„Da tut sich einiges"
Was das viel zitierte Kirchturmdenken betrifft, gebe es inzwischen durchaus auch positive Entwicklungen. Laut Gräßel bilden sich in Oberfranken immer mehr interkommunale Arbeitsgemeinschaften, die gemeinsam Flächen für Einzelhandel oder Gewerbe ausweisen. „Da tut sich einiges“. Etwa bei der Zukunftsallianz Nördliches Fichtelgebirge, der Zukunft Frankenwald oder dem Wirtschaftsband A9 mit 18 Kommunen entlang der Autobahn.
Das andere Problem in puncto Flächenfraß sind die Wohngebiete. Dafür, dass in Oberfranken trotz Bevölkerungsrückgangs immer noch Neubaugebiete ausgewiesen werden, hat Tom Konopka vom Bund Naturschutz kein Verständnis. Zu dem aus seiner Sicht unsinnigen Flächenverbrauch kämen überdies noch unüberschaubare Kosten dazu. Schließlich ist es nicht mit der Ausweisung und Erschließung der Gebiete getan: „Nach 20 Jahren muss ja schon wieder saniert werden. Innerhalb von 50 Jahren summieren sich die Kosten noch mal auf die Höhe der Erschließungskosten. Das heißt, wir bürgen den nachfolgenden Generationen extrem viel auf.“
Und Konopka nennt einige Großprojekte in Oberfranken, die dem Bund Naturschutz ein Dorn im Auge sind: Etwa die Ausweisung von 20 Hektar Gewerbegebieten bei Ebensfeld (Landkreis Lichtenfels). Laut Konopka hat es diebeszüglich eine Bitte seitens des Innen- und des Umweltministeriums gegeben, sich mit der Ausweisung zurückzuhalten. Freilich ohne Erfolg. Die Bitte aus München verhallte im westlichen Oberfranken ungehört. Dort hieß es: Wir müssen schauen, dass wir hier vorankommen. In diesem Fall fand man in München kein Rezept gegen das Kirchturmdenken vor Ort.
Weitere „Großbaustellen“, die dem Bund Naturschutz Magengrimmen bereiten: der geplante vierspurige Ausbau der B173 Richtung Kronach (Konopka: „Ein Kampfthema für die nächsten Jahre.“), ein Flugplatz bei Coburg, dem 50 Hektar zum Opfer fallen sollen („großer Flächenfraß“), oder der vierspurige Ausbau der B303 durchs Fichtelgebirge, der noch nicht vom Tisch ist („Da würde man eine Mautausweichstrecke errichten“). Großes Unverständnis rufen bei Konopka auch die Vorgänge im Gewerbegebiet bei Himmelkron hervor. Wie berichtet, steht dort die Ansiedlung eines großen Möbelmarktes zur Debatte. Dieser hätte neben der Flächenversiegelung laut Konopka einen weiteren negativen Effekt: „Bislang zeigen solche Großmöbelmärkte, dass Arbeitsplätze im Verhältnis drei zu eins abgebaut werden. Drei Arbeitsplätze werden abgebaut und einer geschaffen. Dadurch verlieren wir Arbeitsplätze in der Region.“
Doch beim Bund Naturschutz will man nicht nur schimpfen. Peter Ille, Geschäftsführer der Bayreuther Kreisgruppe, verweist auch auf Positives. So gibt es bei der Stadt Bayreuth seit einigen Jahren ein Flächenkataster, in dem Flächen erfasst werden, die bebaut werden dürfen, aber noch unbebaut sind. „Das ist sehr nützlich, um den Flächenverbrauch in und um Bayreuth gering zu halten.“ Und Ille zieht einen Vergleich zu Bamberg, den in diesem Fall Bayreuth gewinnt: „Bayreuth ist noch recht kompakt geblieben. Wir haben noch einen erkennbaren Stadtrand.“