Uhlmann schafft Nähe und Distanz zugleich. Er geht mit dem Thema lässig um, aber beileibe nicht ohne Respekt. Im einen Augenblick fürchtet man, vielleicht doch etwas nah am Wasser gebaut zu sein. Jedenfalls kribbelt es verdächtig in den Augenwinkeln. Zwei Zeilen darauf lässt Uhlmann einen schon wieder loskichern.
Er macht das erst seit einer Woche
Und weil Uhlmann selbst so ein herrlich Ruheloser ist, gestaltet er dies bei seiner Lesung noch aus. Er redet sich in Rage, verhaspelt sich auch mal und wird dann wieder ganz ruhig, ja melancholisch. Die Zuschauer im Zentrum folgen jedem seiner Worte, lachen schallend. Und schweigen betroffen.
Als Musiker muss man Thees Uhlmann kaum vorstellen. Er und seine Band Tomte sind ein Begriff.
Umso sympathischer kommt er rüber, er, der erfahrene Bühnenmann, wenn er dann doch ernstlich nervös wirkt. Beim Lesen wirkt er ruhig, das sitzt. Doch in den Geschichten zum Buch verfährt er sich schon mal, kommt vom Hundertstel ins Tausendstel, nur, um irgendwann den Faden wieder aufzunehmen. Dazu zittern im auch ein wenig die Hände, wirkt seine Stimme etwas schriller als normal, vernuschelt er auch mal ein Wort. Schließlich macht er das auch erst seit einer Woche, das Vorlesen. Es ist dann doch etwas anderes, so allein mit Buch und Tisch und dem Publikum. Keine Gitarre zum Festhalten, kein Rudel namens Band um sich.
Ein guter Anfang
Uhlmann meistert diese neue Herausforderung dann doch. Es wirkt, als sei man in sein Wohnzimmer geladen, so begeistert plaudert er aus dem Nähkästchen. Von alkoholgesättigten Nächten auf Sankt Pauli, von der Geduld des Verlags, von der Liebe zu seiner eigenen Mutter. Davon erzählt uns Thees Uhlmann zwischen den Lesestücken. Das ist letztendlich das wirklich Wertvolle an diesem Abend, an dem Uhlmann ein wenig wirkt wie der Sensenmann in seinem Buch: ein Kind in der Gestalt eines Erwachsenen. Jemand, der sich freut über die Menschen, die da ins Zentrum kommen. Zu ihm. Zu seinem Buch. So richtig kann er es nicht fassen.
Jedem Anfang soll ein Zauber innewohnen, sagte mal ein routinierterer Autor, als es Uhlmann jemals sein wird. Für diesen Auftakt der „Leselust“ stimmte das auf alle Fälle. Ein guter Anfang. Auch wenn er vom Ende handelte.
Hier lesen Sie ein Interview mit Thees Uhlmann.
INFO: Die nächsten Termine bei „Leselust“: Am Sonntag liest Ildikó von Kürthy bei Leselust, am Mittwoch folgt bereits ausverkauft - das „Best of der Kurier-Leser“. Kerstin Gier liest am 13. Februar aus „Silber - Das dritte Buch der Träume“.