Zwei Frauen und ein Bild von einem Ritter: Uwe Hoppes „Tristan oder Isolde?“ feiert Premiere Uraufführung Tristan ODER Isolde

Von Michael Weiser
Es ist nicht alles Mittelalter, was Tristan heißt: Die Truppe der Studiobühne bei den Proben. Foto: Regina Fettköther Foto: red

Als Kontrast und als Ergänzung: Rechtzeitig vor dem Start der Bayreuther Festspiele feiert die Studiobühne eine Uraufführungspremiere. "Tristan oder Isolde?" heißt das Stück, für das Uwe Hoppe als Autor und Regisseur verantwortlich zeichnet.

 
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Nein, für „Tristan und Isolde“ hat er keine Karten; die mit Spannung erwartete Neuinszenierung der Bayreuther Festspiele wird an Uwe Hoppe vermutlich vorübergehen. Sehr viel mehr Spannung würde ihm ja vielleicht auch gar nicht guttun, schließlich steht er schon genug unter Strom, wegen seines eigenen „Tristan“-Stoffes. Zwei Proben hat die Truppe der Studiobühne noch vor sich, „die brauchen wir aber auch“, sagt der Regisseur und Autor.

Am kommenden Samstag also ist es so weit, dann feiert wieder ein Stück aus Uwe Hoppes Feder Uraufführungspremiere. „Tristan oder Isolde?“ heißt das Drama, zu dem Uwe Hoppe die Texte von Gottfried von Straßburg und Richard Wagner und einigen mehr verwoben hat. Eine Komödie sei das, sagt Uwe Hoppe und plaudert von der Probenarbeit und der Reaktion der Zaungäste im Hoftheater bei Steingraeber. „Einige Leute finden es total schräg und lachen die ganze Zeit, andere finden es tragisch – lustigerweise sind das vor allem jüngere Leute.“ Musik gibt's auch, von Wagner, natürlich, aber auch aus anderen Quellen. Hans Martin Gräbner begleitet am Klavier. 

Jahrelange Arbeit

Seit Jahren trägt sich Uwe Hoppe mit dem Stoff, hat recherchiert und Bücher gelesen, vor allem die mittelalterlichen Fassungen des Epos. „Wagners Text kennt man ja eigentlich schon in- und auswendig.“ Die dramatische Struktur zu entwickeln, benötige am meisten Zeit, sagt er, was lässt man weg, was fügt man ein, wie sollen die Figuren sprechen? Legt man ihnen Stücke aus den Originalen in den Mund, oder entwickelt man eine eigene Struktur? Ergebnis seiner Arbeit war ein Text, der die Schauspieler auf Trab hält. „Es ist körperlich anstrengend, was da passiert“, sagt Hoppe, man versteht, was er meint, wenn man Zeuge früherer Produktionen wie zum Beispiel dem „Leubald“ gewesen ist.

Was die Sache für die Laiendarsteller noch anspruchsvoller macht: Der Text ist einigermaßen kompliziert, wechselt zwischen Zeitebenen. „Kein normales Erzähltheater“, wie Hoppe sagt. Es geht um Liebe, klar. Außerdem „wird eine Brücke geschlagen zwischen der Minne des Mittelalters, der Tiefenpsychologie des 19. Jahrhunderts und der radikalen Veröffentlichung der intimsten Details in unserer medialen Jetztzeit“, heißt es in der Kurzbeschreibung der Studiobühne. „In allgewaltigen Bildzitaten und derber Komik entsteht so eine schräge, temporeiche Show, durchsetzt mit melancholischen Momenten.“ Was das wiederum bedeuten könnte, erschließt sich dem, der bereits Hoppe-Produktionen wie „Richard! Mein Leben!“ gesehen hat.

Die zweite Isolde

So viel sei verraten: Brangäne und Marke haben bei Hoppe einiges mehr zu sagen als bei Wagner, Melot ebenfalls. Dafür gibt’s weniger philosophischen Unterbau als bei Wagner. Und: Das Stück fängt mit dem Schluss von Wagners 150 Jahre alter Oper an. Seine Fassung bleibe eng bei Wagner, sagt Hoppe, nütze aber auf der anderen Seite, die Spielräume, die Gottfrieds Erzählung bietet. Da kommen Tristan und Isolde zusammen, wenn auch in einem verbotenen Verhältnis. Was Marke denn auch bald entdeckt. Tristan flieht und lernt prompt eine neue Isolde kennen. Isolde Weißhand. Im Text des Sängers aus Straßburg stürzt dieser schier unglaubliche Zufall Tristan in einige Verwirrung. Was daraus werden kann, darüber sollen sich auch die Zuschauer Gedanken machen. „Wir geben keine Antworten, wir stellen Fragen“, sagt Hoppe.

Nach sieben Wochen Proben seien die Schauspieler körperlich ramponiert, aber ziemlich fit fürs Spiel, meldet Hoppe. Eine Truppe, die vieles auch ohne die Anweisungen ihres Regisseurs in die Wege leitet. „Ich bin da ja auch viel gelassener geworden.“ Ein Ensemble vor allem, das mit Begeisterung spiele, schwärmt Hoppe, „die hauen sich richtig rein. Es ist vielleicht auch das Ambiente bei Steingraeber, das so zusammenschweißt“, sagt er, „der besondere Charme, das Improvisierte.“

Klingt nach einer unterhaltsamen Alternative zum Festspiel-„Tristan“. Der wird zwar auch im Kino und im Fernsehen übertragen (am 7. beziehungsweise 8. August). „Aber im Fernsehen kann ich mir das nicht anschauen“, sagt Hoppe, nicht, nachdem er vier verschiedene Inszenierungen auf DVD studiert habe. „Theater im Fernsehen – das klappt einfach nicht.“

 

INFO: Uraufführung am 18. Juli 2015 um 20 Uhr, Hoftheater im Steingraeber-Palais; Weitere Vorstellungen: 24., 26., 29., 31. Juli; 2., 6., 7., 8., 11., 13., 14., 15., 17., 19., 21., 22. August, jeweils um 20 Uhr