Studiobühne startet mit Erfolgsstück

Von Michael Weiser
Seltsame Kösperhaltungen. Der Mann rechts hinten ist keine Plastik, sondern der Paartherapeut von links: Frank Ambrosius, Julia Metzner, Georg Mädl). Foto: Ronald Kropf/red Foto: red

Wenn man als Paar nicht mehr weiterweiß? Geht man zum Therapeuten. Und wenn der nicht mehr weiterweiß? Hofft man auf die "Wunderübung". So reibungslos wird das nicht gehen, man ahnt es bereits. An der Studiobühne feiert die Komödie am Samstag Premiere. Und Regisseur Marcus Leclaire erzählt, warum der eine oder andere ein bleues Wunder erleben könnte.  

 
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Man hört immer wieder das Wort von der Ehe-Hölle. Dieser Art von Hölle kann man sich wie allem, was mit dem Teufel oder seiner gutgeheizten Wohnstätte zu tun hat, entweder mit Horror oder mit Humor nähern. Daniel Glattauer behauptet, letztere Lösung gewählt zu haben, jedenfalls bezeichnet er sein Buch „Die Wunderübung“ als „Komödie“.  

Die Geschichte dürfte manchem bekannt vorkommen, als die Kehrseite der Medaille. Also, da sind immer noch Er und Sie. Die beiden haben sich, wie’s nun mal so geht, im Laufe der Jahre entfremdet. Nun soll ein Paartherapeut retten, was zu retten ist. Doch er scheitert krachend. Was soll er da noch kitten können? Sie redet in einer Tour, er schweigt kalt. Wie bringt man die beiden wieder ins Gespräch miteinander? Der Therapeut schlägt einen neuen Weg ein. Doch auch er selber scheint in dicken Schwierigkeiten zu stecken.

Ein Phänomen aus Österreich

Daniel Glattauer ist ein Phänomen aus Österreich. Der 56-Jährige schrieb lange für den „Standard“, bis er mit dem modernen Brief-Roman „Gut gegen Nordwind“ den Durchbruch als Romancier schaffte. Das Buch, das von der E-Mail-Korrespondenz zwischen einem alleinstehenden Mann und einer verheirateten Frau erzählt, erschien 2006, wurde zu einem großen Erfolg und schließlich 2009 auf die Bühne gebracht. Inzwischen gehört der in über 30 Sprachen übersetzte Wiener zu den meistgespielten Autoren. „Die Wunderübung“  schrieb Glattauer gleich als Theaterstück, es feierte im vergangenen Jahr in Wien Premiere.  

"Man denkt, dass es schiefgehen kann"

Bei abgründigen Kammerspiel-Dramen  denkt man sofort an Yasmin Reza und Dramen wie „Der Gott des Gemetzels“. Regisseur Marcus Leclaire aber sieht in Glattauers „Wunderübung“ noch eine andere Qualität. „Es ist nicht so gradlinig wie ,Gott des Gemetzels‘, es geht hin und her.“ Wenn am Anfang der Paartherapeut das Sagen hat, übernehmen schließlich die abgekühlten Eheleute das Kommando. „Man denkt auch mal, dass es schiefgehen kann, das Ganze bleibt fragil“, sagt Marcus Leclaire. „Es ist ein Konversationsstück, mit einer sehr schönen Sprache und sehr pointierten Dialogen.“

So etwas wie ein Boxkampf

Marcus und Andreas Leclaire (Bühne) haben für das Ringen einen Raum gebaut, der auf den ersten Blick an japanische Wohnungen erinnert. Man habe für die Bespannung sogar echtes Reispapier verwendet, sagt Marcus Leclaire. Wichtiger noch: die Rundung des Raums. „Ein bisschen wie in einem Boxring“, sagt der Regisseur. Ein Hinweis darauf, vermutlich, mit welcher Entschlossenheit die Akteure aufeinander losgehen. Man ahnt, dass auch unter der Oberfläche einer Komödie  ein Schrecken lauern könnte.

Dagegen soll schließlich die „Wunderübung“ helfen. Was das ist? „Oh, es geht doch um Theater“, sagt Leclaire und lacht, er will schließlich die Spannung beibehalten. So viel sei vermutet: Es handelt sich wohl um eine gymnastische Einlage. Genaueres bei der Premiere am Samstag, 22. Oktober, in der Studiobühne, um 20 Uhr im Studio.

INFO: "Die Wunderübung" ist die erste Neuproduktion dieser Saison. Weitere Termine im Oktober sind am 28. und am 30. Die nächste Wiederaufnahmepremiere ist am Samstag, 29. Oktober, Saint Exuperys "Der kleine Prinz". Uwe Hoppes Weihnachtsmärchen-Fassung der "Bremer Stadtmusikanten" feiert am 13. November Premiere.