittages: "Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen, was die Zeitungen betrifft, gute und schlechte.“ Über die einen Reportagen und Kommentare „freuen wir uns, über andere ärgern wir uns“. Dennoch hätten Zeitungen einen wichtigen Auftrag: „Sie fragen nach, sie decken Hintergründe auf.“ Schoenauer zitierte den Theologen Karl Barth: „Jeder Christ soll jeden Tag die Bibel und die Zeitung lesen.“

Bürgermeister Uwe Raab unterstrich, dass die Geschichte der Demokratie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine Geschichte ihrer Medien sei. Er erinnerte an große Enthüllungsstorys wie die Spiegel - oder Barschel-Affäre.

Ein öffentliches Reizthema

Gerade in der heutigen Zeit „wird eine lebhafte Debatte über Bedingungen und Qualität der journalistischen Arbeit in Deutschland, aber auch in Pegnitz geführt.“ Journalistische Qualität sei wie nie zuvor zum „öffentlichen Reizthema“ geworden. Auf den Straßen, an Stammtischen aber auch im Internet werde wieder viel über journalistische Ethik und Moral diskutiert.

Raab fragte provozierend: "Wie viele Artikel muss man über neue Flüchtlingsheime bringen? Wie viele über den Ball der Stadt?“ Der Kommunalpolitiker warnte vor „vorverurteilenden Namensnennungen“, wie zum Beispiel bei Gerichtsberichten. Dies könne gerade in einer Kleinstadt den sozialen Frieden sprengen.

"Das Geschäft wird immer schwieriger"

Die Referentin Johanna Haberer sprach über "Das Unwort ,Lügenpresse’ und die Ethik der Journalisten“ (wir berichteten). Die Professorin und frühere Chefredakteurin verschiedener kirchlicher Medien erklärte: „Dass das journalistische Geschäft schwieriger geworden ist, das wird niemand bestreiten.“ Der Wettbewerb unter den Medienmachern sei noch nie so hart gewesen wie derzeit. Oft würden Journalisten von ihren Redaktionen "ins Sensationalistische“ gedrängt.

Zugleich würden Vertreter dieses Berufsstandes immer schlechter bezahlt und immer weniger gewürdigt. In personell immer mehr ausgedünnten Redaktionen fehle gerade an Wochenenden vielfach die Zeit, um Fakten sorgfältig zu recherchieren. "Es ist also die größte Herausforderung an Journalisten, Redaktionen und Verlage, Zeit für Sorgfalt zu investieren.“ Aber das kostet Geld. "Die gut recherchierte, von allen Seiten beleuchtete Information ist für eine Gesellschaft genauso wichtig wie sauberes Wasser.“ Zugleich warnte die Theologin vor Unwahrheiten und Gerüchten aus dem Internet.