Gruppe weiß nicht, ob sie auch in Zukunft die Bedürftigen der Stadt gut mit Lebensmitteln versorgen kann. Tafel-Helfer an ihrer Leistungsgrenze

Von Andrea Munkert
Helfer bei der Pegnitzer Tafel beim Einräumen der Ware: Heinrich Löw (links) – hier mit Heidi Weidel und Horst Hartl – hofft auf jüngere Kräfte, die dem aktuellen Team unter die Arme greifen.⋌ Foto: Archiv/Ines Dicker Foto: red

Die Anforderungen werden in diesen Zeiten des Umschwungs mehr, die Helfer angesichts ihres Alters weniger. Die Pegnitzer Tafel weiß nicht, ob sie auch in Zukunft die Bedürftigen der Stadt gut mit Lebensmitteln versorgen kann.

 
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Aktuell arbeite man am Limit, sagen die Vorsitzenden Helga Koch und Heinrich Löw. Seit zehn Jahren besteht die Tafel als Verein Ehrenamtlicher, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, den Bedürftigen in Pegnitz und Umgebung unter die Arme zu greifen. Indem sie Lebensmittel sammeln, die Geschäfte wegen der Mindesthaltbarkeit nicht mehr verkaufen können, und an Berechtigte mit knappen Budget und einem entsprechenden Berechtigungsschein weitergeben. „Wir haben zwischen 100 und 120 Bedürftige. Es gibt Fluktuation, aber wir haben vor allem Stammpublikum“, sagt Helga Koch. Und da sei aktuell schon die Grenze des Machbaren erreicht.

Schwere körperliche Arbeit

Denn hinter den Sammlungen und dem letztlichen Verkauf an die Kunden steckt eine Menge Aufwand, sowohl logistischer als auch zeitlicher und körperlicher Natur. „Wir beginnen mittwochs unsere um 9.30 Uhr, sind rund eineinhalb Stunden in Pegnitz unterwegs, mittags fahren wir über Land, in Supermärkte nach Gößweinstein, Ebermannstadt und Igensdorf, danach nach Plech. Um 17 bis 18 Uhr sind wir dann vor dem Schlossberg-Laden mit dem Ausladen fertig“, beschreibt Heinrich Löw den Ablauf.

Nicht nur das sei schwere körperliche Arbeit, denn beladen wiegen die roten Plastikboxen, mit denen die Tafel-Ehrenamtlichen ausfahren, doch einige Kilogramm und seien damit meist zu schwer für Frauen. Diese befassten sich eher in mühseliger Kleinstarbeit mit der Sortierung von Wurstwaren, angegammelten Obst- und Gemüsearten und mehr, verpacken sie neu, räumen die Ware ins Regal und verkaufen sie. „Wir müssen ebenso auf gesundheitliche und hygienische Verordnungen achten wie eine Gaststätte oder ein Geschäft auch“, sagt Löw.

50 bis 60 Helfer stemmen dabei derzeit die Arbeit, die zu leisten ist – einer mehr als der andere. „Wir haben im Laden am Schlossberg einen Dienstplan aushängen, in dem jeder seine Wünsche, wann er welchen Dienst leisten möchte und wie lange er Zeit hat, eintragen kann. Das funktioniert einfach nach dem Prinzip: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Für Berufstätige wird es schwierig, Engagement und Lohnarbeit unter einen Hut zu bekommen, vermuten die beiden Vorsitzenden. „Wir sind zum großen Teil Rentner. Und auch die wollen irgendwann in Rente gehen, was die Tafelarbeit betrifft“, so Löw weiter. Viele seien seit weit mehr als fünf Jahren dabei und hätten körperlich entsprechend viel geleistet.

„Da ist es nur verständlich, wenn sie irgendwann nicht mehr so zupacken können und wollen“, findet auch Helga Koch. Und das sei eben immer mehr der Fall, haben die Vorsitzenden beobachtet. „Rüstige Rentner und jüngere Helfer würden uns sehr gut tun, um unsere Bedürftigen hier weiterhin versorgen zu können“, hofft Koch. Ein paar Hausfrauen verjüngen das Durchschnittsalter der Ehrenamtlichen, doch würden Jüngere dem Verein die Sorgen vor der Zukunft etwas nehmen. Denn gerade zur Zeit sei „alles aus den Fugen geraten“, „die Struktur ist nicht mehr so gegeben“, erkennen die ehrenamtlichen Mitarbeiter am Schlossberg schon seit einiger Zeit. „Es muss nur irgendwie die Wirtschaft einbrechen und der Arbeitsmarkt ist wieder ein ganz anderer“, erläutert Löw weitere Beweggründe, jetzt öffentlich nach frischem Blut Ausschau zu halten. Die Tafel ist Anlaufstelle für die Bedürftigen und sozial Schwachen aus der Stadt Pegnitz, ihrer direkten Umgebung sowie den Gemeinden Pottenstein, Betzenstein und Plech. Rund 50 Geschäfte geben der Tafel Waren, die sie nicht mehr verkaufen können. Mit dem aktuellen Personal könnte es sich der Verein nicht leisten, einen zweiten Tag in der Woche zu öffnen. „30 Ausweise mehr – und wir müssten ganz umdenken, wie das Pensum zu schaffen wäre“, so Löw.

Die Dunkelziffer, wissen er und Koch, ist viel höher – gerade in der „Generation Krieg und Wiederaufbau“. In Pegnitz und Umgebung sind es bestimmt zehn bis zwölf Personen, die hilfsbedürftig sind, aber nicht auf die Hilfe der Tafel zurückgreifen“, schätzt Löw. Mit den Flüchtlingsströmen hat der aktuelle Appell der Tafel allerdings wenig zu tun. Denn die meiste Versorgungsarbeit für die neu ankommenden Bedürftigen übernimmt der Unterstützerkreis Pegnitz. Auf die Tafel fällt „nur“ das Einsammeln und das Herrichten für die helfenden und verteilenden Hände vom Unterstützerkreis.

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