Studenten entwerfen Atemweg für Wirsberg

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Nach der Präsentation im Rathaus: Die Studentinnen mit ihrer Professorin Pamela Heise. Foto: Werner Reißaus Foto: red

Wirsberg ist der einzige Luftkurort im Landkreis Kulmbach. Wie sich die reine Luft noch besser touristisch vermarkten lässt, darüber haben sich Studenten der Fachhochschule Coburg Gedanken gemacht. Und sie haben eine Lösung gefunden.

 
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Genuss und Gesundheit sind die Bausteine, auf denen das Atemweg-Konzept der Studierenden fußt. Denn obwohl Wirsberg bei Touristen nach wie vor beliebt ist, sucht die Marktgemeinde nach neuen Strategien. "Wir sind seit 1872 Urlaubsort", sagte Bürgermeister Hermann Anselstetter. Doch seit der Wiedervereinigung habe Wirsberg "einen Dämpfer erlitten". Nun versuche man, an die vorhandenen Stärken anzuknüpfen.

Saubere Luft und gutes Essen

Die wildromantische Natur im Schorgasttal, Wanderwege, saubere Luft, eine Vielzahl von Übernachtungsangeboten und Gastronomie bis zu Spitzenkoch Alexander Herrmann: Das alles haben die Studentinnen des Studiengangs Integrative Gesundheitsförderung als Besonderheiten der Marktgemeinde ausfindig gemacht. Und diese könnten mit den Bedürfnissen von Touristen nach Entspannung, Genuss, Entschleunigung und Ruhe verknüpft werden, erklärte die Stadtsteinacherin Lisa Wunder. Auch die Komponenten Bewegung und Nachhaltigkeit seien berücksichtigt worden. "So entstand die Idee, einen Atemweg mit 14 Stationen zu entwerfen", sagte Lisa Wunder, die mit Melanie Hagemann den Atemweg im Namen der übrigen sechs Kommilitionen am Montag im Wirsberger Rathaus  vorstellte.

Ausatmen, durchatmen, aufatmen

Ausatmen auf einer ergonomischen Holzliege, Durchatmen beim Gehen auf dem Barfußweg, den atemberaubenden Blick über Wirsberg genießen: All das könnte mit dem Atemweg in Verbindung gebracht werden. Kurse und Seminare zum Thema Atmung wie sie Gabriele Rinner aus Marktschorgast bereits anbietet, könnten das Angebot ergänzen. Rinner hörte dem Vortrag zu und hielt die Vorschläge ("sie könnten von mir sein") alle für gut umsetzbar.

Ein Alleinstellungsmerkmal finden

"Wir wollten das nehmen, was alle kennen, aber einen anderen Fokus darauf richten", sagte Projektleiterin Melanie Hagemann, die sich mit der Machbarkeitsstudie beschäftigt hat. Immer mehr Touristen fühlten sich von Themen-Wanderwegen und Angeboten wie der bayerischen Tourismusmarke "Stade Zeiten" angezogen. Der Atemweg könnte ein Alleinstellungsmerkmal von Wirsberg werden, obwohl es noch fünf weitere Luftkurorte im Umkreis von 50 Kilometern gebe.

Wie die Folgekosten finanzieren?

Um das Vorhaben umzusetzen, müsste die Gemeinde zunächst relativ viel Geld ausgeben. Zum einen für eine Projektleitung und zwei Minijobber, zum anderen für die nötigen Geräte zur Ausstattung des Atemwegs. In den ersten drei Jahren könnte mit einer Leader-Förderung in Höhe von 230 000 Euro gerechnet werden, so Hagemann. "Das Projekt kann sich aber nicht selbst finanzieren." Daher wären für die Folgejahre jährliche Zuschüsse in Höhe von 100 000 Euro von der Gemeinde zu zahlen.

Leader-Förderung als Lösung

Anselstetter hielt es für realistisch, dass Wirsberg über Leader eine 60-prozentige Förderung bekommen könnte. Die Folgekosten seien davon ausgenommen und würden niedriger ausfallen als in der vorgelegten Kalkulation. Die Gemeinde habe Erfahrungen mit ähnlichen Projekten und mit der Wartung der Geräte könnte der Bauhof betraut werden. Bevor das überhaupt geschehen kann, muss allerdings erst der Gemeinderat dem Vorhaben zustimmen. Wirsberg hat laut Anselstetter bereits drei Leaderprojekte angemeldet: das Hochzeits- und Kulturprojekt, einen Kunst- und Skulpturenweg und ein Wallfahrerprojekt.

Zuhörer reagieren positiv

Den meisten Zuhörern gefiel der Atemweg. So sagte Sabine Leuschner: "Das ist genial, einfach und bodenständig und könnte dem Ort einen wichtigen Impuls geben." Silke Gebhardt war der Ansicht: "Luftkurort klingt heute etwas verstaubt. Der Atemweg könnte dem Begriff  neuen Atem einhauchen." Das Ehepaar Eckert, Inhaber des Reiterhofs, bat darum, wenn der Weg umgesetzt werde, an alle Hotels zu denken, "und nicht nur an den Kernort". Die Professorin der Studentinnen, Pamela Heise, ergänzte, das Konzept sei in 14 Wochen und 1500 Arbeitsstunden entstanden. Sie regte an, falls das Vorhaben umgesetzt werde, die Zusammenarbeit mit der Genussregion und den Stipendiaten der  Villa Concordia in Bamberg zu suchen.

Hintergrund:

Nach Angaben des statistischen Landesamtes sind die Gästezahlen und Übernachtungen in Wirsberg leicht rückläufig (Betriebe mit neun oder mehr Betten). Im Jahr 2009 wurden noch 361 Gästebetten angeboten; 2014 waren es lediglich 304. Im selben Zeitraum sank die Anzahl der Gästeankünfte von 23.976 auf 21.122. Die Gästeübernachtungen gingen von 48.905 auf 41.557 zurück. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer blieb mit zwei Tagen konstant. In kleineren Beherberungsbetrieben (unter neun Gästebetten) wie Privatquartieren oder Campingplätzen wurde 2014 insgesamt 181 Gästeankünfte gezählt (2009: 170). 618 Gästeübernachtungen wurden verzeichnet (90 weniger als 2009); die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ging von 4,2 auf 3,4 Tage zurück.

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